Thema des Tages: Klimaschutz verschlafen, Aktivistin abschieben?

DER STANDARD DER STANDARD 4/6/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von A1.

Ich bin Tobias Holub, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Drei Monate und sechs Tage. So lange kommen wir in Österreich mit jenen Ressourcen aus,

die eigentlich für ein ganzes Jahr reichen sollten.

Ab heute, dem 6. April überlasten wir unseren Planeten also wieder.

Wir haben den Earth Overshoot Day erreicht.

Um diesen nach hinten zu schieben, müssen wir weniger Natur zu betonieren,

weniger Wälde abholzen, weniger CO2 ausstoßen.

Aber die Diskussion um diese Ziele wird immer aufgeheizt da.

Besonders, wenn es um Klimaprotestaktionen geht.

Eine junge Aktivistin könnte deshalb sogar aus Österreich abgeschoben werden.

Wir sprechen heute darüber, ob das gerechtfertigt ist.

Wir schauen uns an, ob andere Länder mit ihren Ressourcen besser umgehen.

Und wie auch wir den Erdüberlastungstag nach hinten schieben können.

Alicia Prager, du beschäftigst dich hier beim Standard unter anderem mit Klimafragen.

Und da ist heute ein Begriff ganz groß in ganz vielen Medien.

Nämlich der sogenannte Earth Overshoot Day.

Den haben wir anscheinend heute am 6. April, vor allem hier in Österreich.

Kannst du uns mal erklären, was das überhaupt grundsätzlich bedeutet, Earth Overshoot Day?

Es gibt eine internationale Forschungsorganisation, das Global Footprint-Netzwerk,

die jedes Jahr diesen ökologischen Fußabdruck der Welt und auch als Länder berechnet.

Also der Earth Overshoot Day ist dann jener Tag, an dem die Welt rechnerisch,

die Erdoberfläche so stark nutzt, dass sich die Ressourcen nicht mehr innerhalb von einem Jahr erholen können.

Ein Teil sind zum Beispiel Wälder, die abgeholzt werden oder Fischbestände, die sich nicht mehr erholen können.

Und ein anderer großer Teil sind dann auch CO2-Missionen.

Also dieser Earth Overshoot Day ist einfach ein ziemlich abstraktes Datum, das ausgerechnet wird,

um zu zeigen, dass wir sehr viel mehr Ressourcen nutzen, die Erde sehr viel stärker nutzen, als sie sich regenerieren können.

Und jetzt habe ich ihm gelesen, dass heute in Österreich Earth Overshoot Day ist,

kann man dann quasi sagen, dass der in jedem Land oder auf der ganzen Erde an jeweils anderen Tagen stattfindet,

weil ja alle unterschiedlich viel Ressourcen verbrauchen?

Genau, unser Overshoot Day fällt auf den 6. April.

Damit sind wir im internationalen Vergleich nicht besonders gut.

Wir liegen auf Platz 12.

Mehr als wir verbrauchen unter anderem Kanada.

Die USA am meisten Ressourcen verbraucht Qatar.

Das erreicht seinen Overshoot Day schon am 10. Februar.

Besser als wir sind in Deutschland, das kommt am 4. Mai.

Spanien am 13. Mai und Chinas Ressourcenverbraucht reicht bis am 2. Juni.

Also Österreich im schlechten Mittelfeld, wenn man das so sagen kann.

Und du hast schon gesagt, dass dieser Overshoot Day ein bisschen abstrakt ist

und auch dieses Thema Ressourcenverbrauch ist schwierig für mich festzumachen, was das wirklich bedeutet.

Kannst du uns ein paar Beispiele nennen,

beschreiben, was unsere Ressourcen sind und wie wir die genau verbrauchen?

Genauso grundsätzlich rechnet diese Forschungsorganisation mit globalen Hektaren,

wo der Ressourcenverbrauch dann auf den Hektar Verbrauch runtergerechnet wird.

Wie viele Hektar bräuchte es, um das zu produzieren, das wir verbrauchen?

Genauso geht es dann auch mit CO2-Emissionen.

Dann wird gerechnet ganz theoretisch.

Es bräuchte so und so viel Fläche um das CO2, das wir auszustoßen, wieder zu binden, wieder zu sammeln.

Die gibt es nicht, dadurch akkumuliert das CO2 in der Atmosphäre.

Ungefähr so geht die Rechnung, die dahinter steht, die Methode ist eher konservativ.

