Thema des Tages: Landet Donald Trump im Gefängnis?
DER STANDARD 4/5/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript
Dieser Podcast wird unterstützt von A1.
In 34 Punkten wurde der ehemalige US-Präsident Donald Trump gestern am
Dienstag in New York also angeklagt. Was im Staatsanwalt Alvin Bragg vorwirft? Urkundenfälschung. Im
Raum stehen außerdem verstößige Wahlgesetze bis hin zur Verschwörung. Nimmt man alle
Anklagepunkte zusammen, dann drohen Trump mehrere 100 Jahre Haft, zumindest in der Theorie. Wir
sprechen heute darüber, wie wahrscheinlich eine Verurteilung in diesem Fall tatsächlich ist.
Wir fragen nach, welche weiteren Prozesse noch bevorstehen könnten und wir besprechen,
warum diese Rechtsstreitigkeiten Donald Trump mehr nützen als schaden könnten.
Erik Frey, du analysierst für den Standard die internationale Politik und er wird seit Wochen
jetzt schon über eine Anklage gegen Donald Trump spekuliert. Seit gestern am Dienstagabend
unserer Zeit steht diese Anklage fest, was wird denn Trump jetzt genau vorgeworfen?
Die Anklageschrift besteht aus 34 Punkten, das klingt sehr viel, aber die meisten dieser
Punkte sind eigentlich sehr ähnlich und sehr technisch. Im Grunde geht es darum, dass er
im Wahlkampf 2016 veranlasst hat, dass sein Anwalt Michael Cohen, der Prono-Darstellerin
Stormy Daniels, ein Schweigegeld gezahlt hat, 130.000 Dollar, damit sie über ihre Affäre,
die 10 Jahre vorerst hat gefunden, nicht berichtet, nicht erzählt. Und dieses Geld hat er falsch
verbucht und diese falsche Verbuchung als Rechtskosten in diesen Wahlkampfbüchern wird
im ersten als Fälschung von Geschäftsunterlagen vorgeworfen und dazu kommt dann noch ein Bruch
der Wahlgesetze, Wahlkampffinanzierungsgesetze, die allerdings Bundesgesetze sind und das
ist der Staatsanwalt des Bundesstaates New York, das ist noch eine kleine Problematik hier
und dazu kommen noch Vorwürfe, dass er das Ganze so gemacht hat, um sich noch Steuern
zu ersparen. Also ein Bruch der Steuergesetze steht auch in der Anklage schrift.
Kannst du uns als Kontext noch ein bisschen mehr über diese Stormy Daniels erzählen,
wer ist das und was hat sich der Ursprünglich abgespielt zwischen ihr und Trump?
Stormy Daniels ist eine Prono-Darstellerin, auch Prono-Filmproduzentin und eine ziemlich
aktive und sehr medienbewusste Frau, die 10 Jahre zuvor 2006 Trump getroffen hat. Er
hat ihr versprochen, dass er ihr, damals war er der Gastgeber dieser populären Show
der Apprentice, der Lehrling, dass er ihr dort zu einem Auftritt, zu einer Rolle verhilft.
