Thema des Tages: Pfeift die ÖVP für Wählerstimmen aufs Klima?
DER STANDARD 3/21/23 - Episode Page - 25m - PDF Transcript
Dieser Podcast wird unterstützt von A1. Ich bin Tobias Holub, das ist Thema des Tages,
der Nachrichten-Podcast vom Standard. Hitze, Dürren und Überschwemmungen. Um solche
Auswirkungen der Klimakrise zu bekämpfen, fordert ein neuer Bericht nun Maßnahmen und zwar sofort.
Hier in Österreich steigen die Temperaturen durch den Klimawandel sogar noch schneller als in
anderen Ländern und trotzdem setzt sich die Politik hierzulande immer öfter gegen den
Klimaschutz ein. Wir sprechen heute darüber, warum Parteien wie ÖVP oder FPÖ das tun und ob
sie es sich zu leicht machen. Wir fragen nach, ob die Grünen in Österreich mit ihrer Klimapolitik
scheitern und wir schauen uns an, welche Lösungen die Wissenschaft für die Klimakrise liefert.
Philipp Prama, du bist hier beim Standard für die Edition Zukunft und vor allem auch für
Klimafragen zuständig und da ist mir gestern am Montag schon aufgefallen, dass ich überall von
Social Media bis zu Zeitungen von einem neuen Klimabericht gehört habe. Solche Berichte sind
ja oft mal sehr umfangreich, sehr kompliziert geschrieben. Kannst du uns ganz einfach zusammenfassen,
was dieser Bericht aussagt? Ja, also dieser Bericht kommt vom Weltklimarat und erfasst
zusammen, was der Weltklimarat die letzten Jahre so gemacht hat. Die Berichte sind so etwas wie die
Bibel für alles, was mit Klima zu tun hat. Also was da drin steht, das ist wirklich unangefochtener,
wissenschaftlicher Konsens. Was steht da nun drin? Es wird wärmer und wenn das so weitergeht,
dann haben wir ein wirklich großes Problem und leider ist es eben so, dass die Forscherinnen und
Forscher da herausgefunden haben, dass eben viele Ökosysteme noch labiler sind, noch schneller
Schaden nehmen, dass auch die menschliche Wirtschaft einfach sehr viel labiler ist auf
Klimaveränderungen. Die Leute, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind die,
die in einem heftigsten Spüren und auch Spüren werden. Vor allem in einigen Teilen der Welt,
unter anderem auch in Österreich zum Beispiel, steigt die Temperatur viel stärker als im Durchschnitt,
was immer weniger Schnee im Winter führt zum Beispiel. Also das ist natürlich auch für uns
relevant. Und es steht auch drin, dass das 1,5 Grad Ziel auf das sich die Welt hier eigentlich
geeinigt hat, eigentlich so nicht mehr zu halten ist. Also das wird ziemlich wahrscheinlich
überschritten werden, aber man müsste dann halt mit aller Kraft daran arbeiten, dass man das wieder
umkehrt, dass man wieder mehr CO2 aus der Atmosphäre herausnimmt. Das klingt jetzt alles nicht neu,
aber eben das war bisher alles auf über 10.000 Seiten beschrieben in diesen Weltklimaperichten.
Und dieser neue Bericht, der gestern rausgekommen ist, fasst es eben nochmal kürzer zusammen und
eben auch ganz kurz. Und das ist eigentlich das Wichtigste, die Summary for Policymakers,
also ist die Zusammenfassung für Politikerinnen und Politiker und das ist so etwas wie das
Playbook für die Klimakrise. Es gibt also jetzt eine Anleitung, wie man den Klimawandel bekämpfen
kann. Und trotzdem habe ich jetzt hier in Österreich immer öfter das Gefühl, dass sich Politiker
ihnen gegen Klimaschutz aussprechen. Zum Beispiel unser ÖVP-Bundeskanzler, Karl Nehammer, der in seiner
großen Rede vor kurzem gesagt hat, dass wir in Österreich wieder mehr auf Autofahren mit
Verbrennungsmotor setzen sollten. Um diese Klimapolitik in Österreich zu analysieren,
bist du heute noch hier im Studio, Katharina Mittelstedt. Und wie würdest du denn jetzt
zusammenfassen, wie sich da die regierende ÖVP in letzter Zeit gemacht hat?