Also es werden nicht alle Ressourcen, die wir verbrauchen, hiermit eingerechnet.

Also der Tag neigt nicht so eine Übertreibung, sondern eher zu einer Untertreibung.

Für konkrete Beispiele ein großer Teil in der Berechnung ist für Österreich zum Beispiel die Bodenversiegelung.

In Österreich werden jeden Tag im Schnitt 11,5 Hektar Boden versiegelt, also ziemlich viel.

Ein anderes Beispiel sind importierte Nahrungsmittel, zum Beispiel Soja-Futtermittel, die Österreich einkauft.

Im Jahr werden dadurch allein in Brasilien, Argentinien und den USA über 2.580 Hektar Amperfläche gebraucht.

Also alleine für das Soja, das nach Österreich als Futtermittel importiert wird.

Und wenn man Soja, Kakao, Kaffee, Palmöl, Bananen und Rohrzucker zusammennimmt,

dann bräuchte man für die Menge, die Österreich jedes Jahr importiert, eine Fläche, die 11-mal so groß ist wie Wien.

Und das verstehe ich, dass zum Beispiel richtig, wenn wir über diese Futtermittel reden,

es geht darum, dass wir, sagen wir, zu viel Fleisch essen, um dieses ganze Fleisch zu produzieren,

brauchen wir ganz viel Soja, um die Tiere zu füttern und um dieses ganze Soja anzubauen,

braucht man eben extrem viel Fläche auf der Welt.

Genau, das ist ein Teil davon.

Der größte Teil dieses Fußabdrucks sind allerdings die CO2-Emissionen,

also vor allem fossile Brennstoffe, die wir verbrennen.

Ich glaube, es sind 60 Prozent dieses Fußabdrucks, der durch CO2-Emissionen entsteht.

Und da geht es dann um Autofahren zum Beispiel?

Um Autofahren, also um alles, was Energie braucht, wofür wir fossile Brennstoff verbrennen.

Was könnten wir also tun, in ganz Österreich gesehen, um diesen Overshoot Day weiter nach hinten zu verschieben?

Weniger Autofahren, weniger Fleisch essen zum Beispiel?

Ja, es bräuchte eine aktive Klimaschutzpolitik.

Also, zum Beispiel müsste der Ausbau in Europa an Energien deutlich beschleunigt werden.

Es müssten Strukturen geschaffen werden, die weniger Energie verbrauchen.

Das Wichtigste, was man als Einzelperson tun kann, ist, denke ich, die Politik zur Verantwortung zu ziehen.

Es gibt Lösungen, die müssen umgesetzt werden.

Das können wir gleich noch ein bisschen ausführlicher besprechen.

Aber du hast ja vorher auch schon so ein paar Vergleichsländer genannt.

Du hast zum Beispiel gesagt, dass ich glaube, in Deutschland man ein bisschen besser ist,

was den Earth Overshoot Day angeht.

Aber was sind denn eigentlich die besten Länder bei diesem Tagschaft?

Ist irgendein Land quasi durch das ganze Jahr durchzukommen mit den Ressourcen, die zur Verfügung stehen?

Ja, es gibt eine ganze Reihe von Ländern, die nicht aufgelistet werden in diesem Ländervergleich,

weil sie einfach nicht so viele Ressourcen pro Kopf verbrauchen,

dass sie über diese planetare Grenze hinauskommen würden.

Darunter fallen zum Beispiel Bangladesch, Madagaskar oder auch Kenia

unter den Ländern, für die das Global Footprint Network einen Tag berechnet,

schneidet Jamaika am besten ab.

Das erreicht seinen Overshoot Day am 20. Dezember.

Ende Dezember, also da konnte man zumindest fast das ganze Jahr aus mit den Ressourcen, die es gibt

und kann man irgendwie festmachen, warum das in Jamaika so viel besser läuft als hier in Österreich zum Beispiel?

Naja, es ist halt kein hochindustralisiertes Land, das natürlich viel weniger Energie verbraucht.

Also weniger große Industrie, Fabriken und so weiter.

Da sieht man vielleicht auch ein bisschen die Vor- und Nachteile von diesem Wirtschaftswachstum,

den wir ja auf der ganzen Welt immer nachdennen, dass immer alles noch größer und noch produktiver sein muss, oder?

Ja, wobei es soll jetzt auch natürlich nicht darum gehen, auf einen Lebensstandard zu verzichten

oder schwierigere Bedingungen zu schaffen, darum soll es absolut nicht gehen.

