Thema des Tages: TdT Short: Wie erdbebensicher ist Österreich?

DER STANDARD DER STANDARD 9/12/23 - Episode Page - 9m - PDF Transcript

Was wäre, wenn ein so starkes Erdbeben wie vor Kurzem in Marokko auch Österreich treffen

würde?

Ich bin Tobias Holub und diese Frage haben wir unter anderem in unserer Thema des Tagesfolge

vom 11.

September gestellt.

Hier hören Sie den Ausschnitt dazu.

Martin Putschögel, du bist in der Standardimmobilien-Redaktion.

Kannst du für uns einschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass Österreich so ein schlimmes Erdbeben

wie in Marokko oder in Türkei trifft?

Ja, also grundsätzlich gibt es Erdbeben auch in Österreich ständig, so kann man ja mal

es täglich oft genauer anschauen, kann man sich das auf der Webseite der Zentralanstalt

für Meteorologie und Geodynamik unter dem Bereich Geophysyk, das ist recht spannend.

Da sieht man zum Beispiel, dass sich allein seit Monatsbeginn, also seit 1.

September in Österreich mehr als 30 Beben ereignet haben.

Jetzt ist natürlich so, dass die im Allermeisten von denen nicht spürbar sind für Menschen,

weil sie eine Magnitude von 0 bis 1 oder 2 haben, also man sagt, dass man erst ab 3

so richtig spüren kann.

Aber natürlich gibt es auch immer wieder welche, die auch Gebäudeschäden verursachen.

Es gibt es in allen Bundesländern, am häufigsten allerdings im Wienerbecken, im Mürztal, im

Inntal, im Rheintal und im südlichen Kärnten, im Lavantal, also das sind so die Regionen,

wo man am ersten damit rechnen muss.

Die Aufzeichnungen von Erdbeben, die reichen in Österreich ziemlich weit zurück, rund

1000 Jahre, da haben dann auch teilweise versucht, aus geschiedlichen Quellen heraus Erdbebenereignisse

zu erforschen.

Da hat man dann zum Beispiel eines der stärksten bisher gemessenen Erdbeben auf heute im österreichischen

Staatsgebiet näher erforscht, das war das Beben vom Thunerfeld im Jahr 1590, man hat

es deswegen auch so gut erforscht, weil man dann Ende der 1970er Jahre, als es an den

Bau des Kernkraftwerks in Zwentendorf ging, das dann ja später nie eröffnet wurde, da

hat man sich auch große Gedanken gemacht um die Erdbeben-Sicherheit und hat dann eben

erforscht, welche Erdbeben es in den letzten 1000 Jahren in Österreich gab.

Da ist man auf dieses Beben im Thunerfeld gekommen, das hatte damals eine Stärke von

6,0 zum Vergleich, also in Marokko hier zum vergangenen Samstag hatte 6,8 und damals

gab es in Wien auch schwere Gebäudeschäden und auch Todesopfer, die Thüme von der Schottenkirche

und von der Michaela-Kirche sind das zum Beispiel eingestürzt.

Das letzte stärkere Erdbeben in Ostösterreich ereignete sich vor etwa 50 Jahren, 1972 in

Sebenstein, das hatte damals eine Stärke von 5,3 auf der Richterskala und da stürzten

da auch Gebäude in der Umgebung ein und in Wien ist da zum Beispiel auch an der Universität

ein Teil von der Palustrade abgebrochen.

Also man sieht schon, das kommt immer wieder vor und natürlich kann man es nicht ausschließen,

dass es wieder stärkere Erdbeben in Österreich gibt.

Jetzt haben wir aus Marokko schon gehört, dass die Bauweise der Gebäude dort wohl auch

einen großen Einfluss auf die Schäden gehabt hat, die es jetzt gegeben hat und auch in

Wien jetzt hast du angesprochen, die Universität auch ganz alte Kirchen, wir haben ja auch

sehr viele Altbauten hier in Wien, sind die Gebäude in Österreich gerade in Wien sicher

gebaut gegen Erdbeben oder könnte es da auch eben zu großen Problemen kommen, falls wieder

ein größeres Erdbeben kommt?

Also es gab im April 2021 mal ein stärkeres Erdbeben in Österreich, das war damals in

Neuen Kirchen mit einer Stärke von 4,4, aus diesem Anlass haben wir damals mit einem

Statiker gesprochen, der hat gesagt, also bei einer Stärke von 4,4 macht er sich überhaupt

keine Sorgen, da kann man einfach sich umdrehen und weiterschlafen, hat er damals gesagt.

Aber wenn es zu stärkeren Beben kommt, dann wackeln natürlich auch bei uns die Häuser,

das kann man nicht ausschließen.

Jetzt ist es allerdings nicht so, dass alle Häuser in Österreich gleich gebaut werden

müssen, was die Erdbeben-Sicherheit anbelangt, es gibt gewisse Regionen, wie ich schon vorher

erwähnt habe, wo eben Erdbeben häufiger vorkommen.

Man kann sich das auch auf der Website von der Zentralanstalt für Metallologie und

Geodynamik anschauen, da gibt es einen eigenen Bereich für die Erdbebengefährdung und die

sogenannte Erdbebengefährdungskarte und die unterteilt das ganze Land in Zonen zwischen

0 und 4.