Naja, Tobi, du hast schon die sogenannte Zukunftsrede von Bundeskanzler Karl Nehammer angesprochen. Die
war ja ursprünglich angelegt, als eine Rede, in der seiner Visionen darlegen soll. Besonders
visionär ist sie schlussendlich meiner Ansicht nach nicht geraten. Aber und ich glaube, das ist
auch entscheidend, um deine Frage jetzt zu beantworten. Ich glaube, darum ging es ihm gar nicht.
Karl Nehammer ist momentan dabei, zu versuchen, ehemalige ÖVP-Wähler, die jetzt in Umfragen,
so wie es scheint, sich anders orientiert haben oder vielleicht auch in Richtung FPÖ orientiert haben,
wieder zurückzuholen. Und da will er eine spezielle Klientel ansprechen, die auch Sebastian
Kurz schon sehr gut ansprechen konnte. Und da ziehen halt Themen wie, dass man auf den
Verbrennungsmotor setzt und irgendwie das Auto holdigt, deutlich besser, als wenn man jetzt
irgendwie, was ja eher in eine grün auf viele Wählerschaft strahlen würde, sich für starken
Klimaschutz und klimaaktivistisch äußern würde. Da geht es also vor allem um die nächsten Wahlen,
wenn ich das richtig verstehe. Aber schauen wir uns mal genau an, was hinter diesen Aussagen von
Nehammer steckt. Vor allem, was den Verbrennungsmotor angeht, weil ich habe im Kopf, dass der in der
EU eigentlich sowieso verboten werden sollte. Philipp, stimmt das jetzt doch nicht? Genau,
das ist aus für Verbrennungsmotoren in Neuwagen. Also wir sprechen das nicht von einem Verbrennerverbot
per se, sondern eben nur für neue Autos. Das war eigentlich schon ziemlich beschlossene Sache und
ein großer Teil des Green Deals der EU, wenn ich vielleicht sogar der größte. Und da hätte
jetzt abgestimmt werden sollen im EU-Parlament und das ist jetzt eben verschoben. Weil einige Länder,
darunter Deutschland, Tschechien, Italien, jetzt eben auch Österreich, wie es aussieht,
auch Alternativen diskutieren wollen. Und diese Alternativen, das sind konkret eben synthetische
Kraftstoffe oder E-Fuels. Das ist ein Treibstoff, der aussieht wie normales Benzin und den kann man
auch in ganz normalen Verbrennungsmotoren verwenden. Und der ist in der Idealvorstellung eben auch
klimafreundlich aus Strom produziert. Mhm. Diese synthetischen Kraftstoffe klingen ganz gut. Wie
funktioniert das? Was sind da die großen Vorteile? Es gibt natürlich auf den ersten Blick sehr viele
Vorteile. Man kann alte Motoren und Autos ganz einfach weiter betreiben. Man kann einfach alles
eigentlich so lassen, wie es bisher war. Man hat weiter Tankstellen, da fährt man hin, tankt ein
flüssiges Gemisch in sein altes Auto. Man hat ungefähr die gleiche Reichwerte, die bei E-Autos
teilweise immer noch geringer ist. Also das Problem hat man auch nicht. Vor allem aber muss sich die
Autoindustrie nicht verändern. Also ein ganz normales Auto mit Verbrennungsmotoren besteht ja
aus tausenden Teilen. Da gibt es Katalysatoren, Einspritzventile, Treibstoffpumpen und für all
diese Teile gibt es halt eigene Lieferketten, die sich über die letzten Jahrzehnte, fast das
letzte Jahrhundert eben herausgebildet haben. Und ein E-Auto ist einfach viel einfacher zu bauen
und das teuerste und wichtigste Teil ist da eben der Akku. Und da hat eben Europa noch relativ
wenig Expertise und es ist auch ganz anders, natürlich ist diese ganzen Verbrennerteile zu
bauen. Und diese Zulieferketten, die auch für Österreich nicht irrelevant sind, die will man
hier eben einfach retten. Und was auch immer vorgebracht wird, ist, dass sich Strom sehr
schlecht speichern lässt. Also wenn man jetzt wirklich alle Autos auf Elektromobilität umstellt,