Aber es geht darum, mit den Ressourcen bewusster umzugehen und Strukturen zu schaffen,

mit denen weniger Energie nötig ist und weniger Ressourcen nötig sind.

Stichwort Kreislaufwirtschaft oder öffentlicher Verkehr oder mehr Energieeffizienz, mehr neuere Energie.

Also es soll jetzt nicht darum gehen, dass der Einzelne aufs Auto verzichtet.

Das ist jetzt gar nicht so unbedingt der Ansatzpunkt, der so wahnsinnig viel verändert.

Aber du sagst es schon ein bisschen, wir wissen alle, dass beim Klimaschutz was passieren muss.

Man sieht es jetzt auch in diesem Earth Overshoot Day auch wieder,

weil ich meine, wir kommen in drei Monate aus mit den Ressourcen, die wir fürs ganze Jahr hätten.

Aber es ist ganz schwierig, über dieses Thema zu reden und vor allem nicht nur über Verbote und eben Verzicht zu reden.

Hast du irgendein Zugang mit dem Thema umgehen kann, ohne dass man ganz depressiv wird von der Klimakrise?

Ich finde es sehr hilfreich, sich vor allem auf Gesetze zu konzentrieren, auf Klimapolitik,

auf sozusagen die gesellschaftliche Veränderung, die dahinter steht.

Dazu, wie man konkrete mit Lösungen umgehen kann, dass Klimaschinalismus, Netzwerk, Covering, Climate Now hat einen Tipp, den ich ganz gut fand.

Das sagt, dass wir uns auf die ganz großen Stellschrauben konzentrieren müssen und einfach immer weiter bei der Politik nachhaken müssen.

Warum sich so wenig verändert, also sozusagen auf die großen Lösungen zu setzen,

den Ausbau der Neuerbahn, weniger Flächenversiegelung, global vielleicht auch das Thema Entwaltung,

die Art, wie wir auf riesigen Flächen Futtermittel herstellen, es darf einfach nicht so sehr darum gehen, einzelne verantwortlich zu machen,

weil solange die Strukturen dieselben sind, ist das einfach nur frustrierend.

Zusätzlich glaube ich, wir müssen auch kleinere Fortschritte stärker kommunizieren, stärker wahrnehmen,

dass doch einiges passiert und das auf eine sehr viel höhere Ebene heben.

Du sagst es schon wirklich, die Möglichkeit strukturell etwas zu verändern und gegen den Klimawandel zu unternehmen,

haben die Politik, haben zuständige Behörden und von dort haben wir in den letzten Tagen ein Beispiel gesehen,

wie mit dem Klimathema, wie mit Klimaprotesten umgegangen wir den Österreich,

nämlich mit einer drohenden Abschiebung für eine Klimademonstrantin.

Was es damit aus sich hat, besprechen wir gleich noch im Detail und machen vorher eine kurze Pause.

Wir sind gleich zurück.

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Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard Podcast lohnt sich das an.

Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.

Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Pyramidenspiel funktioniert,

was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steuerphase auszuwandern.

Theo Anders, du schreibst für die Standard-Innen-Politik-Redaktion

und dort habt ihr euch in den letzten Tagen mit einer Klima-Aktivistin beschäftigt,

bei der im Raum steht, dass sie aus Österreich abgeschoben wird, weil sie an Klimaprotesten teilnimmt, vermeintlich.

Diese Aktivistin heißt Anja Windl und Theo, kannst du uns über sie ein bisschen was erzählen?

Wer ist das?

Anja Windl ist eine Aktivistin der Gruppe letzter Generation.

Das ist eben jene Gruppe, die in den letzten Monaten etwa bekannt wurde dadurch,

dass sie mit Klebeaktionen versucht hat, den Autoverkehr zu blockieren

oder Protestaktionen in Museen durchgeführt hat

und die sich davon erhoffen, dass rascher staatliche Maßnahmen gegen den Klimawandel

und gegen Umweltzerstörung umgesetzt werden.

Anja Windl ist ein sehr aktives Mitglied in dieser Gruppe letzter Generation

und war auch schon bei vielen Protesten dabei.

Sie ist 26 Jahre alt, studiert Psychologie in Klagenfurt, wohnt in Graz

und was für die aktuellen Ereignisse wichtig ist, sie kommt ursprünglich aus Deutschland und ist deutsche Staatsbürgerin.

