Thema des Tages: Ukraine-Update: Droht eine nukleare Katastrophe?

DER STANDARD DER STANDARD 7/6/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

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Ich bin Tobias Holub, das System des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Ein Atomunfall, der ganz Europa verstrahlt.

Diese Gefahr wurde in der Ukraine schon vor Jahren durch die Chernobyl-Katastrophe Realität.

Jetzt werkt die Sorge vor einem ähnlichen Szenario im Atomkraftwerk Saporizhia.

Dort wird die Versorgung mit Kühlwasser knapp und beide Kriegsparteien in der Ukraine sprechen

von Anschlagsplänen.

Wir sprechen heute darüber, was hinter diesen Bedrohungsszenarien steckt und wie groß die

Gefahr eines neuerlichen Atomunfalles in der Ukraine wirklich ist.

Daniela Brugger, du berichtest für den Standard aus Kiew in der Ukraine und ich weiß, du hast

dich in den letzten Wochen auch ganz eingehend mit den Folgen dieses großen Staud am Unglücks

beschäftigt.

Ein großer Punkt, über den sich die Menschen da Sorgen gemacht haben, ist, ob der Auswirkungen

auf das Atomkraftwerk Saporizhia auch haben könnte, weil das mit Wasser aus einem Stauseanschein

gekühlt wird.

Weiß man denn mittlerweile schon, ob es da tatsächlich zu Auswirkungen auf das Kraftwerk

kommen könnte?

Ja, genau.

Das war von Anfang an eine sehr, sehr große Sorge von den Menschen.

Also das Kraftwerk selbst befindet sich ungefähr 150 Kilometer nördlich von diesem Damm,

der eben zerstört wurde vor einem Monat und man muss dazu sagen, dass die Reaktoren

von diesem Atomkraftwerk, das ja schon seit letzten Jahr, also seit letzten März von

Russland besetzt wird, die wurden bereits abgeschaltet, aber der Brennstoff in den Reaktorkernen, der

muss ständig gekühlt werden und da gab es eben die Angst, dass aufgrund der Zerstörung

des Staudammes dieses Kühlwasser nicht mehr ausreichen würde.

Ja, mittlerweile hat sich aber gezeigt, dass die Nuklearanlage über eigene Kühlteiche

verfügt und dort soll der Wasserstand derzeit bei 16 Metern liegen ungefähr, das sind die

aktuellen Daten.

Das heißt, dazu gibt es zunächst mal eine Entwarnung, aber die Sorge vor einem Anschlag

auf dieses Kraftwerk, die besteht natürlich.

Dieses Atomkraftwerk steht ja schon seit Beginn des Ukrainekrieges groß im Fokus der Öffentlichkeit,

der Aufmerksamkeit.

Kannst du vielleicht nochmal kurz beschreiben, wenn wir uns jetzt die Karte der

Ukraine vorstellen, wo das eigentlich genau liegt und ob da jetzt aktuell auch aktiv

gekämpft wird?

Also dieses Atomkraftwerk ist ja das größte Europas, das muss man vielleicht auch immer

dazusagen und hat vor dem Krieg etwa ein Viertel des Landes mit Strom versorgt, also das hat

eine unfassbar große Relevanz für das Land selbst und es befindet sich etwa 450 Kilometer

Luftlinie von Kiew entfernt am Nippro, also an diesem Fluss, der mittlerweile ja auch

die Frontlinie markiert und das Kraftwerk befindet sich im Oblast Saporizha, allerdings

nicht in der Stadt Saporizha, sondern in der Stadt Enerhodar und wird eben seit vergangenem

März von den Russen besetzt und das Kraftwerk selbst befindet sich also an der Frontlinie

und dieser Ort ist natürlich in den vergangenen Monaten immer wieder unter Beschuss geraten

und dafür machen sich die Kriegsparteien, also die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich.

Allerdings muss man bei dieser Formulierung immer sehr aufpassen.