dann setzt das das Stromnetz wirklich sehr unter Druck. Das ist tatsächlich ein Problem und
vor allem Wind und Sonne produzieren ja nur zu bestimmten Zeiten Strom und in E-Fuels könnte
man eben diesen Strom speichern. Dann kann man dann tanken, wenn man will und da könnte man
praktisch die E-Fuel-Anlage einschalten, wenn eben viel Strom produziert wird und den ganz normalen
Lagern wie eben Benzin oder Diesel auch. Das geht eben mit Strom nicht so gut, weil eben Batterien
im großen Stil eben noch sehr teuer sind. Also wenn wir uns das jetzt dann Beispiel von diesen
synthetischen Kraftstoffen anschauen, kann das dann tatsächlich funktionieren, dass wir sagen,
wir müssen nichts ändern an unserem Verhalten und können trotzdem, weil eben die Technologien irgendwie
besser werden, den Klimawandel aufhalten? Nein, und jetzt kommt auch das große Aber,
diese E-Fuels herzustellen, das ist extrem energieaufwendig. Ich will mir jetzt nicht in technischen
Details verdienen, aber man muss erst mal Wasserstoff produzieren, das ist schon mal sehr
aufwendig. Dann muss man CO2 nehmen, dass man irgendwo herbekommt und dieses CO2 und Wasserstoff
fusionieren zu Kohlenwasserstoffen und dann muss das Ganze noch transportiert werden und dann wird
das alles noch in einen Verbrennungsmotor getankt, der nicht besonders energieeffizient per se ist.
Das heißt, durch alle diese Schritte gehen eigentlich fast 90 Prozent der Energie verloren,
also vom Windrad oder der Solaranlage bis zum E-Fuel-Auto kommen eigentlich dann nur 10 Prozent
an und wenn im E-Auto geht auch Strom verloren, natürlich durch Speicherung und durch die Netze
und so weiter, aber das ist viel viel viel weniger und man könnte mit der gleichen Menge Strom
mit einem Elektroauto fünfmal weiterfahren. Das wäre natürlich jetzt alles kein Problem,
wenn wir jetzt genug Strom hätten aus erneuerbaren Quellen, aber den haben wir eben nicht und da
kann man und da sind sich eigentlich sehr viele Expertinnen eigentlich mit diesem Strom nicht
so verschwenderisch umgehen und da eben diese synthetischen Kraftstoffe produzieren, um eine
Technologie, die jetzt einfach sehr schnell überholt wird, nämlich den Verbrennungsmotor am Leben zu
erhalten und da gibt es halt auch die Gefahr des Lock-in-Effekts, also man jetzt sagt, na gut,
es kommen jetzt eh irgendwann die E-Fuels und wir bleiben jetzt beim Verbrennungsmotor und man
ist dann weiterhin in dieser Art von Technologie gefangen und man kommt da es nicht mehr raus,
weil man eben damals im Jahr 2023 auf das falsche Pferd gesetzt hat. Also wenn wir die
Erderwerbung verlangsamen wollen, dann brauchen wir tatsächlich mehr Elektromobilität, mehr
Elektroautos und mehr öffentlichen Verkehr, versteht das richtig? Genau, abgesehen davon,
wenn es schon ganz richtig wird natürlich das Auto alleine jetzt auch nicht die Lösung für alle
Klimaprobleme sein, das sagt auch der aktuelle Bericht des Weltklimarats, dass natürlich
diese Umstellung wichtig ist und dass das Auto durch ein extrem wichtiges Verkehrsmittel ist
weltweit gesehen, aber es braucht natürlich auch mehr öffentlichen Verkehr und auch mehr aktive
Mobilität, also zum Beispiel zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren. Also einzig und allein auf Verbrennungsmotoren
setzen und hoffen, dass die Kraftstofftechnologie, das wieder aufwängt, wird nicht reichen, um den
Klimawandel aufzuhalten, was in Österreich sonst noch getan wird und was vor allem getan werden
könnte, das besprechen wir gleich noch. Wir sind gleich zurück.