Warum das wichtig ist, besprechen wir gleich noch, aber ich musste vorher noch eine ganz andere Frage stellen.

Nämlich das, was ich über diese Anja Windl bisher gehört habe,

ist, dass sie vor allem so in Boulevard-Medien häufig als Zitat Klima Shakira bezeichnet wird.

Wie kommt das?

Ja, also dieses Etikett-Klima Shakira haben wir eben in die Boulevard-Medien verpasst, wie du schon gesagt hast,

bezugnehmend auf eine gewisse vermeintliche optische Ähnlichkeit mit dem kolumbianischen Popstar.

Und wir haben im Standard auch vor einiger Zeit mal eine Geschichte gemacht,

wo wir Anja Windl selber dazu befragt haben, wie sie das eigentlich wahrnimmt

und sie hat gesagt, dass sie zunächst diese Titulierung einerseits absurd, aber auch amüsant empfunden hat

und dass es halt ein zweischneidiges Schwert ist. Also auf der einen Seite wird ihr durch diese Promenenz

unter dem Begriff Klima Shakira eine große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil

und sie wird in vielen Medien interviewt, auch von Boulevard-Medien und bekommt da eben viel Raum

und sagt dazu Zitat, ich bin privilegiert dadurch, dass ich Medieninteresse auf mich ziehe,

ganz ohne dass ich mich dafür in irgendeiner Weise bemühen muss.

Auf der anderen Seite wird sie dadurch eben oft auf ihr Äußeres reduziert

und bekommt sehr viele sexistische Kommentare zugeschickt und wird eben nur auf ihr Äußeres reduziert

und sie sagt dazu, sie kann daran jetzt nichts mehr ändern, aber sie kann nur versuchen,

diese Aufmerksamkeit jetzt für die Bewegung in Anspruch zu nehmen.

Aber es ist natürlich ein Problem, wenn es dann nur mehr um sie als Person und ihr Aussehen geht

und das in einen sexualisierten Kontext gestellt wird und dann eigentlich vom Thema,

auf das die Gruppe aufmerksam machen möchte, ablenkt und das Klimathema dann nur mehr unterferner liefen

behandelt wird, um dass es ja ihr und ihrer Gruppe eigentlich geht und das kritisiert sie auch sehr stark.

Wenn das dann als Ablenkungsmanöver gebraucht wird, sie als Klima Shakira zu bezeichnen.

Also zweischneidiges Schwert ist da wahrscheinlich wirklich der beste Begriff dafür,

aber sprechen wir noch ein bisschen über diesen aktuellen Fall, den es jetzt gibt, das eben abgeschoben werden soll.

Was hat es damit auf sich?

Ja, also sie hat eben diese Woche Publik gemacht, dass sie nach einer Protestaktion in Klagen fuhrt

von der Behörde, konkret im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, das zum Innenministerium gehört,

Post bekommen hat, wo sie zur Einvernahme hinsichtlich der Prüfung einer aufenthaltsbeendenden Maßnahme geladen wurde,

also eine Ausweisung.

Eine Ausweisung aus Österreich für eine Klimaaktivistin, mit welcher Begründung konkret?

Ja, also die Begründung, da sind wir auf die Schilderungen von Anja Windl selbst bis zu einem gewissen Grad angewiesen,

weil weder das BFA noch das Innenministerium sich konkret zu dem Fall äußern wollen

und dafür datenschutzrechtliche Gründe geltend machen.

Aber Windl berichtet eben, dass sie bei ihrem heutigen Termin beim BFA mit den Beamten mit Vorwürfen konfrontiert wurden,

die eben ihr Gefährdungspotenzial für die öffentliche Sicherheit betreffen

und dass die Behörden eben einen dicken Packen an Anschuldigungen präsentiert hätten.

Und Windl hat auch schon mal eben darüber berichtet, dass es wohl auch darum geht,

um diese Ölverschützungsaktionen bei den Kleberprotesten und sie selbst sagt eben,

und das deckt sich auch mit den Berichten und Videos, die man eigentlich von diesen Aktionen hat,

dass das Öl erst verschüttet wurde, als die Aktivistinnen und Aktivisten bereits festgeklebt sind auf der Straße,

also dass dadurch keine unmittelbare Gefahr für den Verkehr ausgehen konnte,

weil ja ohnehin schon stillstandabart, dass auch diese Aktionen gegen sie erwähnt worden seien in diesem Brief vom BFA.

