Thema des Tages: Wie russische Spione in Wien die OSZE sabotieren

DER STANDARD DER STANDARD 9/1/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von Donauversicherung.

Ich bin Margit Ehrenhofer, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Eklat in der OSCE, der Verdacht.

Russische Spione haben die Friedensorganisation unterwandert, ihre Aufgabe, die internationale

Zusammenarbeit zu sabotieren, während Russland die Ukraine überfällt.

Da geht es beispielsweise um einen Mitarbeiter der OSCE, der vom Kollegen als der Obererst

bezeichnet wird.

Das soll für den osischen Auslandsnachrichtendienst tätig sein.

Und diese Spionage soll mitten in Österreich stattfinden, am OSCE-Sitz in der Wiener Hofburg.

Eben hier werkt eine mysteriöse Dolmetscherin, die schon lange im Visier von Geheimdiensten

weltweit steht.

Sie war eine sehr attraktive Brunette-Mädchenin und Putin ging aus seinem Weg, sie zu President

Trump zu introduzieren, was nicht normal war.

An eurer Schnittstelle sozusagen hat der Standard eine Recherche angeleitet in Kooperation

mit dem Spiegel und dem ZDF rund um die OSCE, die Organisation für Zusammenarbeit und Sicherheit

in Europa.

Und ich möchte einsteigen mit einem Eklat, den es in der OSCE vor Kurzem gegeben hat,

und zwar ging es da um ein Gespräch zwischen einem russischen und einem litauischen Diplomaten.

Fabian, was genau war da los?

Ja, also das war in einer Sitzung der OSCE-D, also der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit

in Europa, wo ein litauischer Diplomat sehr deutlich den russischen Angriffskrieg auf

die Ukraine kritisiert hat.

Und das hat dem russischen Diplomaten überhaupt nicht geschmeckt, der hat dann seinen litauischen

Kollegen richtiggehend bedroht, nämlich so Sätze gesagt, wie Russland könne jeden überall

erwischen.

Und dann werde den Mann vielleicht in Russland vor ein Gericht stellen und wir wissen ja,

dass dort klassische Maßnahmen darauf stehen, wenn der Krieg kritisiert wird.

Also das war wirklich schon eine außergewöhnliche Situation im diplomatischen Rahmen und die

litauische Botschaft hat dann Österreich auch aufgefordert als Gastgeberland gewissermaßen

der OSCE-D.

Also die OSCE-D sitzt ja in Wien, in der Hofburg, da Konsequenzen zu zeigen und das ist auch

passiert, weil das Außenministerium diesen Russen dann gewissermaßen einbeordert hat

und ihm so ist das Zitat unmissverständlich klargemacht hat, dass solche Äußerungen eben

inakzeptabel sind.

Also man sieht daran, da geht es schon eigentlich ordentlich ab in der OSCE-D.

Die OSCE-D, jetzt haben wir es ganz oft schon gehört, das ist ja eigentlich eine Friedensorganisation.

Gerald, kannst du uns das genau erklären, was ist die Aufgabe der OSCE-D?

Also heute würde ich sagen, es ist ein Instrument der Diplomatie und zwar zahlenmäßig, was

die Zahl der Mitglieder betrifft, ein relativ großes.

Die OSCE-D hat 57 Mitglieder, das sind zum Beispiel alle Staaten Europas dabei, das ist

aber auch die Mongolei dabei, die Nachfolgestatten der Sowjetunion, also natürlich auch Russland

und interessanterweise nicht europäische Staaten auch, nämlich die Vereinigten Staaten

und Kanada, weil es geht ja um die Sicherheit in Europa und das sind natürlich vor allem

die USA ein nicht unwesentlicher Partner.

Entstanden ist die OSCE-D als Nachfolgeorganisation der KSCD, vielleicht sagt das manchen noch

etwas, das war die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Da gab es in 1973 in Helsinki schon ein erstes Treffen und 1975 dann die Schlussakte in Helsinki

und man muss das ganz klar sehen damals vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, vor dem

Ost-West-Konflikt und da haben sich dann in der Schlussakte die Staaten doch immerhin

verpflichtet zu Unverletzlichkeit der Grenzen, also etwas, was jetzt im Zuge des Ukrainekriegs

natürlich von Russland stark infrage gestellt wird, auch zur friedlichen Regelung von Streitfällen,

Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten und auch zur Wahrung der Menschenrechte,

das war damals zum Beispiel auch Ende der 80er Jahre, 1989, Fall des Eiserland-Vorhangs

für der Wende in Midland und aus Europa ein wesentlicher Punkt, weil man gesagt hat,

man erinnert die eigenen Machthaber, die eigenen Regierenden dran die Menschenrechte zu achten,

weil das ja etwas ist, was sie in der Helsinki Schlussakte der KSCD selbst unterschrieben haben,

also da konnte man die eigenen Regierungen ein bisschen an die Kandare nehmen und seit den 90er

Jahren ist das eben umgewandelt worden in die OSCE, diese Organisation mit dem ständigen Sitz in

Wien, wie Fabian schon gesagt hat, mit einem rotierenden, jährlichen Vorsitz und vielleicht noch das

Markanteste wahrscheinlich, was man über die OSCE sagen kann, ist, dass es dort Einstimmigkeitsprinzip

gibt, das heißt, wenn nicht alle dafür sind, passiert auch nichts, das heißt, das macht das

Ganze ein bisschen unflexibel ist, aber gleichzeitig auch genau deshalb ein stabilisierender Faktor

und aus dem ergeben sich jede Menge Probleme. Also doch, aber recht klare Richtlinien,

die die OSCE da formuliert hat, um eben für Sicherheit in Europa zu sorgen. Jetzt sehen

wir es, wir haben eben mitten in Europa diesen Krieg durch die russische Invasion in der Ukraine.

Wie ist denn die OSCE dort involviert, Fabian? Ja, also wir hatten ja einen langen Vorlauf auf

diesen Angriffskrieg, auf die ganze Ukraine, wir hatten die illegale Annexion der Krim und wir

hatten einen ständigen Konflikt in der Ostukraine und da war auch die OSCE im Einsatz in einer

Beobachterfunktion, die beispielsweise protokolliert hat, wer wohin Raketen schießt, wo Granaten

einschlagen, also was die Kriegsparteien gewissermaßen dort treiben. Man hat dann recht rasch gesehen,

dass Russland hier interveniert hat und es wurde gewissermaßen die Aufgabe umgewandelt,

sollte man nicht mehr den Urheber gewissermaßen der Raketen und Granaten protokollieren, sondern

nur mehr wo sie einschlagen. Also so sieht man, wie Russland auch Druck ausüben kann im eigenen

Interesse auf diese Beobachter oder Friedensmissionen der OSCE. Wir haben dann auch gesehen, dass die

urengliche Aufgabe der OSCE, da wurde probiert im Rahmen der Minska Abkommen eben einen Friedens

oder zumindest einen Waffenstilstand in der Ostukraine auszuhandeln, was ja auch eigentlich immer

recht rasch dann gescheitert ist und jetzt natürlich mit dem Angriffskrieg überhaupt

spektakulär gescheitert ist, aber was schon Interessantes ist, dass auch eigentlich die OSCE

selbst Konflikte mit Russland hat. Wir haben da zum Beispiel einen Vorfall, wo 70 Fahrzeuge der

OSCE beschlagnahmt worden sind. In der Ostukraine, die eigentlich zur Beobachtermission gehörten,

auch drei OSCE-Mitarbeiter wurden da festgenommen, ihnen wurde gewissermaßen vorgeworfen, dass sie auf

Seiten der Ukraine gekämpft hätten, dass sie das Feuer gelenkt hätten auf die sogenannten

Separatisten und das ist eigentlich ein ziemlicher Skandal, also sogar die USCD Generalsekretärin

sagt, das ist inakzeptabel und unmenschlich, dass diese drei Mitarbeiter verhaftet wurden und ihnen

auch der Prozess gemacht wurde und diese Fahrzeuge, die drei Millionen Euro wert sind, die sind noch

immer in Hand der russischen Behörden. Aber wenn jetzt Russland sich nicht nur nicht daran hält,

Frieden in Europa zu warnen, sondern da auch, wie du es jetzt gerade erklärt hast,

eigentlich aktiv gegen die OSCE vorgeht, wie kann denn Russland dann trotzdem noch weiterhin