Also ich erwähne es auch deshalb, weil in den Medienberichten sehr oft von dieser gegenseitigen

Beschuldigung die Rede ist und man muss ja eben aufpassen, dass es keine False Balance gibt,

also eine falsche Ausgewogenheit, die man dadurch erzeugt, dass man eben versucht,

eine Neutralität zu schaffen, weil wir müssen schon bei den Fakten bleiben,

wenn wir über diese Situation in der Anlage sprechen. Also das Kraftwerk selbst befindet sich

unter russischer Kontrolle. Wir als Journalisten haben keinen Zugang dazu und auch die ukrainischen

Behörden können natürlich nicht vor Ort sein und sich anschauen, in welcher Verfassung die

Anlage selbst ist. Ja und in diesem süglichen Gebiet, in Sapurischer selbst, da sind das

Ukraine ja zuletzt auch einige Vorstöße gelungen, eben im Rahmen der Gegenoffensive,

da wurden mehrere kleine Ortschaften zurückerobert, aber große Frontverschiebungen gibt es derzeit

oder schon seit längerem nicht und vielleicht kann man auch noch dazu erwähnen, dass Russland

im vergangenen Jahr ja diesen besetzten Teil von Sapurischer genauso wie den Teil,

den Russland besetzt hält von Kerson, als russisch proklamiert hat, was natürlich absolut

einseitig geschehen ist. Wenn in der Gegend, wo dieses Atomkraftwerk steht,

jetzt diese Gegenoffensive wieder ins Laufen kommt, wenn die Frontlinie da doch relativ nahe

verläuft, wie groß ist denn dann die Gefahr, dass im Zuge dessen, dass Atomkraftwerk zu Schaden

kommen könnte, dass es dazu Explosionen, Schüssen oder Unfällen kommen könnte?

Also diese Sorge, die herrscht seit Kriegsbeginn und vor allem nachdem der Karovka-Staudamm

zerstört wurde, ist es so, dass, wenn ich mit den Menschen hier spreche, mir gesagt wird,

man sieht ja, dass die Russen anscheinend zu allem in der Lage sind und weder die

Zerstörung des Karovka-Staudammes noch einer Atomanlage würde Sinn machen, also wenn man

sich das Ganze vielleicht jetzt logisch mal ansieht, aber die Sorge herrscht natürlich und das

merke ich auch in meinem Umfeld und vor allem bei Menschen, die Verwandte haben in der Gegend,

also vielleicht auch, wenn wir kurz über die Betroffenen selbst sprechen, ich habe vor kurzem

eben mit einem jungen Mann gesprochen, der selbst aus der Stadt Saporizha stammt und der

seit einem Jahr in Kiew lebt aufgrund der Kämpfe und der hat auch gesagt, dass seine Mutter immer

noch in Saporizha lebt und für die Menschen, die vor Ort sind, ist das natürlich nochmal eine

ganz andere Bedrohungslage und seine Mutter lebt immer noch dort und der Atemsocher erzählt,

wie seine Mutter sich eben auf einen Ernstfall vorbereitet.

Also alle Habseligkeiten schon eingeparkt zur Sicherheit und diese Jot-Tabletten, die kennen wir auch schon,

die sollte man nehmen nach einem Atomunfall, ganz wichtig immer dazu zu sagen,

im Voraus sollte man sie nicht sicherheitshalber einnehmen, also erst, wenn es wirklich in den

Notfall gegeben hat und Daniela hat es denn jetzt schon irgendwelche konkreten Probleme gegeben bei

diesem Atomkraftwerk. Gibt es Anzeichen für ganz konkrete Schäden oder sind das noch abstrakte

Ängste, wenn man das so sagen kann? Also ich glaube abstrakte Sorgen gibt es in diesem Krieg

nicht. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass mehr oder weniger alles passieren kann und

wie gesagt die Angst vor einem Szenario oder vor einem Anstieg auf die Anlage, die gibt es seit

langem, es gibt eben verschiedene Sorgen, also zum einen muss man dazu sagen, dass in dieser