Und bei der heutigen Einvernahme sei auch aufgekommen, dass gegen sie wegen Gemeingeferdung ermittelt werde,

wegen einer Aktion beim Neujahrskonzert, die dann aber eh verhindert wurde,

aber wo es auch um eine Störaktion gehen hätte sollen, die die letzte Generation dort vorbereitet hat.

Nach diesem Termin bei den Behörden heute am Donnerstag hat Anja Windl auch eine kurze Stellungnahme veröffentlicht,

ein kurzes Video in den sozialen Medien, das können wir uns kurz anhören.

Ich finde mich tatsächlich immer noch in Loben nach dreieinhalbstündiger Einvernahme.

Wir wurden eine sehr dicke Akte über meine eigene Person präsentiert und mein Gefährdungspotenzial wurde quasi die Urals abgefragt,

aber ich bin gespannt, was letztlich darum kommt.

Aber Theo, diese Klimaproteste, diese Störaktionen, über die wir schon seit Monaten jetzt berichten,

die sind so gut wie immer sehr umstritten.

Das kann ich nachvollziehen, da geht es meistens darum, dass man nicht rechtzeitig in die Arbeit kommt,

weil eben eine Straße blockiert ist oder ähnliche Probleme.

Aber diese konkreten Beispiele, dass zum Beispiel Öl verschüttet wird auf eine Straße, die ohnehin schon gesperrt ist,

anscheinend in diesem Moment rechtfertigt das wirklich eine öffentliche Gefährdung, wie du es jetzt beschrieben hast.

Ist das rechtlich wirklich haltbar?

Ja, zur rechtlichen Lage muss man sagen, dass sie halt einige Verwaltungsstrafen bereits erhalten hat,

die sie aber beeinsprucht hat mit ihrem Anwalt und die also auch nicht rechtskräftig sind.

Sie ist also in dem Sinn unschuldig.

Und es gibt auch sehr kritische Einschätzungen von Rechtsexperten zu dieser aktuellen Vorgangsweise,

soweit man sie eben einschätzen kann, wo das Vorgehen der Behörde eigentlich als unverständlich

und auch als aussichtslos bezeichnet wird.

Zum Beispiel hat der Europarechtler Walter Obwexer im heutigen ÖAns morgen schon all festgehalten,

dass bloße Verwaltungsübertretungen und noch mal dazu gesagt, die sind auch noch nicht rechtskräftig,

aber selbst bei der Rechtswirksamkeit kein Grund für eine Ausweisung sein könnten,

weil sie ja EU-Bürgerin ist, sie ist Deutsche.

Und für solche eine Ausweisung bräuchte es laut Obwexer zunächst einmal eine schwere Straftat,

zum Beispiel Körperverletzung, Mord oder Raub und dann auch noch die Gefahr,

dass eine weitere Straftat begangen wird.

Also der Europarechtsexperte hält das auf dieser Basis eigentlich für vollkommen ausgeschlossen,

dass Anja Windl ausgewiesen wird und auch ihr Anwalt spricht vom Versuch einer Einschüchterungsaktion,

die sich rechtlich nicht halten lassen werde.

Und die Behörde selbst gibt ihm wie gesagt sehr spärlich Auskunft über ihre Motive

und verweist nur auf die allgemeine Rechtslage.

Wir hätten gern mehr Informationen vom Innenministerium bekommen.

Es hat dazu keine ausführlichen Äußerungen gegeben.

Müssten wir dann sagen, auf Basis der Informationen, die wir haben, dass das so eine Art symbolische Aktion ist,

dass eine Art Präsidenzfall geschaffen werden soll, um eben wie du gesagt hast,

alle KlimaschützerInnen, von denen es ja mittlerweile viele gibt, in Österreich, einzuschüchtern?

Ja, man kann das durchaus so sehen.

Also man muss vor allem bedenken, dass bei recht großen Bevölkerungskreisen

diese Aktionen der letzten Generationen eher unpopulär sinnvoll ist,

was die Blockaden des Straßenverkehrs betrifft.

Und man kann natürlich darüber spekulieren, dass es auch politisch opportun erscheinen mag,

jetzt eine vermeintlich harte Gangart gegen Klimaaktivistinnen und Aktivisten zu forcieren

und da in der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, um gegen diese Personen vorzugehen

und diese Störaktionen zu unterbinden.