Mitglied bleiben? Also da gibt es eh sehr unterschiedliche Meinungen innerhalb der OSCE,

aber das Hauptargument der Befürworter, dass Russland da dabei bleibt, ist natürlich,

dass man schwer für Frieden sorgen kann, wenn eine Konfliktpartei nicht an Gesprächen, Verhandlungen

etc. teilnimmt. Gleichzeitig ist die OSCD bis zu einem gewissen Grad auch abhängig von Russland,

eben weil die Mitgliedsländer Beiträge zahlen, damit die OSCD arbeiten kann. Wenn gleich man hier

sieht, dass Russland zum Beispiel in den vergangenen Jahren einige Mitgliedsbeiträge nicht gezahlt haben

soll, also unseren Informationen zufolge gibt es da auch um mehrere Millionen Euro, also durchaus

viel Budget für die OSCD. Jetzt habt ihr schon erwähnt, dass Wien da eine besondere Stellung hat,

weil das Hauptquartier der OSCE sich hier in der Hofburg befindet und ich erinnere mich,

da gab es es gar nicht so lange her, eben aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine

eine Erklaraufregung, dass eben Russinnen nach Österreich eingereist sind. Für Zündstoff sorgt dabei,

dass an dem OSCE-Treffen auch Delegierte aus Russland teilnehmen. In Wien verließen viele

Abgeordnete aus Protest gegen die Anwesenheit der russischen Delegierten den Saal. Also da ging es

um die parlamentarische Winterversammlung der OSCD im Februar 2023, was da vor allem für

solche Aufregung bei einigen anderen Mitgliedstaaten gesorgt hat, war, dass Russland für seine

Delegation mehrere Personen nominiert hat, die sanktioniert sind. Also es hat sie da um Diplomaten

und Abgeordnete gehandelt, die teils auch wegen sehr heftiger Äußerungen und Aktivitäten im

Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sanktioniert worden waren. Also einer hat zum Beispiel gesagt,

man müsse die Ukraine ins 18. Jahrhundert zurückbomben. Da gab es dann einige Mitgliedsländer,

vor allem aus Osteuropa und aus dem Baltikum, die gewissermaßen gefordert haben. Österreich

solle diese Visa nicht ausstellen und diese Diplomaten nicht einreisen lassen und das

österreichische Außenministerium sagt, das darf es gar nicht tun. Es muss Visa ausstellen als

sogenanntes Sitzstaat, wenn Diplomaten zu Versammlungen der OSZE reisen. Also das gilt

genauso danach für die Vereinten Nationen etc. Man hätte schon die Russen auffordern können,

andere Personen zu nominieren für ihre Delegation, die vielleicht weniger umstritten sind oder sich

nicht so explizit geäußert haben. Da gibt es also ganz unterschiedliche Auslegungen. Wenn es

jetzt aber so ist, dass so wie die österreichische Haltung derzeit ausschaut, dass man russische

Diplomaten einreisen lässt nach Österreich, könnte Russland dann nicht über diesen Weg

auch Spioninen zum Beispiel ins Ausland schicken? Also ich glaube prinzipiell machen das alle Länder.

Also ich glaube in fast jeder größeren Botschaft arbeiten Spione, egal ob das jetzt Russland ist

oder die USA oder China oder auch manche EU Partner. Also das ist ganz normal. In Wien ist es

natürlich dann noch einmal besonders, weil es ja nicht nur die Botschaften gibt für das Land

Österreich, sondern weil die meisten Nationen auch Botschaften an den internationalen Organisationen

haben, wo wir ja eine ganze Reihe haben, eben wie schon erwähnt, Vereinten Nationen, OSCD, Atomenergiebehörde

etc. Und da gibt es dann noch einmal eine zweite Möglichkeit, also einerseits können Spione

unter dem Deckmantel, dass sie Diplomaten für das eigene Land sind, eingeschleust werden,

aber dann schauen diese Organisationen natürlich auch, dass sie eine Diversität bei den Mitarbeitern

haben. Also es würde ja keinen Sinn machen, wenn zum Beispiel bei der Atomenergiebehörde

nur Amerikaner arbeiten würden. Da schaut man dann natürlich auch innerhalb dieser Organisationen,

dass da auch aus unterschiedlichsten Ländern Mitarbeiter rekrutiert werden. Und da kann es

natürlich auch sein, dass dort dann Personen arbeiten, die tatsächlich für einen Nachrichtendienst

tätig sind und die sich dann eben als Mitarbeiter dort eine Legende aufbauen, wie man sagt.

Wir sind gleich zurück.

Schaffen wir es noch, die Erderhitzung zu stoppen? Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?

Wie werden wir in einer heißeren Welt leben, arbeiten, urlauben? Und wann fahren Autos autonom?