Sie haben miteinander zumindest einmal geschlafen und er hat dieses Versprechen nicht gehalten
und sie hat in den kommenden Jahren immer wieder versucht, kann sie diese Affäre irgendwie
zu Geld machen. 2011 gab es schon einen ersten Versuch, damals gab es Gerüchte, Trump
möchte schon kandidieren, hat sie nichts bekommen, hat sie noch einmal versucht, später
irgendwo diese Geschichte zu verkaufen und als dann 2016 Trump tatsächlich in den Wahlkampf
drinnen war und versucht, als Präsident zu werden, gab es offenbar die Meinung, diese
Frau ist gefährlich, versuchen wir sie jetzt zum Schweigen zu bringen und so entstanden
diese 130.000 Dollar Zahlungen, die dazu dienen sollten, dass niemand davon erfährt, aber
Washington ist halt ein geschwätziger Stadt und es hat sich irgendwann herumgesprochen,
auch sie hat begonnen, darüber zu reden und schließlich wurde daraus eine große Sache
und gerade der Anwalt Michael Cohen wurde angeklagt, verurteilt, musste auch im Gefängnis
sitzen, deshalb aber auch wegen anderen Sachen, die er im Auftrag von Trump gemacht
hat. Und versteht das aber richtig, dass dieses Schweigegeld und dieses Dormitänials
an sich, das ist nicht illegal, sondern die Art und Weise wie das verbucht ist? Ganz genau,
das Schweigegeld selbst, die Zahlung wäre okay gewesen, aber das Problem ist, sobald
du in einem Wahlkampf bist, ist jede Ausgabe, die Wahlkampf relevant ist, muss auf eine
ganz bestimmte Weise verbucht werden. Natürlich, Trump wollte nicht sagen, dass es öffentlich
steht, ich zahle 130.000 Dollar an eine Frau, damit sie nicht über eine Affäre spricht
und das hat er vertuscht und offenbar noch auf eine Weise vertuscht, die New Yorker
Gesetze und auch Bundesgesetze halt besonders verletzt hat. Und da gab es auch Präzidenzfälle,
also die Fälschung von Geschäftsunterlagen, die Amerikaner sind da ziemlich genau, sobald
sie das einmal sehen, im Beweise sehen, gerät man in ziemlich Schwierigkeiten, es stehen
darauf maximal vier Jahre Haft. Aber diese vier Jahre sind für quasi einen Anklagepunkt
und haben wir 36, das heißt, das wären dann noch viel mehr theoretisch.
Theoretisch könnte er 200 Jahre oder länger im Gefängnis sitzen. Normalerweise werden
solche Urteile, werden diese Haftstrafen gleichzeitig verkündet. In diesem Fall gehen eigentlich
alle Beobachter aus, sollte es tatsächlich zu einem Schuldspruch kommen, dann würde
man den auf Bewährung aussetzen, Trump hätte zwar hohe Kosten, aber müsste keinen einzigen
Tag im Gefängnis sitzen.
Jetzt ist im Vorfeld darüber spekuliert worden, ob nur dieser Fall um Stormy Daniels eine
Rolle spielt oder auch andere Fälle, andere Personen. Was ist daraus gekommen?
Es gab gerade in dieser Anklageschrift und das war gestern ein wenig überraschend. Gab
es zwei andere Zahlungen, die auch mit erwähnt wurden. Die eine war wiederum eine Frau, mit
der eine Affäre hatte, Karen McDougall. Und die zweite war an einen Bediensteten, an den
Door-Man vom Trump Tower, der darüber offenbar gesprochen hat, dass er weiß, dass Trump
ein außerähliches Kind hat. Diese Zahlungen wurden gar nicht von Trumps direkten Umfeld,
sondern vom Verleger, vom National Inquirer vorgenommen. Das ist ein Skandalblatt, das
solche Geschichten unglaublich gerne bringt. Aber der Verleger ist mit Trump gut befreundet
und da hat er offenbar gezahlt, damit diese Geschichte nicht veröffentlicht wird. Also
hier Trump in seinem Wahlkampf zu helfen, auch hier vermutet der Staatsanwalt in Wirklichkeit
eine Art Wahlkampfunterstützung, wie eine sehr große Spende, das sind 180.000 Dollar
zusammen und auch die müsste öffentlich bekannt gegeben werden. Also auch das ist eine Verletzung
der Gesetze. Im Vorfeld dieses ganzen Prozesses hat Trump seine Anhängerinnen schon aufgerufen
zu protestieren für ihn gegen diesen ganzen Prozess. Da war die New Yorker Polizei in
der Landbereitschaft, da können uns den New Yorker Bürgermeister Eric Adams auch kurz
anhören. Wie war denn jetzt schlussendlich die Lage auf den Straßen? Die war auffallend
ruhig. Unmengen von Menschen waren vor dem Gerichtsgebäude, aber das waren vor allem
Journalisten, Kameraleute, sehr viele Polizisten. Die Zahl der wirklichen Trump-Anhänger, die
aufgekreuzt sind, war sehr gering, ein paar Hundert vielleicht. Darunter ein paar prominente
Namen, so wie Majority Taylor Greene, diese rechtsextreme Abgeordnete aus Georgia. Das
Ganze ist eigentlich ziemlich still und unspektakulär von sich gegangen.