Ich bin Doris Priching und ich bin Michael Steingruber und gemeinsam sind wir Serienreif,
das ist der Standard Podcast über die spannende Welt der Serien. Genau, bei uns erfahren sie
faszinierende Details über House of the Dragon und die Ringe der Macht und restlos alles über
satanische Spiele in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen von Obi-Wan Kenobi bis zu RuPaul
und zerlegen die neueste Marvel-Serie Serienreif, euer Streaming-Podcast jedenzeiten Donnerstag,
eine neue Folge. Katharina, wir haben jetzt schon sehr viel über Verbrennungsmotoren gesprochen,
weil die ÖVP-Lineas sind und die ÖVP eben aktuell regiert, aber mit der ÖVP regieren die
Grünen und die heften sich Klimaschutz ja eigentlich auf die Fahnen. Angesichts dieser
näheren Aussagen muss man sagen, dass die Grünen mit ihrer Klimapolitik versagt haben oder zumindest
untergehend in der aktuellen Regierung? Also ich bin immer etwas vorsichtig mit so starken Begriffen,
wie das irgendetwas ganz heldenhaft oder ein totalversagen ist. Die Grünen selbst bringen
ein, wenn man ihnen diese Fragen stellt, ich habe kürzlich auch Sigrid Maurer, die grüne
Clubchefin auch zu diesem Thema interviewt, die sagen, naja, wir haben ja schon einiges erreicht und
das stimmt natürlich auch. Es gibt eben zum Beispiel das Klimaticket. Es wurde eine CO2-Bepreisung,
wenn auch eine sehr niedrige beschlossen. Es gibt auch zum Beispiel Förderprogramme für
Photovoltaikanlagen. Also man kann nicht sagen, dass nichts geschehen ist, aber natürlich ein großer
Brocken ist ein Klimaschutzgesetz, das ist weiterhin ausstehend und da höre ich auch aus
ÖVP-Kreisen, sieht es sehr schlecht darum aus. Also ich kann mir eigentlich recht schwer vorstellen,
dass sich ÖVP und Grüne darauf noch einigen werden und das wäre natürlich etwas, das enorm
wichtig wäre, um zukünftig Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig muss man sagen, die Grünen sind bei
der letzten Wahl einen nicht ganz 14%-Partei und das ist worauf die ÖVP immerhin weist, denn sie
sind der große Koalitionspartner und die haben sich in dieser Frage nun auch wieder ganz klar auf
einer anderen Seite positioniert. Eine Partei, die zuletzt sehr stark zulegen kann, ist die FPÖ,
die ja in Niederösterreich jetzt auch Regierungsverantwortung hat und da hat man vom
niederösterreichischen FPÖ-Chef Udo Landbauer auch schon Aussagen gehört, dass man Klimaaktivist
innen, die sich zum Beispiel auf die Straße kleben, bestrafen sollte. Jetzt im Kontext der
Klimakrise, die sehr drängend ist, wie wir gehört haben, warum will die Politik eigentlich diejenigen
bestrafen, die sich für das Klima einsetzen und nicht diejenigen, die es quasi zerstören aktuell?
Also ich erinnere mich, im Wahlkampf hat sogar Johanna Mikkel Leitner die Niederösterreichische
Landeshauptfrau und ÖVP-Landeschefin gefordert, dass es härtere Strafen für Klimaaktivisten und
Klimaaktivistinnen geben muss. Ich denke, die haben einfach aufgeschnappt, dass das bei vielen
Menschen, die viel mit dem Auto fahren oder eben pendeln, einfach auch schlichtweg populär ist,
denn ich denke, jeder kann sich an die Situation erinnern, wenn man selbst im Stau steht,
dass es nicht besonders angenehm und lässt die Emotionen hochkommen. Ja und ich glaube,
da war einfach die Hoffnung da, dass man möglichst viele Menschen und die Niederösterreich pendeln
ja auch viele Menschen, das öffentliche Verkehrssystem ist wesentlich schlechter
ausgebaut als beispielsweise in Wien, dass man möglichst viele Menschen abholt. Aber auch wenn
wir das alle kennen und das Auto fahren, manchmal einfach notwendig oder einfacher ist, wenn jetzt
die Tatsachen dafür sprechen, dass wir mehr gegen den Klimawandel tun müssen, verstehe ich
dann richtig, dass der eine große Grund, warum wohl nicht mehr getan wird, ist, dass die Wähler
innen das nicht wollen, dass es ungemütlich ist? Ich fürchte eine Antwort darauf, ist ganz bestimmt,
ja, die große Frage ist natürlich die nach Verzicht und da gibt es ja auch unterschiedliche
Positionen zu dem Thema, inwieweit quasi strukturelle Probleme im Großen gelöst werden
müssen politisch und inwieweit ein Einzelner auch verzichten muss auf gewisse Dinge, damit etwas
weitergeht für einen ambitionierten Klimaschutz. Und ja, da sind Politiker natürlich irrsinnig
ängstlich. Man muss sich denken, Legislaturperioden dauern ein paar Jahre, danach will man wieder gewählt
werden. Und Weitsicht und die Idee, dass man Dinge tut für eine Zeit, die erst viel später kommt,
wenn die handelnden Akteure selbst womöglich gar nicht mehr in der Politik sind, ist natürlich nicht
besonders lohnt, wenn es Politikern darum geht, dass sie einfach mal in erster Linie Macht erhalten
und wieder gewählt werden wollen. Das ist ein Faktum, das tatsächlich ein Problem eines politischen
Systems, mit dem in Österreich darstellt. Und ist denn eine Einschätzung auch wirklich, dass man
durch Maßnahmen für das KlimawählerInnen verlieren würde in Österreich als politische
Beobachterin? Womöglich, also ich meine, ich glaube, man muss das ganze differenziert betrachten.