Ich bin Alicia Prager und ich bin Florian Koch. Um solche und viele weitere Fragen geht es im

Podcast in Zukunft und Edition Zukunft Klimafragen. Wir sprechen mit Expertinnen und Experten und

diskutieren Lösungen für die Welt von morgen. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.

Bestätet denn jetzt ein konkreter Verdacht oder gibt es Hinweise oder wissen wir sogar von

Personen, die tatsächlich verdächtigt werden, für Russland zu spionieren? Also in unserer

Recherche, die wir eben mit dem Spiegel, mit dem ZDF und Paper-Trail-Media gemacht haben,

haben wir einige Personen identifiziert, von denen zumindest eine Reihe anderer Mitgliedstaaten

denken, dass sie als Spione tätig sind. Da geht es beispielsweise um einen Mitarbeiter der OSZE,

der vom Kollegen als der Obererst bezeichnet wird. Das soll für den russischen Auslandsnachrichtendienst

tätig sein. Wir haben recherchiert, dass die Frau des russischen Vizeaußenministers zumindest

bis vor einigen Monaten OSZE-Mitarbeiterin war und dann gibt es noch eine berühmt berüchtigte

Dolmetscherin, der mehrere Mitgliedstaaten explizit Spionage und Einflussnahme im Sinne

Russlands unterstellen. Und diese berühmt berüchtigte Dolmetscherin, wie du sie nennst,

woher weiß man oder woher glaubt man, dass diese Frau eine Spionin ist und nicht einfach eine

normale Mitarbeiterin? Also es gibt einige Merkwürdigkeiten in ihrer Wieter. Also sie

war jahrelang für das russische Außenministerium tätig, ist mit dem russischen Außenminister

oder mit Präsident Vladimir Putin selbst verreist in andere Länder, um dort das Simultan

Live-Dolmetscherin tätig zu sein. Und ganz berühmt ist sie dafür, dass sie beim Treffen

zwischen Putin und Donald Trump dabei war, weil die Trump-Beraterin Fiona Hill, dessen Russland

Expertin später in ihrem Buch gemeint hat, diese Dolmetscherin sei extra ausgewählt worden,

um Trump zu verwirren und abzulenken.

Sie war eine sehr attraktive Brunette-Mädchenin und Putin ging aus seinem Weg, sie zu Präsident Trump,

der nicht normal war, und dann, als Präsident Trump war, hat sie mit ihm gesprochen. Und ich habe

ihn nie gesehen, oder habe ich ihn immer nach oder immer mit einem der Translater gesprochen.

Die Person findet man sehr viele unterwäsche Fotos von der Frau im Internet. Also sie ist

offenbar als Hobby auch der Zoom-Model. Und das hat einfach die Aufmerksamkeit erregt von vielen

anderen Mitgliedsländern, deren Diplomaten uns eben gesagt haben, das ist eine ganz umstrittene

Personalie innerhalb der OSCD. Und die verstehen auch nicht ganz, warum die Frau, wenn sie schon

quasi in der russischen Diplomatie so weit oben war, warum die dann nach Wien geht, eben um

in die OSZE und dort einen Job zu machen, der vielleicht sogar unter dem liegt, prästischmäßig,

was sie bisher gemacht haben. Und diese Umstände führen also zu dem Verdacht.

Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass dieser Verdacht stimmt und auch die anderen Personen,

die du vorhin genannt hast, kann man dann einschätzen, wie groß vielleicht auch die Gefahr

ist, die es von diesen Personen ausgeht?

Naja, ich glaube, die Frage ist für wen? Also für Österreich wird nicht besonders viel Gefahr

ausgehen. Also es war auch immer die österreichische Devise, dass uns eigentlich wurscht ist, wenn

spioniert wird, solange es nicht gegen uns geht. Sonst hätten wir auch sehr viel zu tun in Wien,

rund um die internationalen Organisationen. Aber natürlich ist so eine russische Einflussnahme

auf mehrere Arten gefährlich, also gefährlich vor allem für die Situation in der Ukraine,

weil halt OSZE-Feststellungen beeinflusst werden können, die OSZE-Policy beeinflusst oder blockiert

werden kann und auch, weil interne und klassifizierte Dokumente einsehbar sind von diesem Personal.

Wenn es ihr als Journalistinnen das alles herausfinden konntet, dann nehme ich an, dass es auch der

OSZE selbst bekannt sein wird, dass da bestimmte Personen in Verdacht stehen. Und dann nimmt

denn die OSZE irgendetwas dagegen?