Anlage eigentlich ungefähr 11.000 Mitarbeiter zuständig sein sollten für die Wartung derzeit,

sind es ungefähr 3.000, die vor Ort sind, also das hat man mir zuletzt gesagt und das ist also

ein vergleichsweise kleines Team, das unter einem unfassbaren Stress arbeitet und unter der

russischen Besatzung operiert. Das heißt, das trägt auch nicht unbedingt zur Entspannung der Lage

bei. Ja und Anfang der Woche haben wir eben erlebt, dass sich die Warnungen vor einem eventuellen

Anschlag gehäuft haben. Also in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli, da hat unter anderem die russische

Nachrichtenagentur damit begonnen Informationen zu streuen darüber, dass vielleicht oder eventuell

von ukrainischer Seite ein Anschlag passieren könnte und Zelensky hat dann in seiner Videobotschaft,

die er ja bei einer jeden Abend veröffentlicht, eben wiederum davor gewarnt, dass Russland einen

Anschlag plant. Es ist sehr wichtig, dass die Situation in der zapparissischen Atomnistanz ist.

Und die ukrainischen Streitkräfte, die haben dann mitgeteilt, dass auf dem Dach dieser Anlage

wohl fremdkörper platziert worden seien, die eben wie Sprengsätze aussehen. Das heißt, das ist

die aktuelle Lage, allerdings haben wir keine konkreten Beweise gesehen für diese Behauptungen,

die eben zum Beispiel von ukrainischer Seite kommen. Und in dieser Nacht, die du angesprochen hast

von Dienstag auf Mittwoch, glaube ich, ist dann schlussendlich auch nichts passiert, oder?

Genau, also zum Glück ist nichts passiert. Allerdings war das auch sehr spannend zu erleben,

was sich in den sozialen Netzwerken abgespielt hat. Also da gab es dann, wie es normalerweise üblich ist

hier, ganz viele Memes zu dem Thema und viele haben sich auch eben dazu geäußert und gesagt,

ja okay, also wieder eine neue Eskalation und am Morgen danach haben viele gepostet, ja okay,

wie geht es euch heute? Antwort, ja gut, es gab keine Nuklearkatastrophe. Also hier wird auch natürlich

immer mit Humor reagiert, allerdings ist die Anspannung natürlich groß und ja, also man spielt

hier natürlich auch mit den Ängsten der Menschen. Du hast vorher schon kurz angesprochen, wie absurd

diese ganzen Gedanken eigentlich sind, dass man so große, so wichtige Anlagen wie einen Staudamm

oder jetzt sogar ein Atomkraftwerk möglicherweise angreift, ist auch aus russischer Sicht irgendwie

schwer verständlich, aber wenn ich das richtig verstanden habe, gehen die Beschuldigungen da

ja in beide Richtungen. Warum sollte die Ukraine einen Atomunfall auf dem eigenen Staatsgebiet riskieren?

Ja, also ganz genau darin sind sich eigentlich alle einig, dass die Ukraine davon gar nichts haben

würde. Also wir sprechen ja hier davon, dass die Ukraine in dem Fall ihr eigenes Land versäuchen

würde. Das heißt, Städte, in denen 100.000 von Einwohnern leben, dann die ganzen Flächen,

die für die Landwirtschaft verwendet werden und dann auch noch das Kraftwerk selbst,

das ja wie gesagt eine Hauptquelle der eigenen Energie darstellt. Und dann würde wahrscheinlich

noch die Offensive erschwert werden. Also hier sprechen wir natürlich von den gesundheitlichen

Folgen für die Menschen. Das ist auch alles nicht absehbar, weil wir ja gar nicht wissen,

was genau passieren könnte und wie groß die Zerstörung wäre. Aber das heißt, die Auswirkungen

auch auf die eigene Moral des Soldaten, die werden natürlich wahrscheinlich auch betroffen,

weil die ukrainischen Soldaten ja in ihrem eigenen Land kämpfen und oft auch in den Regionen,

aus denen sie selbst stammen. Und das heißt, die Ukraine hätte hier wahrscheinlich nichts davon.