Direkt nach der Anklage ist Trump dann auch wieder auf seinen anwesenden Florida zurückgekehrt
und hat eine Rede gehalten vor Fans, könnte man so sagen, von ihm. Wie hat er denn dann
diesen ganzen Trubel, diesen ganzen Prozess, die Anklage eingeordnet? Ja, so wie man es
erwartet, er hat darüber gesprochen, dass das Ganze eine Verschwörung, eine politische
Verschwörung ist, die dazu dient, dass seine Kandidatur für die Präsidentschaft für
2024 hier sabotiert wird, eine Manipulation des Wahlkampfes hat er behauptet. Er hat
den Staatsanwalt, der schwarz ist, heftig wieder beleidigt. Auch den Richter, die Frau
des Staatsanwaltes, also er hat links um rechts um sich geschlagen, das Interessante aber
war, eigentlich hat er relativ wenig über diesen New Yorker Fall gesprochen. Er hat
dann sich sehr schnell auf eine andere Verfahren hingegangen, nämlich das, wo es um seinen
Umgang mit diesen Geheimdokumenten, die er aus dem Weißen Haus mitgenommen hat und
in seinem anwesenden Mar-a-Lago dort aufgehoben hat. Und da wurde ihm ja auch vorgeworfen,
dass er erstens das hätte nicht dürfen und zweitens, dass er damit auch die Justiz
hier behindert hat und da wurde auch ein Sonderermittler vom Justizministerium eingesetzt, Jack
Smith. Und dann hat er sich sofort eigentlich in diesen Fall hineingegangen, der ja noch
gar nicht zur Anklage gekommen ist. Offenbar hat er davon mehr Angst und vielleicht ist
ihm einfach da die Luft schon ausgegangen, wenn es um New York geht. Er hat das Gefühl,
vielleicht hat er schon einmal alles gesagt. Die ganze Rede war 25 Minuten, sie war typisch
Trump voller Übertreibungen, aber so wirklich im Vergleich zu seinen Wahlkampfreden war
sie relativ blutleer, kann man sagen so. Wirklich die große Begeisterungsstürme hat er damit
nicht ausgelöst. Der ganze Tag war offenbar nicht wirklich so, wie sich Trump das vielleicht
erträumt hat. Wie viel Angst er wirklich vor diesen
anderen Fällen hat, müssen wir gleich noch ausführlicher Gesprächen. Aber kannst du
vorher noch mal kurz für mich einordnen, ein Zwischenfazit machen. Diese Anklage in
New York, wie schätzt du die ein? Hat es so was schon mal gegeben? Was könnte da jetzt
tatsächlich rauskommen? Wie viel Erfolg aussichten hat die? Also eine Anklage eines ehemaligen
Präsidenten hat es noch nie gegeben und deswegen wird ja das auch als historischer Augenblick
bezeichnet. Wobei andere Länder passiert das immer wieder, manchmal aufgrund einer
gut arbeitenden Newsdeats, manchmal aber auch aufgrund von politischen Umständen. Da
ist schon immer wieder, wenn frühere Staatschefs angeklagt werden, hat man schon immer das
Gefühl, da könnte Politik im Spiel sein, Revanche oder in dem Fall von Trump auch wirklich
eine Versuch der Verhinderung des Comebacks. Das sehe ich nicht wirklich. Ich glaube schon,
dass hier juristische Motive hier den Ausschlag geben, weil Trump hat einfach in seinem Leben
unzählige male Gesetze gebrochen. Er hätte eigentlich schon zigmal angeklagt und verurteilt
werden sollen. Vor allem New York, das Jahrjahrzehntes in der Heimatstadt war, wo er ja Unmengen
von Geschäften gemacht hat, zigmal Pleite gegangen ist und jedes Mal hat er sich irgendwo
herausgewunden. Diesmal hat die Staatsanwaltschaft gesagt, diesmal lassen wir das nicht zu, diesmal
werden wir ihn auch wirklich erwischen. Das Problem ist, die Sache, die ihm vorgeworfen
wird, ist relativ gering. Ist kein großer Skandal und ist auch jetzt kein massiver Gesetzesbruch.