Nein, man hat sich da auch jetzt auf eine Frage sehr schmallibig gegeben. Also die Generalsekretärin

Helga Schmid hat uns einen wirklich ausführlichen Fragenkatalog sehr knapp beantwortet und darauf

hingewiesen, dass alle OSZE-Mitarbeiter angehalten sind, im Interesse der OSZE und nicht im Interesse

ihrer Heimatländer zu agieren. Aber auf die konkreten Personalien ist man da nicht eingegangen.

Und es gab eben auch schon offen Rufen, da Konsequenzen zu ziehen von anderen Mitgliedstaaten.

Das ist alles nicht passiert. Man kann sich fragen, warum vielleicht geht es ja doch wieder zurück auf das,

was wir eingangs schon besprochen haben. Also das Geld, das Russland gewissermaßen der OSZE noch

schuldig ist oder auch um andere Dinge, um Einflussnahme etc. Aber offenbar lässt man die Situation so laufen.

Aber was ich mich das schon frage und Gerhard, vielleicht kommen wir damit noch mal zu dir,

das ist doch auch ein Sicherheitsrisiko oder, dass Russland da weiterhin so vernetzt hier dabei ist,

wäre es dann nicht einfach sicherer, eben Russland aus der OSZE rauszuschmeißen?

Also das erste, was man dazu sagen muss, ist, dass man Russland gar nicht so einfach aus der

OSZE rausschmeißen kann. Wie gesagt, in der OSZE herrscht Einstimmigkeitsprinzip. Eigentlich

müssen bei allen Entscheidungen alle 57 Mitgliedstaaten für oder gegen einen bestimmten Schritt sein.

Jetzt kann man in der Diplomatie manchmal auch ein Konsens so mit minus 1 formulieren. Also es

müssen, wenn es gegen einen bestimmten Mitgliedstaat geht, alle dafür sein, außer diesen Mitgliedstaat

selbst. Das gibt es zum Beispiel auch im Europäischen Rat, wo sich dieses Artikel 7 verfahren. Das ist

ein Verfahren wegen Mängel in der Rechtsstaatlichkeit gegen Polen gibt und ein anderes gegen Ungarn. Das

sind die einzigen zwei Artikel 7 Verfahren, die es gibt. Und man sagt immer, bisher eigentlich

zurecht. Das macht gar nicht so viel Sinn, weil Ungarn wird immer Polen stützen, in dem Streit mit

Brüssel und Polen wird immer Ungarn stützen. Selbst wenn man dieses Prinzip anwenden würde in

der OSZE, würde das aus dem ähnlichen Grund nicht gehen, weil da gibt es immer noch Belarus. Also

Belarus, als ein Staat, der sehr eng mit Russland verbündet ist, würde genauso Russland da wahrscheinlich

stützen und man kann Russland nicht rauswerfen. Das andere, was mir fast das Interessante

Argument zu sein scheint, ist, dass was Fabian schon gesagt hat, viele finden eigentlich in der

OSZE, dass die Anwesenheit Russlands dort momentan eigentlich der Sinn der OSZE ist, weil es die

einzige Plattform ist, auf der man überhaupt noch mit Russland sprechen kann, auf einer permanenten

Ebene. Wie gesagt, es gibt regelmäßige Treffen der Botschafter in Wien immer. Russland in der

gegenwärtigen Situation dort rauszuwerfen wäre wahrscheinlich nicht nur das falsche Signal,

sondern auch die internationale Diplomatie würde sich selbst der einzigen Plattform berauben,

die sie mit Russland überhaupt noch hat und in Zeiten wie diesen ist es immer gut,

Gesprächskanäle offen zu halten und das ist auch die mehrheitliche Ansicht in der OSZE.

Jetzt könnte man aber trotzdem noch einmal kritisch sein und fragen, wie sinnvoll ist

denn so eine Organisation noch, wenn einzelne Mitglieder sich gar nicht anders halten für was

sie eigentlich steht? Was meinst du, wie geht es da weiter mit der OSZE?