Die Frage ist, was hätten die Russen davon? Das würde wahrscheinlich von der Richtung

abhängen, in die der Wind weht. Und natürlich würde das ja auch bedeuten, dass die Ukraine

große Teile ihrer Leute dazu einsetzen müsste, Städte zu evakuieren. Das heißt, hier könnte

man wahrscheinlich eine Offensive verlangsamen oder auch verlagern. Aber wie gesagt, also der Sinn

erschließt sich eigentlich nicht. Sehr riskantes Szenarien, über die wir da überhaupt auch nur

spekulieren. Ich nehme an, die verhältnismäßig plassibles der Erklärung ist, dass es einen

Einfluss auf den Kriegsverlauf haben könnte. Kann man irgendwie einschätzen, welche Folgen

so ein Atomunfall wirklich für die Kampfhandlungen in der Region hätte? Also ich glaube das, was wir

als Journalisten und Beobachter gelernt haben in diesem Krieg ist, dass wir uns nicht zu sehr

auf Spekulationen einlassen wollen und können, weil wir wie gesagt nicht wissen, was vor Ort

wirklich passiert. Wir haben wie gesagt keinen Zugang. Allerdings kann man natürlich davon ausgehen,

dass ein Anschlag auf das Kraftwerk bedeuten würde, dass viel Zeit verloren gehen würde,

also für beide Seiten. Und dass eben wie gesagt die Ukraine ihr eigenes Personal dafür aufwenden

müsste, um Städte zu evakuieren und zu dekontaminieren. Und das würde ja auch bedeuten, dass der

Dnieper wahrscheinlich verseucht wäre. Das heißt, die Frage ist, wie möglich oder unmöglich wäre

eine Überquerung des Dnieper. Wir können hier nur mutmaßen, aber die Frage ist eben auch,

wie groß muss die Verzweiflung sein, dass man dieses Risiko eingeht, eine Umgebung zu einer

toten und kontaminierten Zone wie Inchernobyl zu machen. Wir sind gleich zurück. Höchste Zeit für

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Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, warum an jedem Unrecht immer ich schuld sein soll. Ein

Korruptionskandal jagt den anderen. Österreich hat in den letzten 30 Jahren viel über Klimaschutz

gesprochen, aber zu wenig getan. Die Politik verschläft die Klimakrise. Die Behörden haben

alles richtig gemacht. Fehler vergisst man, statt daraus zu lernen. So sind wir nicht. So ist

Österreich einfach nicht. Aber wie ist Österreich dann? Das wollen wir bei Inside Austria herausfinden.

Wir blicken auf die großen österreichischen Skandale. Von Ibiza bis Ischgl. Wir wollen wissen,

wer dafür in der Politik die Verantwortung trägt. Und wir schauen genau hin, wo Österreich über

seine Grenzen hinaus mitmischt. Vom Wire-Card-Skandal bis zum Ukraine-Krieg. Das ist Inside Austria

von Standard und Spiegel. Jeden Samstag eine neue Folge überall, wo es Podcasts gibt.

Daniela, du hast gesagt, die Menschen in der Ukraine machen sich sehr große Sorgen vor einem

Unfall in diesem Atomkraftwerk irgendwie selbstverständlich. Aber kannst du vielleicht

ein bisschen beschreiben, was es bedeuten würde, wenn es einen Atomunfall geben würde

für die Region, für die Menschen, die wirklich dort in der Gegend leben? Ja, diese Frage habe ich

Olena Bariniuk gestellt, die als leitende Forscherin am Institut für Sicherheitsprobleme von

Kernkraftwerken an der Nationalen Akademie der Wissenschaft in der Ukraine arbeitet. Und sie

hat uns folgendes gesagt. One of the main concerns for Ukrainians is that some leakage of the

radio-nucleides can occur, and then it will contaminate Nipro, and Nipro is the main water body in

Ukraine. And then, as we don't have Kahovka Dam anymore, it will contaminate the Black Sea. Also,

wie gesagt, die Auswirkungen vor allem auf den Fluss Nipro, die sind offensichtlich und eben auch

die langfristigen Auswirkungen auf die Natur, auf das Schwarze Meer selbst, auf die Tiere dort und

auch auf die Anreiner. Das heißt, hier ist davon auszugehen, dass wahrscheinlich die Krebsrate

ansteigen würde. It might be really dangerous and depending on the concentration, it could be either

nothing, like okay, now Black Sea has a little bit of uranium, or it can cause problems with health,

increase the amount of tumors in people. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass davon natürlich auch