Da sieht man dann zum Beispiel, dass im nördlichen Österreich im Müll oder im Waldviertel, da

ist die Erdbebengefährdung quasi bei 0, das ist auch die Zone 0 und das geht dann immer

rauf bis zur Zone 4, zum Beispiel in Wiener Neustadt oder in Mützteil.

Und in Regionen der Zone 4 ist natürlich bei Neubauten besondere Vorsicht geboten und

auch bestehende Häuser sollten natürlich entsprechend gesichert sein.

Jetzt gibt es für Erdbeben sicheres Bauen natürlich auch Normen wie für alles.

Da gab es die letzten größeren Änderungen in diesem Bereich, das war die Einführung

des sogenannten Eurocode 8, das war Ende der 90er Jahre, da hat man sich dann auf eine

europäische Norm geeinigt, welche Kräfte Gebäude, die neu gebaut werden, aushalten

müssen.

Also ganz grob gesagt geht es darum, wie Gebäude errichtet sein müssen, dass sie eine bestimmte

angenommenen Bodenbeschleunigung aushalten.

Wenn ich da ein bisschen ins Teil gehen darf, also bei der Zone 4, heißt das dann zum Beispiel,

dass eine Bodenbeschleunigung bei einem Erdbeben von mehr als 1 Meter pro Sekunden Quadrat

ausgehalten werden muss.

Okay, also in den Fällen muss dann bei der Statik beim Bauen eben ein bisschen mehr auf

die Sicherheitsvorkehrungen geachtet werden.

Und habe ich dich richtig verstanden, was Wien angeht, da haben wir jetzt einfach nicht

so eine hohe Gefahrenlage, dass man da besonders anders und aufwendig wegen Erdbeben bauen

müsste?

Nicht so stark wie anderswo in Österreich.

Es gab da auch im Zuge dieser Eurocode 8-Einführung mal einen Test, einen sehr interessanten,

das war ungefähr 10 Jahre in Wien, da wurde ein altes Zinshäuser überprüft, wie Erdbeben

sicher das ist.

Und ganz allgemein muss man sagen, das hat auch der Statiker damals gesagt, dass alte

Zinshäuser meistens mehr aushalten, als man denkt, weil die Ziegelbauerweise zum Beispiel

gar nicht so schlecht ist.

Ziegel halten Bewegungen besser aus als zum Beispiel Beton.

Spannend.

Wenn ich jetzt in einem Altbau zum Beispiel wohne in Wien und ich mir Sorgen mache wegen

Erdbeben, da hast du jetzt schon diese Karten angesprochen, reichen diese Karten eigentlich

aus, dass ich irgendwie feststellen kann, wie hoch die Gefahr ist oder muss ich am Ende

des Tages eben auch einen Statiker oder eine Statikerin fragen, wie gefährdet ich persönlich

jetzt bin in meinem Haus, in meiner Bauweise, in meinem Ort?

Also was die Karten betrifft, ist es natürlich so, dass die nur einen Blick in die Vergangenheit

sozusagen liefern können.

Wo es in der Vergangenheit gehäuftes Auftreten von Erdbeben gab, dort ist die Gefährdung

natürlich viel höher.

Wie man jetzt schon an der Historie gesehen hat, können starke Erdbeben immer auftreten,

auch mit Stärken von 6 oder höher.

Bei einem Neubau muss man sich weniger Sorgen machen, sofern alles korrekt und nach dem

aktuellen Stand der Technik ausgeführt wurde.

Was ältere Gebäude betrifft, zum Beispiel Gründerzeitgebäude, die erfühlen diese modernen

Strenge ist da anders, natürlich noch nicht, aber wie schon gesagt, sind sie auch nicht

so schlecht, wie man meinen könnte.

Natürlich, wenn ein Gründerzeithaus aufgestockt werden soll, muss man das immer statisch alles

komplett neu berechnen, man muss manchmal auch ein Gebäude stützen mit Stahlträgern

oder eine Bodenplatte neu machen, solche Dinge sind ja alles möglich.

Wer sich unsicher ist, das einem eigenen Haus oder wer es genau wissen will, kann natürlich

einen Statiker beauftragen, der kann einen Ingenieur befunden machen, wo dann die Bauteile

überprüft werden auf ihre statische Täglichkeit und natürlich ist auch Leuten zu raten, die

vorhaben, ein Haus zu kaufen in einer von diesen stark gefährdeten Regionen, dass man

dann unbedingt beim Ankauf eine technische Überprüfung durchführen lässt von einem

Statiker.

Alles weiter über das fatale Erdbeben in Nordafrika und vor allem auch die überraschenden politischen

Gründe für die mangelnden Hilfeleistungen dort, kann man in der Thema des Tagesfolge

vom 11.

September ausführlich nachhören, die findet man überall, wo es Podcasts gibt.

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Was wäre, wenn ein so starkes Erdbeben wie vor Kurzem in Marokko auch Österreich treffen würde?

Was wäre, wenn ein so starkes Erdbeben wie vor Kurzem in Marokko auch Österreich treffen würde? Diese Frage haben wir unter anderem in unserer Thema-des-Tages-Folge vom 11. September gestellt. Hier hören Sie den Ausschnitt dazu.

Die ganze Folge hören Sie hier: Erdbeben in Marokko: Woran scheitert die Hilfe?