Also ich glaube, die OSZE ist wie gesagt eine Organisation, die immer schon im Rufstand so eher

schwerfällig zu sein, eben wegen dieser einstehmigen Entscheidungen. Und wenn sie jetzt Kurs hält,

dann legitimiert sie sich aus einer Institution, die zwar vielleicht schwerfällig ist, aber immerhin

eine stabile Institution im internationalen Gefüge bleibt. Und sie ist auch in vielen

Punkten handlungsfähig. Also vielleicht begehen wir auch gerne den Fehler, diplomatische Debatten

dann immer auf das Thema Nummer 1 zuzuspitzen und das ist in diesem Fall natürlich der russische

Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber die OSZE hat, man spricht im Fachschaggon von 3 Dimensionen,

es gibt die politische, militärische Dimension, die Wirtschafts- und Umweltdimension und die

Menschenrechtsdimension. Und in allen diesen 3 Dimensionen finden Konferenzen, Tagelungen statt.

Und die fanden zuletzt sogar statt, obwohl Russland das blockiert hat. Aber die anderen

Länder können sich trotzdem treffen. Russland kann nicht verhindern, dass die das tun. Interessant ist,

dass es dann ganz offiziell dann keine OSZE Veranstaltungen mehr sind. Das heißt, das wird

dann auch nicht mehr mit OSZE Geld finanziert. Dabei werden wir wieder bei der Finanzierungsfrage

von vorhin. Das ist ein wirkliches Problem. Aber momentan ist es schon so, dass die OSZE in vielen

anderen Bereichen, wo Russland auch nicht mitmacht, trotzdem aktiv ist. Das heißt, die Arbeit der

Organisation läuft trotz dieses Konflikts mit Russland weiter, vor allem auch in vielen kleineren

Bereichen, die medial vielleicht nicht so präsent sind derzeit. Trotzdem bleibt noch durch das,

was wir jetzt von Fabien gehört haben, die Frage der Sicherheit in Europa. Wenn Russland überwege,

die gar nicht so untypisch sein dürften, einfach Spione nach Österreich, nach Europa,

in diese Organisation schicken kann, wie steht es dann derzeit um die Sicherheit in Europa?

Genau, das ist der andere Punkt. Es gibt eben diese Unterwanderung und es gibt andererseits

diese Blockadehaltung, die Russland innerhalb der OSZE schon seit längerer Zeit an den Tag legt.

Und natürlich heißt beides zunächst einmal nichts Gutes. Wenn man nicht anbleiben will,

kann man schon sagen, wie ihn war schon vorher, als Sitz vieler internationaler Organisationen immer im

Ruf eine Spionage dreh, Scheibe zu sein, dass das jetzt im Krieg noch mal zunimmt, ist auch keine

Überraschung. Vielleicht ergänzt er noch, was Wien jetzt vielleicht für Spione, vor allem von

russischer Seite besonders attraktiv macht, ist die Tatsache, dass in vielen anderen europäischen

Ländern viel mehr russische Diplomaten ausgewiesen wurden als aus Österreich. Also auch hier steigt

sozusagen unter Anführungszeichen die Bedeutung, wie ihn sind, diesen Umfeld, dass die OSZE generell

ausgebremst wird. Es ist auch ein Symptom für das, was wir erleben mit dem Krieg. Ich glaube,

gerade eben, weil das alles einen schlechten Befund für die Sicherheit Europas abgibt,

bin ich persönlich froh, dass es die OSZE noch gibt. Wie gesagt, es geht oft darum,

um Gesprächskanäle offen zu halten, um über die Causa prima zu reden, aber vielleicht sogar über

andere internationale Probleme, die jetzt so in der Aufmerksamkeit ein bisschen erst an dritter

oder vierter Stelle kommen. Also trotz allem bleibt die OSZE weiterhin ein wichtiges Instrument der

Zusammenarbeit. Ein sehr, sehr spannendes Thema. Bin gespannt, wie es in der Angelegenheit weitergeht

und sage vielen Dank an euch beide für dieses Gespräch, Gerald Schubert und Fabian Schmidt.

Gerne. Sehr gerne. Wir machen jetzt gleich noch mit der Meldungsübersicht weiter. Mein Kollege

Scholz Wilhelm hat für Sie die wichtigsten Meldungen des Tages zusammengefasst. Wenn Ihnen diese Folge

von Thema des Tages aber jetzt schon gefallen hat und Sie uns das gerne mitteilen möchten,

dann lassen Sie uns am besten eine gute Bewertung da oder schreiben uns einen mit dem Kommentar.

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Vielen Dank für jede Unterstützung. Wir sind gleich zurück.