Länder betroffen werden, die Teil der EU sind, also Rumänien und Bulgarien, die Grenzen ebenfalls

ins Schwarze Meer und die Türkei natürlich auch. Du hast auch gerade schon gesagt, neben den Menschen

in der Region wäre vor allem die Natur extrem betroffen. Und das ist auch ein Thema,

über das wir in den letzten Wochen und Monaten öfter gesprochen haben, wie wichtig die Natur

und die Landwirtschaft für die Ukraine eigentlich sind. Wie schlimm wäre dann eine weitere Verschlechterung,

wie sehr leidet die Natur in der Ukraine jetzt schon unter diesem Krieg? Ja, darüber muss man sich

keine Illusionen machen. Also das hier ist ein Krieg und der bedeutet eben auch, dass es eine

immense Zerstörung gibt und die Zerstörung hat Folgen auf Jahrzehnte für dieses Land. Wie du

sagst, wir haben ja auch vor Kurzem über die Zerstörung des Staudams in der Südukraine gesprochen

und daran hat man ja auch sehr gut gesehen, was eigentlich passieren kann. Das heißt, das Schlimme

an der ganzen Sache ist, das hat mir auch eine Umweltschützerin gesagt, ist, dass diese Zerstörung

sehr schwierig zu beschreiben ist und dass man das eigentlich sehr schwierig abschätzen kann der

Zeit, weil uns Beobachtern eben der Zugang fehlt zu vielen Orten, die betroffen sind von der

Zerstörung, von der Verschmutzung. Und das heißt, die Auswirkung auf das Leben der Menschen ist

zum einen, wie wir gesehen haben, als der Staudam zerstört wurde, dass darauf einen Flut gefolgt

ist, die eben zunächst mal dafür gesorgt hat, dass es Tote und Verletzte gab und Überschwemmungen

und dass Menschen wieder vor dem Nicht standen. Und in einem zweiten Schritt sind da eben die

Auswirkungen zum Beispiel auf die Trinkwasserversorgung in der Südukraine, die derzeit ein Riesenproblem

ist und dann auf die Bewässerungssysteme für die Felder, die eben wichtig sind für die Landwirtschaft

der Ukraine, dann die Verschmutzung wiederum der Umwelt insgesamt, das Ökosystem, die Tiere,

Grundwasser. Das heißt, hier gibt es einfach sehr viele verschiedene Folgen und die sind eben

sehr schwierig zu beschreiben. Und das, was mir eben auch aufgefallen ist nach der Zerstörung des

Staudams, ist, dass über diese Flut dann im Nachhinein oft so berichtet wurde, als wäre es eine

Naturkatastrophe, also ein Unfall. Und ich glaube, wir müssen uns schon auch im Klaren darüber werden,

dass diese Fälle eben gezielt ausgelöst wurden. Und wenn wir über die Zerstörung des Staudams

sprechen, dann weist eigentlich alles darauf hin, dass Russland dafür verantwortlich ist.

Daniela, du hast vorher gesagt, dass dieses Atomkraftwerk Saporizhia, ich glaube,

mehr als 400 Kilometer weit entfernt ist von der ukrainischen Hauptstadt von Kyiv,

von dort berichtest du ja, machen sich die Menschen in der Hauptstadt in Kyiv eigentlich

trotzdem Sorgen über dieses Atomkraftwerk? Ja, genau, also die Distanz ist relativ groß und

die Sache ist die. Also in Kyiv selbst haben die Menschen die Katastrophe von Chernobyl miterlebt.