Es gibt in den USA den Unterschied zwischen einem Vergehen und einem Verbrechen, das Misdemina
und Fallony. Im Moment könnte es nur ein Misdemina sein und dann droht ihm ja sehr, sehr wenig,
daraus ein wirkliches Verbrechen zu machen, erfordert einige juristische Akrobatstücke
vom Staatsanwalt. Und da haben viele Juristen ein bisschen ihre Zweifel. Was wir auf jeden
Fall wissen, ist, dass Trump und seine Anwälte diese Anklage mit allen Mitteln bekämpfen
werden. Das heißt, es wird dauern, bis überhaupt vor Gericht kommt. Wenn es einmal vor Gericht
kommt, werden sie weiterkämpfen. Und was sie auf jeden Fall können, ist das Ganze in die
Länge ziehen. Das heißt, in der politisch relevanten Zeit, nämlich bis zur nächsten
Präsidentschaftswahl November 2024, wird mit höchster Wahrscheinlichkeit noch nichts
entschieden sein.
Die nächsten Schritte in diesem Fall dürfte es Ende diesen Jahres und Anfang nächsten
Jahres geben und wir werden weiter darüber berichten. Aber reden wir fürs Erste darüber,
was sich rund um diesen Fall noch abspielt und was für andere Fälle da eben im Raum
stehen und machen vorher eine kurze Pause. Wir sind gleich zurück.
Egal, wie groß ihr Unternehmen ist, der Weg zum Erfolg ist leichter mit einem zuverlässigen
Partner. Mit innovativen digitalen Lösungen übernimmt A1 Verantwortung für ihr Business.
Vom Einzelunternehmer bis zum Großbetrieb. A1
Gibt es außerirdisches Leben? Haben Tiere ein Bewusstsein? Können wir durch die Zeit
reisen? Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen.
Aber erst jetzt kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern. Oder neue Rätsel entdecken.
Ich bin Tanja Traxler und ich bin David Renert. Im Standard-Podcast Rätsel der Wissenschaft
gehen wir großen Fragen der Menschheit auf die Spur. Wir fragen Wissenschaftlerinnen,
was in Schwarzen Löchern passiert, wo die Aliens bleiben und die Fusionskraftwerke und
wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt. Rätsel der Wissenschaft gibt Muckwach eine
neue Folge. Erich, wie hat sich denn jetzt eigentlich Trumps Partei, wir haben sich die
Republikaner rund um diese Causa in den letzten Tagen verhalten? Seit der letzten Kongresswahl,
wo eigentlich alle von Trumps Kandidaten ziemlich schlecht abgeschnitten haben,
sehr viele verloren haben und die Republikaner deshalb insgesamt weit aus weniger Erfolg
hatten als erwartet, hatten die Republikaner begonnen, zumindest viele sich von Trump zu
distanzieren. Und diese Distanzierung aber ist durch diese Anklage zum Stillstand gekommen. In
dieser Situation hatten die meisten führenden Politiker das Gefühl, sie müssen sich doch
hinter Trump stellen, weil die Wählerinnen und Wähler die Basis der Partei das auch tut.
Mit einigen Ausnahmen, zum Beispiel das Senatsführer Mitch McConnell, der besonders Trump kritisch ist,
hat noch kein einziges Wort gesagt. Auch Chris Christie, ein immer lecker Governor von New Jersey,
der auch überlegt zu kandidieren, hat sich auch alles offen gehalten, hat gesagt, na warten wir mal
die Anklageschrift ab, bevor ich etwas sage. Der Großteil aber der Partei hat diesen Schulterschluss
gemacht. Wir stehen zu Trump, die Anklage ist ein Skandal, das ist eine politische Hexenjagd
und auch offenbar in der Basis der Partei dürfte Trump jetzt wieder an Popularität gewonnen haben.