Klimaschutz ist an sich bei den vergangenen Wahlen ein Thema, das sehr viele Menschen durchaus als
wichtig empfinden und das sie interessiert. Ich glaube, es sind auch durch die ganzen
Aktivistinnen und Aktivisten und die Umweltorganisationen hat sich ein Bewusstsein für diese
Problematik entwickelt, das vor einigen Jahren noch kaum denkbar gewesen wäre. Gleichzeitig,
wenn Menschen direkt in ihren Autos sitzen und vielleicht auch selbst das Gefühl haben,
ich komme gar nicht aus, ich kann nicht anders in die Arbeit fahren, als dass ich mich ins Auto
setze, weil es gibt den öffentlichen Verkehr nicht oder zumindest nicht in einer Frequenz,
in der es mir möglich wäre, dass ich ihn regelmäßig benutzen kann, dann finden sich Menschen oft
vielleicht auch einfach in einer gewissen hilflosen Situation wieder und wollen dann nicht von der
Politik gesagt bekommen, macht auch irgendwas anders, dass ich womöglich selbst gar nicht ändern kann.
Da wer aber natürlich die Politik gefordert, auch wenn das gerade in kleineren Gemeinden
und so nicht so einfach ist, aber natürlich gibt es Möglichkeiten, Geld in die Hand zu nehmen aus
staatlicher Sicht und den öffentlichen Verkehr beispielsweise auszubauen. Und Ausbau von öffentlichem
Verkehr zum Beispiel, wer nicht gerade solche Lösungsansätze überhaupt die Verantwortung
von weitsichtiger Politik im Angesicht der Klimakrise? Absolut, das ist ganz bestimmt auch ein großer
Teil der Verantwortung, die Politikerinnen und Politiker tragen. Aber wie schon gesagt,
unser System ist darauf ausgerichtet, dass Politikern nach einer gewissen Zeit wiedergewählt
werden wollen. Und zumindest, wenn es Politikern in erster Linie auch um sich und ihre Partei geht
und das eben wiedergewählt wird, dann widerspricht das im Grunde Handlungen, die erst dann Früchte
tragen, wenn man selbst nicht mehr in der Politik ist. Das ist ein riesiges Problem,
das du da ansprichst, nicht nur in Klimafragen, auch in ganz vielen anderen Punkten, die vielleicht
für gewisse Menschen auch unangenehm werden. Aber es ist natürlich ein Problem, über das
wir sprechen müssen und deswegen sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel ja auch Medien enorm
wichtig, weil mündige Wählerinnen und Wähler natürlich in der Lage sein sollten, auch zu
erkennen, wo handeln Politiker kurzsichtig und sind womöglich auch in erster Linie auf
ihr eigenes Fortkommen bedacht. Und was sind Fragen, die man vielleicht auch gesamtgesellschaftlich
immer stärker einfordern sollte oder die dann, wenn man in der Wahlkabine steht, berücksichtigt?