Chernobyl befindet sich etwa zwei Autostunden von Kyiv nördlich und die aktuellen Berichte,

die lösen natürlich Erinnerungen an diese Katastrophe aus im Jahr 1986. Und dieses Trauma

von Chernobyl, das trägt die Gesellschaft natürlich immer noch mit und interessanterweise

auch dieses Kapsis gegenüber der Regierung und der Behörden, also damals war die Ukraine noch

Teil der Sowjetunion, aber damals war es eben so, dass die Behörden eben nicht klar kommuniziert haben,

was eigentlich passiert ist und versucht haben, alles unter den Tisch zu kehren. Und das ist schon

etwas, was man heute auch noch merkt bei vielen Menschen und darüber habe ich auch mit verschiedenen

Experten gesprochen. Olena Paranyuk meinte, dass die Behörden derzeit zwar gute Arbeit leisten,

aus ihrer Sicht heraus, aber eben, dass diese Kommunikation mit der eigenen Bevölkerung noch

nicht so ist, wie sie sein sollte, also dass man hier eigentlich dafür sorgen sollte, dass die

Bevölkerung für den Ernstfall vorbereitet ist und eben auch ständig gut informiert ist über den

jetzt Stand und was eben passieren kann im schlimmsten Fall. Dieses Chernobyl Trauma,

das du angesprochen hast, das hat man ja teilweise auch im Rest von Europa noch. Ich kann mich

erinnern, meine Eltern in Österreich haben mir früher gesagt, man muss aufpassen, wenn man Pilze

aus dem Wald holt, weil die noch verstrahlt sein könnten von diesem radioaktiven Material,

das von Chernobyl auch bis nach Österreich teilweise geweht worden ist, hätte also ein Unfall in

Sapurisch ja jetzt auch folgen für ganz Europa? Also wenn dann werden die Folgen wahrscheinlich

indirekt, also weil die Ukraine ja ein Nachbarland ist der EU und eben ein wichtiger Agrarproduzent und

wie gesagt, wenn das Schwarze Meer betroffen wäre, dann wäre auch die EU betroffen von einem Anschlag

auf die Anlage selbst und laut dem ukrainischen Geheimdienst wurde ja anscheinend das Dach verminnt

und ich habe eben auch Olena Paranyuk gefragt, was denn im schlimmsten Fall passieren könnte und

sie meinte eben, dass es nicht zu einer Atomexplosion kommen würde, aber dass eben die Angst sehr

groß ist, dass durch die Explosionsstrahlung freigesetzt wird. Kann man irgendwie einschätzen

in was für einem Umfeld in wie vielen Kilometern Entfernung diese Strahlung freigesetzt werden

würde? Also wie gesagt, das hängt sehr davon ab, wie der Wind steht, das hängt aber auch sehr davon

ab, was genau zerstört wird und wie gesagt, wir wissen nicht genau, was vor Ort derzeit passiert.

Daniela, vielleicht kannst du abschließend nochmal für uns einschätzen und klarstellen,

wie groß schätzt du aktuell die Gefahr eines Atomunfalles in Saporische wirklich ein? Wie

große Sorgen sollte man sich aktuell machen? Also aus ukrainischer Sicht ist die Sorge natürlich

da und auch die internationale Atomenergiebehörde hat vor kurzem gesagt, dass die Sicherheitslage

prekär ist und vielleicht auch noch mal ganz kurz die Atomenergiebehörde, die hat ja auch schon

einige Male ihren Generaldirektor Rafael Grossi in die Anlage geschickt. Also der hat sich dann

einen Lokalaugenschein machen können und der war eben auch Mitte Juni vor Ort, nachdem der

Staudamm zerstört wurde und nachdem eben diese Sorge so groß war, dass das Kühlwasser nicht

reichen würde. Und vor kurzem hat er in einem Interview gesagt, dass er aber eben vor Ort

nicht gesehen hätte, dass es eine akute Bedrohungslage geben würde. Allerdings muss man hier auch immer

mitdenken, dass die Russen wohl kaum so naiv sein werden, wenn sie wissen, dass ein Beobachter

kommt, dass sie dann sozusagen die Inspektionen in allen Bereichen zulassen würden. Und generell ist

derzeit auch die Kritik an dieser Behörde in der Ukraine sehr groß. Also zum Beispiel hat

Salanski Berater Michael Bodoliak vor kurzem eben gesagt, dass sich Grossi selbst als ineffizient

erwiesen hat und auch Olena Bariniuk hält sich mit ihrer Kritik zum Beispiel nicht zurück.