Das ist eine schlechte Nachricht für Leute wie zum Beispiel Ron DeSantis, das ist der
Governor von Florida, der für viele als die Alternative zu Trump gesehen wird. Zwar auch
mit den gleichen Botschaften einer ähnlichen Politik, aber nicht so unberechenbar und nicht
so sprunghaft und auch nicht so ein großes Risiko. Jetzt schaut es wieder so aus, Trump könnte
wahrscheinlich diese Vorwahlen relativ leicht gewinnen, aber wir sind ja erst jetzt im April
2023. Es dauert noch ein Dreivierteljahr bis die Vorwahlen überhaupt beginnen.
Du hast jetzt schon ein paar Mal angesprochen, diesen Aspekt einer politischen Hexenjagd. Trump
sagt es, dass dieser ganze Prozess politisch motiviert ist, viele Anhänger sagen es, viele
Anhänger innen. Wie würdest du das einschätzen? Und was steckt dahinter überhaupt?
Also Trump sieht sich immer als Opfer von Hexenjagden. Das war in der ganzen Präsidentschaft. Es gab
ja zwei Impeachment-Amtsenthebungsverfahren. Es gab diese langwierige Untersuchung von
Robert Müller wegen diesen Russland-Verbindungen, die er auch schon im Wahlkampf gehabt haben
soll oder ihm genutzt haben. Und jedes Mal hat Trump alles als reine politisch motivierte
Hexenjagd abgetan. Das ist es natürlich nicht. Trump behauptet, es gibt eine große Verschwörung
gegen ihn und damit auch gegen alle Amerikaner, die anständig sind und die auf seiner Seite
stehen. Er redet dann gerne vom tiefen Staat, vom Deep State, wo verschwörerische Teile
des FBI und im Justizministerium an den Teilen alle versuchen, ihn den aufrechten Kämpfer
für Gerechtigkeit und Freiheit hier zu besiegen. All das ist natürlich ein Teil der Trump-Rhetorik,
aber muss man nicht ernst nehmen. Was aber sicher der Fall ist, dass auch Staatsanwälte,
nicht nur in den USA, auch in Österreich, haben natürlich manchmal auch gewisse politische
Einstellungen. Und wenn es um etwas geht, wo sie das Gefühl haben, das ist für das Land
schlecht, dann entwickeln sie auch eine besondere Ehrgeiz. Ein anderer Staatsanwalt, auch in
einem anderen Bundesstaat vielleicht, hätte diesen Fall nicht einmal angerührt. Alvin
Breck hat gesagt, nein, ich mache das. Ich schau es mir genau an. Er hat Zickmitarbeiter
angesetzt, er hat unzählige Unterlagen durchsucht, bis er schließlich eine Anklage zusammengebracht
hat, die nun da steht, die von vielen Fachleuten als zumindest wackelig bezeichnet wird und
unsicher, ob er damit durchkommt. Also ja, da ist eine politische Gesinnung auch dahinter,
aber sie steht auf einer doch halbwegs soliden oder zumindest akzeptablen juristischen Basis.
Jetzt hast du aber auch schon gesagt, dass da noch ganz andere Prozesse, ganz andere
Fälle in den nächsten Monaten, Jahre eröffnet werden könnten. Kannst du noch ein bisschen
mehr erzählen, um was es bei Ihnen geht? Ja, und die sind wahrscheinlich gefährlicher
für Trump. Über den einen habe ich schon gesprochen, das ist die Geheimunterlagen,
die er in seinem Anwesen gehabt hat und nicht nur, dass er sie mitgenommen hat, was sie nicht
hätte dürfen, als dann die nationale Archiv gesagt hat, wir brauchen diese Unterlagen,
hat er statt sie herzugeben begonnen, dagegen zu kämpfen, sie zu verstecken, es zu vertuschen,
dann kam sogar das FBI hinein und er hat weiter eigentlich damit diese Unterlagen dortchen
kommen, wo sie gelangen, dagegen angekämpft. Das gilt als Behinderung der Justiz und das
ist ein Tatbestand, der in den USA sehr streng verfolgt wird. Das ist auch der große Unterschied
zu Präsident Joe Biden. Auch in seinem Haus wurden Unterlagen gefunden aus seiner Zeit
als Vizepräsident von Barack Obama, die er nicht hätte mitnehmen sollen, weil sie
vertraulich sind, aber er hat gesagt, ihr könnt alles haben, ich kooperiere. Trump tut
das nicht und das könnte ihm noch zum Verhängnis werden. Die zweite Sache ist der Sturm aufs
Kapitol vom 6. Jänner 2021, wo er diese Reden gehalten hat und wo man wirklich das Gefühl
hat, er hat die Menschen aufgehetzt. Auch da wird untersucht, ist das möglicherweise
ein Aufruf zur Revolte zur Gewalt, kann man daraus eine Anklage basteln, wird nicht ganz
leicht sein, weil Trump immer wieder so in seinen Worten sich dann doch zweideutig ausdrückt.