Die Wählerinnen und Wähler haben es in der Hand. Und wie du auch gesagt hast, ganz wichtig sind die
Informationen, Lösungsansätze, das man darüber eben Bescheid weiß. Wir werden gleich noch ein
bisschen mehr darüber reden. Aber danke mal dir, dass du das Ganze für uns politisch heute
eingeordnet hast, Katharina Mittelstedt. Gerne, danke für die Einladung, Tobi. Reden wir also noch
kurz über die Lösungen für die Klimakrise, die vor allem auch dieser neue Klimabericht anbietet,
Philipp. Was gibt es denn da jetzt für wirkungsvolle und wirklich umsetzbare Möglichkeiten? Du hast
vorher schon anklingen lassen, dass wir mehr erneuerbare Energie brauchen. Zum Beispiel ist es das. Ja,
das ist ein sehr großer Punkt. Also der Bericht des Weltklimarats stellt da wirklich sehr viele
Optionen vor, die wir haben. Und er hat zum Beispiel berechnet, wie viel CO2 wir einsparen könnten,
bis 2030 und auch zu welchen Preisen. Das ist natürlich auch wichtig. Und besonders günstig ist
die CO2-Redaktion eben zu haben, weil Wind und Solarenergie, das ist in vielen Gebieten schon
heute günstiger als zum Beispiel Kohlestrom. Und da kann man praktisch einfach das ausbauen und
sich trotzdem was sparen. Da gibt es andere Bereiche. Man kann zum Beispiel die Gebäude effizienter
machen. Das würde zum Beispiel etwas über eine Milliarde Tonnen einsparen, bis 2030 eine der
größten Optionen. Man müsste mal aufhören, natürliche Ökosysteme zu zerstören, also vor
allem eben Wälder, aber auch Feuchtgebiete, die sehr viel CO2 speichern. Das ist nicht auch ein
sehr günstiger Schritt, weil man muss eigentlich nur aufhören mit etwas. Also all diese Schritte
sind in diesem Bericht sehr detailliert beschrieben und es hätten auch sehr viele Nebeneffekte. Also
zum Beispiel, ich habe es zuerst erwähnt, die aktive Mobilität, also dass man mehr zu Fuß
geht und mehr Fahrradfahrt. Das hat natürlich auch gesundheitliche Effekte oder auch aufs Sozialleben.
Genauso wie wenn weniger Kohlenkraftwerke am Netz sind, dann hat es nicht nur einen
Einfluss auf das Klima, sondern auch auf die Luftqualität verort. Also man kann mal richtig
wieder durchatmen, genauso wie eine gesündere Ernährungsweise. Die ist oft einfach auch,
weil es weniger auf Fleisch und tierischen Produkten basiert, ist sie einfach auch klimafreundlicher.
Also das hätte auch sehr viele Nebeneffekte und da gibt es einfach wirklich sehr, sehr viele
Optionen, die man eigentlich sofort umsetzen könnte. Also gerade in diesem Bericht liegen
auch wirklich viele Möglichkeiten auf dem Tisch, die die Politik durch Förderungen, durch Investitionen,
durch Gesetze tatsächlich umsetzen könnte. Und ich habe mir übrigens auch ein, zwei Sachen für
mich selbst mitgenommen, also mehr zu Fuß gehen, mehr Rad fahren und gesünder ernähren. Also danke
dafür und danke auch überhaupt, dass du diesen umfangreichen Klimabericht für uns heute zusammen
gefasst hast, Philipp Rahmer. Dankeschön. Wir sprechen jetzt dann in unserer Meldungsübersicht
gleich noch weiter über den neuen Kandidaten für die SPÖ-Parteiführung. Wenn Sie unsere
journalistische Arbeit hier beim Standard in der Zwischenzeit aber schon unterstützen möchten,
dann können Sie das zum Beispiel tun, indem Sie ein Standard-Abo abschließen. Wenn Sie unseren
Podcast auf Apple-Podcasts hören, dann kann man dort auch wenige Euro für ein Premium-Abo zahlen.
Das hilft uns sehr und sorgt dafür, dass Sie uns in Zukunft ohne Werbung hören können. Dankeschön
für jede Unterstützung. Jetzt aber dranbleiben, wir sind gleich wieder da.
Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.