Sie sagt auch, dass man in der Ukraine hier mittlerweile mit einem Lächeln über die internationalen

Organisationen scherzt. Und sie hat gemeint, dass man die Vereinten Nationen als die Vereinten

Nationen der besorgten Länder hier mittlerweile bezeichnet. Also hier gibt es natürlich auch

eine große Enttäuschung, wenn man sich anschaut, wie die Reaktionen nach der Zerstörung des Staudaums

waren. Und hier wünscht man sich eben auch, dass sich die internationale Gemeinschaft ganz klar

äußert und eben auch verurteilt und verhindert, dass es zu so einem Anschlag kommt. Und ja,

und leider ist es so, dass wir in der Vergangenheit schon das Öfteren gesehen haben, dass sich nicht

alle an die Spielregeln halten und damit meine ich natürlich vor allem Russland. Gerade das

Thema Atomunfall ist ja immer ein schwieriges Gleichgewicht. Ich nehme an, auch die internationale

Atombehörde wird darauf bedacht sein, in ganz Europa nicht zu große Sorgen und Ängste zu

schüren, gerade in Österreich. Wenn ich das richtig verstehe, muss man sicher auch weiterhin

keine akuten Sorgen machen oder Vorkehrungen treffen. Aber natürlich für die Ukraine ist das

ein sehr, sehr großes, sehr wichtiges Thema, wo gerade die russischen Besatzerinnen insaporisch

angehalten sind, alles zu tun, um Zwischenfälle zu verhindern. Danke dir, dass du da heute ein

bisschen mehr Licht in die Sache gebracht hast für uns, Daniela Brugger. Vielen Dank. Wir machen

jetzt dann gleich noch weiter mit unserer Meldungsübersicht und sprechen auch über leichtere

Themen unter anderem, nämlich über einen Schatz aus den Eingeweiden eines Wahls. Wenn Sie, liebe

Zuhörerinnen und Zuhörer, die journalistische Arbeit, die wir hier beim Standard machen,

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Ich bin Doris Priching und ich bin Michael Steingruber und gemeinsam sind wir sehr

enreif. Das ist der Standard-Podcast über die spannende Welt der Serien. Genau bei uns erfahren

Sie faszinierende Details über House of the Dragon und die Ringe der Macht und restlos

alles über satanische Spiele in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen von Obi-Wan Kenobi

bis zu RuPaul und zerlegen die neueste Marvel-Serie, wenn nötig. Serienreif, euer Streaming-Podcast,

7. 2. Donnerstag, eine neue Folge.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens, wir bleiben noch bei der

Ukraine. Dort ist eine russische Rakete in der Stadt Leviv oder zu Deutsch Lemberg in ein

Wohnhaus eingeschlagen. Dabei sind laut Behördenangaben mindestens drei Menschen ums Leben gekommen,

acht Menschen wurden verletzt. Lemberg liegt im Westen der Ukraine und weit abseits der

aktuellen Front im Osten des Landes. Unterdessen gibt es auch eine Meldung aus Weiß, Russland.

Dorthin sollte ja der Chef der Wagner Söldner, Yevgeny Prigoshin, ins Exil gehen, nachdem

einen Aufstand gegen die russische Führung begonnen und dann wieder abgebrochen hatte.

Nun heißt es von der weißrussischen Führung aber, dass Prigoshin wieder nach Russland

zurückgereist wäre, konkret nach St. Petersburg. Und auch die Wagner Söldner innen während demnach

noch nicht im großen Stil nach Weißrussland ausgewandert, wie das angesprochen worden war.

In Kürze soll es wieder Gespräche zwischen der russischen und weißrussischen Führung geben.