Also so zu sagen, stürmt das Kapitol, hat er nicht gesagt, sondern er hat es signalisiert,
aber nicht offen ausgesprochen. Dort, wo Trump am verwundbarsten ist, ist seine Versuche,
seine Niederlage bei der Präsidentenwahl abzuwenden, indem er Druck auf Wahlbeamte
ausgeübt hat, damit sie praktisch das Wahlergebnis in ihrem Bundesstaat umdrehen. Und das war
ganz besonders in Georgia der Fall, wo ein Telefongespräch mit dem obersten Wahlbeamten
von dem aufgenommen wurde, wo er sagt, ich brauche 11.000 Stimmen, gebe mir diese 11.000
Stimmen. Und dieses Gespräch und dieser Satz ist das, wo man am leichtesten sagen könnte,
das ist ein tatsächlicher, auch noch ein schwerer Verstoß. Und sollte das zu einer Anklage
kommen, dann ist es ein wirklich großen Schwierigkeiten. Ob das aber in Georgia passiert, ist nicht
so klar, dort ist die Staatsanwaltschaft weniger eifrig, um einen Republikaner, auch um Trump
hier das Leben schwer zu machen. Auch wenn sie sagen, ja, wir werden das weiter verfolgen,
könnte das noch längere Zeit dauern. Du hast es schon ein paar Mal angesprochen,
aber wie ist deine Einschätzung? Könnte irgendeiner dieser Fälle, vielleicht alle
Fälle, zusammen Trump zum Verhängnis werden oder in tatsächlich ins Gefängnis bringen?
Also der New Yorker Fall, keinesfalls, da ist sicher kein Gefängnis da. Die versuchte Wahlmanipulation
in Georgia, wenn das eindeutig von einem geschworenen Gericht, als das auch gesehen wird, wonach
es ausschaut, wäre das auch ein Fall für eine echte Haftstrafe. Aus der Erfahrung mit
Prozessen gegen Politikern, auch wenn es um solche politischen Taten geht, die enden
selten mit Gefängnisstrafen. Da gibt es doch irgendwie eine Bewährungsstrafe oder irgendeine
Art von Pliebagen, so eine Art Deal mit dem Gericht, wo man halt sehr viel Geld bezahlt
und das Ganze dann damit für erledigt erklärt. Vergessen wir auch nicht, Trump ist nicht
mal ganz jung, diese Prozesse werden auch sehr, sehr lange dauern und selbst wenn er einmal
zu einer Haftstrafe verurteilt werden könnte, könnte guter Fall sein, dass dann aus gesundheitlichen
Gründen das nicht in Frage kommt. Nein, ich sehe Trump nicht in einer Zelle sitzen, aber
politisch kann das natürlich in verschiedene Richtungen ausschlagen.
Das ist ja die große Frage, weil auch wenn es kein Gefängnis ist, dann eine Verurteilung
für den US-Präsidenten wäre auch historisch. Wenn Trump verurteilt werden würde, würde
das dann seinen Präsidentschaftsambitionen, seinen politischen Ambitionen an Ende setzen,
ja dann überhaupt noch US-Präsident wieder werden, wenn es sich das zeitlich ausgehen
würde? Es wird sich zeitlich nicht ausgehen. Es wird kein Urteil, kein rechtskräftiges
Urteil bis zum November 2024 geben, deswegen werden wir nur mit einer Art von Verfahren
zu tun haben, wo Trump immer sagen kann, ich bin völlig unschuldig, ich werde nur verfolgt,
ich bin ein Opfer, ihr müsst für mich stimmen, weil ich bin der unschuldigste Mann in diesem
Land und alles entgegen mich, weil ich für euch kämpfe. Die erste Frage ist, wie wird
das bei den Republikanern im Vorwahlkampf sich auswirken und dort sind die Chancen gut,
dass es ihm nützt. Und da ist es zum Beispiel, wenn dann wirklich sagen wir im Frühjahr 2024
der Prozess in New York beginnt, wenn das in diese Hochzeit des Vorwahlkampfes hineinfällt,
ist es einerseits ein Problem für Trump, weil er dann in New York vor Gericht stehen muss,
statt dass er Wahl kämpfen kann, andererseits sind das Bilder, die ihm wieder helfen können.