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Die Behörden haben alles richtig gemacht. Fehler vergisst man, statt daraus zu lernen.

So sind wir nicht. So ist Österreich einfach nicht.

Aber wie ist Österreich dann? Das wollen wir bei Inside Austria herausfinden.

Wir blicken auf die großen österreichischen Skandale. Von Ibiza bis Ischgl.

Wir wollen wissen, wer dafür in der Politik die Verantwortung trägt.

Und wir schauen genau hin, wo Österreich über seine Grenzen hinaus mitmischt.

Vom Wirecard-Skandal bis zum Ukraine-Krieg.

Das ist Inside Austria von Standard und Spiegel.

Jeden Samstag eine neue Folge, überall, wo es Podcast gibt.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.

Erstens. Österreichs Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal 2023 stärker geschrumpft als erwartet.

Laut Berechnungen der Statistikaustria Sanktas Bruttoinlandsprodukt

im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,1 Prozent.

Das heißt vor allem, auf Rückläufe im Handel und in der Industrie zurückzuführen.

Die abkühlende Konjunktur treibt auch die Arbeitslosigkeit in Österreich weiter in die Höhe.

Die Arbeitslosenquote stieg im August auf 6,1 Prozent.

Das sind 0,2 Prozent höher als noch vor einem Jahr.

Zweitens. Ein Anführer der rechtsradikalen Milit Proud Boys

ist am Donnerstag wegen des Sturms auf das US-Kapitol im Jänner 2021 zu 17 Jahren Haft verurteilt worden.

Die Staatsanwälte erklärten der Mann namens Joe Bix

sei eine der zentralen Figuren in einer aufruherischen Verschwörung gewesen.

Und drittens. Gleich mehrmals. In der Geschichte war die Menschheit vom Aussterben bedroht.

Mögliche Erklärungen dafür gibt es viele von Krankheiten bis zu Umweltfaktoren und Naturkatastrophen.

Eine neue Untersuchung an Fossilien deutet nun daraufhin,

dass bereits vor 800.000 bis 900.000 Jahren

die Homo erectus Population annähernd vollständig zusammengebrochen sein muss.

Damals schrumpfte die Weltbevölkerung auf weniger als 1.300 Fortpflanzungsfähige Individuen zusammen.

Dieser Populationsengpass dauerte demnach etwa 117.000 Jahre an.

Den Forschern zur Folge gingen bei dieser Entwicklung

98,7 Prozent der ursprünglichen Population unserer Vorgänger verloren.

Im Unterschied zur gegenwärtigen größten Bedrohungslage für die Menschheit der Klimakrise

waren unsere steinzeitlichen Vorfahren allerdings noch nicht selbst schuld an ihrer Existenzbedrohung.

Das heißt, dieses Mal können wir uns vielleicht sogar noch selbst retten.

Ja und alles Weitere zum aktuellen Weltgeschehen lesen Sie wie immer auf der Standard.at.

Falls Sie noch Feedback für uns haben, ein Thema über das wir unbedingt sprechen sollten,

dann schicken Sie das gerne an Podcasts at der Standard.at.

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Ich bin Margit Ehrenhöfer und im Meldungsüberblick haben Sie gerade Scholz Wilhelm gehört.

Danke fürs Zuhören, Baba und bis zum nächsten Mal.

Wie wir Mensch behandelt werden, nicht wie ein Schadensfall.

Keine Ahnung, was ich will, was gibt's denn alles?

Ich will eine Versicherung, die mich versteht und ich auch verstehe.

Ich will zu Donau, zu Donau, ich will zu Donau.

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Unter dem Deckmantel der Diplomatie legen russische Agenten weitgehend unbehelligt die internationale Friedensarbeit lahm.

Eklat in der OSZE. Der Verdacht: russische Spione haben die Friedensorganisation unterwandert. Ihre Aufgabe: Die internationale Zusammenarbeit zu sabotieren, während Russland die Ukraine überfällt. Die Spionage soll mitten in Österreich stattfinden, am OSZE-Sitz in der Wiener Hofburg. Eben hier werkt eine mysteriöse Dolmetscherin, die schon lange im Visier von Geheimdiensten weltweit steht. Wir sprechen heute mit Investigativredakteur Fabian Schmid und Auslandsredakteur Gerald Schubert vom STANDARD darüber, was wir über diese Spionin wissen, und wie Russland unter dem Deckmantel der Diplomatie die internationale Friedensarbeit lahmlegt.

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