Wie es weitergeht, können Sie immer aktuell in unserem Ukraine Live-Ticker auf der Standard.at

nachverfolgen. Zweitens, die Ermittlungen rund um die umstrittene Operation Luxor sollen verlängert

werden. Zur Erinnerung, Ende 2020 wurden massive Razzien gegen die Muslimbruderschaft wegen

Terrorverdacht durchgeführt. Allein die Telefonüberwachung im Vorfeld hat eine halbe Millionen Euro

gekostet. Konkrete Folgen haben die Ermittlungen bisher aber nicht nach sich gezogen, auch drei

Jahre später gibt es keine Verhaftungen, Anklagen oder Urteile in dem Fall. Trotzdem hat die zuständige

Staatsanwaltschaft jetzt um eine Verlängerung der Ermittlungen angesucht, sie begründet das mit

den massiven Datenmengen, die noch zu analysieren seien. Ob die Ermittlungen verlängert werden,

das muss jetzt ein Gericht bestimmen. Bisher hat es noch keine Entscheidung gegeben. Und

drittens, Sie haben es vielleicht schon gehört, vor kurzem wurde in den Eingeweihten eines gestrandeten

Pottwahles auf den Kanan ein regelrechter Schatz gefunden. Ein rund 10 Kilogramm schwerer Klumpen

Ambra ist im Verdauungstrakt des Tieres festgesteckt. Ambra, das ist eine meistens ein bisschen

schleimige, braune Substanz, die durch ihren süßlich holzigen Geruch als wichtiger Rohstoff für

Perfers gilt. Wie sich die Substanz bildet ist nicht restlos geklärt, Wissenschaftler

ihnen vermuten, dass die Substanz innerhalb des Darms von Pottwahlen eine Art Schutzfunktion haben

soll. Jenen Pottwahl, der tot auf den Kanan gefunden wurde, soll das aber zum Verhängnis

geworden sein, denn bei ihm könnte der massive Ambra Klumpen zu einer Entzündung geführt haben.

Die Forscherinnen, die den Klumpen gefunden haben, wollen ihn jetzt verkaufen und das Geld für

die Opfer eines kürzlichen Vulkanausbruchs auf den Kanan spenden. Alles weitere zum aktuellen

Weltgeschehen können sie online auf der Standardpunkt.at nachlesen. Und jetzt habe ich noch einen

Podcast-Tipp für Sie, haben Sie schon mal was von den Charming Boys gehört. Das ist eine

Queer-Dating-Show unter Männern und warum das ein Zeichen für Gleichberechtigung ist,

darüber sprechen meine Kollegen in der neuen Podcast-Folge von Serienreif mit Jan Windisch,

einem der Charming Boys aus der Serie. Serienreif finden Sie überall, wo es Podcasts gibt.

Falls Sie für das Standard-Podcast-Team jetzt noch Fragen oder Anregungen haben, dann schicken

Sie gerne eine Mail an Podcastat der Standardpunkt.at. Und wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages

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egal ob Spotify oder Apple-Podcasts, dann verpassen Sie auch keine weitere Folge mehr.

Bei der Gelegenheit würden wir uns auch sehr über eine gute Bewertung oder einen netten

Kommentar freuen. Vielen Dank dafür. Ich bin Tobias Holub und an dieser Folge hat außerdem

Schaltwilhelm mitgearbeitet. Vielen Dank auch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Mit dem Samsung Galaxy A345G um 49 Euro im Tarif A1-Site S für alle unter 26. Jetzt du im A1-Gigernetz.

Leben jeden Donnerstag eine neue Folge.

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In der Ukraine fürchtet man einen Anschlag auf Europas größtes AKW. Wie groß ist die Gefahr?

Ein Atomunfall, der ganz Europa verstrahlt. Diese Gefahr wurde in der Ukraine schon vor Jahren durch die Tschernobyl-Katastrophe Realität. Jetzt mehren sich die Sorgen bezüglich eines ähnlichen Szenarios im Atomkraftwerk Saporischschja. Dort wird die Versorgung mit Kühlwasser knapp, und beide Kriegsparteien in der Ukraine sprechen von Anschlagsplänen.

Im Podcast erklärt STANDARD-Kiew-Korrespondentin Daniela Prugger, was hinter diesen Bedrohungsszenarien steckt und wie groß die Gefahr eines Atomunfalls in der Ukraine wirklich ist.

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