Da hängt es sehr stark vom ganz genauen Zeitplan ab. Allerdings, wenn Trump wieder nominiert
wird, aufgestellt wird, als der republikanische Präsidentschaftskandidat und dann gegen Joe
Biden antritt, der mit größter Wahrscheinlichkeit ein zweites Mal eine Wiederwahl anstrebt,
dann werden doch diese Prozesse nicht bei den Republikanern, das ist ein Drittel der
amerikanischen Wählerschaft, so seine Stammwähler und die Stammwähler der Partei, aber bei
den Wechselwählern, bei den Unabhängigen, die ungefähr auch ein Drittel ausmachen.
Dort könnten all diese Verfahren, diese Fälle, diese Enthüllungen schon etwas auswirken,
selbst für Menschen, die sagen, ja, ich glaube nicht, dass Trump deshalb verurteilt werden
sollte, aber viele sagen, ich habe einfach genug von diesem Mann, ich möchte nicht noch
vier Jahre lang jeden Morgen aufwachen und mir Trump anhören wollen, bitte schließen
wir dieses Kapitel endlich ab. Und die allgemeine Einschätzung ist, Vorwahlkampf nutzt es ihm,
das heißt seine Chancen, Kandidat zu werden, wachsen dadurch, für den tatsächlichen Präsidentschaftswahlkampf
würde es ihm eher schaden und das natürlich, diese Kombination wäre eine ganz gute Nachricht
für Joe Biden, der sich interessanterweise oder nicht überraschenderweise völlig zurückhält,
gar kein Wort zu all dem sagt.
Auf jeden Fall machen Prozesse wieder aktuelle und die, die noch im Raum stehen, den Vorwahlkampf
und den Präsidentschaftswahlkampf einiges spannender. Wir werden darüber berichten,
du wirst weiter analysieren, danke, dass du es heute auch hier im Podcast getan hast,
Erik Frey.
Sehr gerne.
Wir machen jetzt dann gleich weiter mit unserer Meldungsübersicht und sprechen darüber,
wie sich SPÖ-Parteischefin Pamela Rendi Wagner dafür rechtfertigt, dass viele SPÖ-Abgeordnete
bei der Celensky Rede im Parlament gefehlt haben. Wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages
bis hierhin aber schon gefallen hat, dann abonnieren Sie uns am besten jetzt gleich
auf Ihrer liebsten Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine weitere Folge mehr.
Bei der Gelegenheit können Sie gerne einen guten Kommentar oder eine nette Bewertung dort
lassen, damit uns in Zukunft noch mehr Menschen finden können. Vielen Dank dafür. Jetzt aber
dranbleiben, wir sind gleich wieder da.
Wie viel Geld macht eigentlich
glücklich?
Werde ich mit Day Trading reich und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren?
Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard Podcast lohnt sich das an. Wir,
das sind der Wiener Prom-Bauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.
Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Pyramidenspiel funktioniert,
was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.
Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens, nach der lange erwarteten
Rede des ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky im österreichischen Parlament vergangen
Woche gab es unter anderem Kritik an der SPÖ, weil ein großer Teil ihrer Abgeordneten
der Rede ferngeblieben sind. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat sich deshalb nun im ORF-Fernsehen
gerechtfertigt.
Das Bild vom Donnerstag, da gebe ich Ihnen recht. Das werde ich nicht beschönigen, da
werde ich niemanden verteidigen in der Form. Das ist kein gutes, aber auch zwei Regierungsmitglieder
auf ÖVP-Seite finde ich ein bisschen mager.
Einzelne SPÖ-Abgeordnete haben sich auch offen gegen diese Ländsgeräte ausgesprochen
wegen der Neutralität in Österreich. Damit stimmt Rendi-Wagner nicht überein.