Erstens. In der Entscheidung um die bundesweite SPÖ-Führung in Österreich ist heute ein dritter
Kandidat in den Ring gestiegen. Der heißt Nikolaus Kowal und ist Vize-Vorsitzender bei der
SPÖ-Bezirksgruppe in Wien-Alsergrund. Er gilt als Partei Rebell, weil er die Parteiführung schon
mehrmals kritisiert hat. Im Intreten bekanntermaßen die Amtsführerin Pamela Rendi-Wagner und der
burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doscuzil an. Morgen Mittwoch dürfte die Partei dann fixieren,
wie die Wahl ihrer neuen Spitze ablaufen soll. Zweitens. Die Expertinnengruppe Gekko wird sich
auflösen. Das wurde gestern am Dienstagabend bekannt. In den vergangenen Jahren hat die
Gruppe die Regierung in Corona-Fragen beraten. Zuletzt wollten mehrere Mitglieder austreten,
möglicherweise auch wegen anti-wissenschaftlicher Aussagen von ÖVP-Kanzler Karl Niehammer. Nun
wurde eben die komplette Auflösung der Gruppe angekündigt und zwar mit Ende März.
Drittens. In New York herrscht aktuell Anspannung, weil der ehemalige Präsident Donald Trump mit
einer Anklage rechnet, wie er in sozialen Medien sagt. Hintergrund sind Zahlungen von Schweigegeld,
die Trump 2016 an zwei Frauen geleistet haben soll. Solche Schweigegeldzahlungen sind in den
USA zwar nicht per se illegal, aber die Behörden ermitteln aktuell, ob sie gegen Gesetze zu
Wahlkampfspenden verstoßen. Laut US-Medien könnte es tatsächlich zur Anklage kommen, demnach aber
wohl eher erst in der kommenden Woche. Trump selbst spricht von einer Hexenjagd und hat seine
Anhängerinnen zu Protesten aufgerufen. Und viertens. Das Eis des Jahres schmeckt nach Apfelstrudel.
Das Europäische Parlament hat für 24. März nämlich den Tag des handwerklich erzeugten Speiseises
ausgerufen und die jährlich wechselndes Sorte dazu wurde dieses Mal in Österreich kreiert. Das
Apfelstrudeleis soll es dann in vielen Eisserlors in ganz Österreich geben und zwar während den
zwei offiziellen Eiswochen Ende März und Anfang Mai. Zusätzlich gibt es dann auch eine extra
Kinder-Eiswoche und welche Sorten es da geben wird, das können Sie auf der Standard.at nachlesen,
zusammen mit allen weiteren zum aktuellen Weltgeschehen. Falls Sie uns irgendetwas sagen
möchten, dann schreiben Sie gerne eine E-Mail an Podcast.at. Und wenn Ihnen diese Folge von
Thema des Tages gefallen hat, dann abonnieren Sie unseren besten, gleicher für Ihrer liebsten
Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine weitere Folge mehr. Gerne auch eine gute Bewertung
an einen netten Kommentar dort lassen. Danke schön. Ich bin Tobias Holup. Danke auch fürs
Zuhören und bis zum nächsten Mal.
34,94 Euro. Jetzt du im A1-Gigernetz. Schaffen wir es noch, die Erderhitzung zu stoppen? Wie
verändert künstliche Intelligenz unser Leben? Wie werden wir in einer heißeren Welt leben,
arbeiten, holauben? Und wann fahren Autos autonom? Ich bin Alicia Prager und ich bin Florian Koch.
Um solche und viele weitere Fragen geht es im Podcast Ideen Zukunft und Ideen Zukunft Klimafragen.
Wir sprechen mit Expertinnen und Experten und diskutieren Lösungen für die Welt von
morgen. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Der neue Klimabericht drängt auf schnelle Maßnahmen. Österreichische Parteien sprechen sich immer öfter gegen Klimaschutz aus. Kann das funktionieren?
Hitze, Dürre, Überschwemmungen – um solche Auswirkungen der Klimakrise zu bekämpfen, fordert ein aktueller Bericht Maßnahmen, und zwar sofort.
Denn in Österreich steigen die Temperaturen durch den Klimawandel sogar noch schneller als in anderen Ländern. Trotzdem setzt sich die Politik hierzulande immer öfter gegen Klimaschutz ein und spricht sich etwa für Verbrennungsmotoren aus.
Katharina Mittelstaedt ist Leitende Redakteurin beim STANDARD und spricht im Podcast darüber, warum Parteien wie ÖVP oder FPÖ das tun, ob sie es sich zu leicht machen und ob die Grünen in Österreich mit ihrer Klimapolitik scheitern.
Philip Pramer aus dem Zukunftsressort des STANDARD erklärt, welche Lösungen die Wissenschaft für die Klimakrise liefert.
Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at