Ich sage Ihnen, ich lehne das ab, das ist nicht die Position der Sozialdemokratie.
Zu anstehenden Mitgliederbefragungen der SPÖ-Führungsdebatte, darüber wollte sich Rendi-Wagner
nicht im Detail äußern.
Zweitens, in Israel, genauer gesagt auf dem Jerusalemer Tempelberg, ist es in der Nacht
auf heute Mittwoch zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. Laut Behördenangaben hätten sich
mehrere palästinensische Besucherinnen in einer Moschee verbarrikadiert. Die israelischen
Sicherheitskräfte sollen mithilfe von Blendgranaten versucht haben, die Barrikade aufzuheben.
In Reaktion darauf wurden aus den nahen Gaza-Streifen Raketen Richtung Israel abgeschossen, vermutlich
von der radikal-islamistischen Hamas. Bei den Unruhen gab es mehrere verletzte, Angabe
zu Toten gab es bis Redaktionsschluss dieses Podcasts aber keine. Der Tempelberg in Jerusalem
ist aktuell viel besucht, weil es sowohl für den islamischen Ramadan, als auch für
das jüdische Pessachfest, die gerade stattfinden, zentral ist.
Und drittens, die Frage, ob wir alleine im Universum sind, die beschäftigt uns Menschen
ja schon seit Ewigkeiten. Und Antworten darauf können sie jetzt auch in einem neuen Standard-Podcast
hören. Rätsel der Wissenschaft heißt er und darin werden meine Kollege Innen Tanja
Traxler und David Renard aus dem Standard-Wissenschafts-Ressort ab jetzt jeden Mittwoch die großen, ungeklärten
Fragen der Menschheit besprechen. In der ersten Folge geht es eben darum, wie wir mit Aliens
Kontakt aufnehmen könnten und warum das nicht schon lange passiert ist. Und hören können
sie das ab heute überall, wo es Podcasts gibt. Einfach suchen nach Rätsel der Wissenschaft.
Alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen können sie dann auf der Standard.at nachlesen
und wenn sie uns jetzt noch irgendetwas sagen möchten, dann schicken sie gerne eine E-Mail
an Podcast.at der Standard.at. Wenn sie unsere journalistische Arbeit hier beim Standard unterstützen
möchten, dann können sie das zum Beispiel tun, indem sie ein Standard Abo abschließen.
Wenn sie Thema des Tages über Apple-Podcasts hören, dann kann man dort auch einige Euro
für ein Premium-Abo bezahlen und sie in Zukunft ohne Werbung hören und vor allem auch sehr
unterstützen. Also vielen Dank dafür. Ich bin Tobias Holup. Danke auch fürs Zuhören
und bis zum nächsten Mal.
Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin. Und wir wollen besser leben. Lohnt sich 10.000
Schritz zu gehen jeden Tag? Ist das Großraum-Büro wirklich so schlecht wie sein Ruf? Spoiler
ja, bringt zwar das Intervall zu Fasten. Wir fragen die, die es wirklich wissen und
probieren es auch gleich selber aus. Bei besser leben, jeden Donnerstag eine neue Folge.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Wieso der erste Strafprozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten heftig umstritten ist und wie er ausgehen könnte
In 34 Punkten ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump am Dienstag in New York angeklagt worden. Das vorgeworfene Verbrechen: Urkundenfälschung, im Raum steht außerdem ein Verstoß gegen Wahlgesetze bis hin zu Verschwörung.
Nimmt man alle Anklagepunkte zusammen, dann drohen Trump mehr als 100 Jahre Haft – zumindest theoretisch. In jedem Fall ist es die erste Anklage gegen einen Ex-Präsidenten in der Geschichte der USA.
Wir sprechen heute mit Eric Frey, Leitender Redakteur beim STANDARD, darüber, wie wahrscheinlich eine Verurteilung in diesem Fall tatsächlich ist. Wir fragen nach, welche weiteren Prozesse noch bevorstehen könnten. Und wir besprechen, warum diese Rechtsstreitigkeiten Donald Trump mehr nützen als schaden könnten.
Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at