Und dass man dann vielleicht selbst eher aussichtslose rechtliche Maßnahmen in die Wege leitet,

um diese Symbole zu setzen.

Wenn man natürlich sagen muss, dass unpopularität nicht das Gleiche ist wie ein Rechtsbruch.

Und kann man denn jetzt einschätzen, wie dieser Rechtsstreit, wenn man das schon so bezeichnet,

überhaupt weitergeht, was passiert als Nächstes?

Ja, also auch nach den Informationen, die wir haben, ist heute noch keine Entscheidung ergangen.

Es gab eben heute nur diesen Termin und diese Befragung von Anja Windl

und sie und ihr Anwalt haben auch angekündigt, gegen Maßnahmen sollten,

welche eingeleitet werden, auf jeden Fall rechtliche Beschwerden einzulegen

und bis auf weiteres wird Anja Windl auf jeden Fall in Österreich bleiben.

Wenn es neue Entwicklungen gibt, dann werden wir darüber berichten.

Aber jetzt abgesehen von diesem konkreten Beispiel

und darüber haben wir vorher schon gesprochen.

Alicia zeigt das Beispiel ja jetzt wieder so eine Art Fokus auf diese Proteste, die es gibt.

Was könnten denn Behörden und Politik stattdessen tun, um diese Verantwortung wahrzunehmen,

die wir vorher schon besprochen haben, für die Bekämpfung des Klimawandels

und dafür tatsächlich inhaltlich etwas zu unternehmen?

Ganz einfach, indem ernstzunehmende Maßnahmen gesetzt werden.

Also ein guter Staat wäre zum Beispiel in einem Klimaschutzgesetz zu zeigen,

dass wir einen Plan haben, wie wir das mit der Klimaneutralität noch schaffen.

Es braucht einfach das Gefühl, dass sich etwas bewegt.

Wir wissen, also es kann einfach nicht alles so bleiben, wie es jetzt ist,

weil ja, das ist keine Option.

Aber die Veränderungen gehen so langsam, werden blockiert,

man hört die ganze Zeit von Rückschlägen.

Es braucht einfach so das Gefühl, okay, da gibt es Leute, die an den Hebeln sitzen

und die das ernst nehmen und tatsächlich Forderungen umsetzen,

Lösungen sich anhören, Lösungen sich anschauen.

Was macht Sinn, was macht wenig Sinn, wo liegen die ganz großen Potenziale

um Emissionen einzusparen?

Klimaschutz darf einfach nicht und von keiner Partei

als ein Artenerfiges Thema abgetan werden.

Dafür ist es einfach viel zu wichtig.

Also weniger Fokus auf Proteste, mehr Konzentration

auf tatsächliche strukturelle Änderungen,

für die gerade die Politik die Möglichkeit hat,

auch hier in Österreich, damit dieser Earth Overshoot Day,

von dem wir heute auch viel gehört haben, hoffentlich bald weit nach hinten

geschoben werden kann.

Danke euch beiden, dass ihr das heute für uns eingeordnet habt

und uns ein paar Lösungswege auch gezeigt habt.

Alicia Prager und Theo Anders.

Danke.

Danke, gerne.

Wer mehr über den Erdüberlastungstag wissen will,

der oder die kann übrigens morgen am Freitag in die neue Folge

unseres Schwester-Podcasts, Edition Zukunft Klimafragen reinhören.

Wir ist nämlich genau du, Alicia, noch viel ausführlicher über dieses Thema

mit einem Wissenschaftler sprechen.

Wir sprechen jetzt dann gleich noch weiter in unserer Meldungsübersicht,

darüber, warum gerade mehrere EU-Politikerinnen

in China auf Besuch sind und was sie dort erreichen möchten.

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Jetzt aber dranbleiben, wir sind gleich wieder da.

Gibt es außerirdisches Leben?

Haben Tiere ein Bewusstsein?

Können wir durch die Zeit reisen?

Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen.

Aber erst jetzt kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern.

Oder neue Rätsel entdecken?

Ich bin Tanja Traxler.

Und ich bin David Renert.

Im Standard-Podcast der Rätsel der Wissenschaft

gehen wir großen Fragen der Menschheit auf die Spur.

Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in Schwarzen Löchern passiert,

wo die Aliens bleiben

und die Fusionskraftwerke

und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt.

Rätsel der Wissenschaft, jeden Mittwoch eine neue Folge.

Überal wo es Podcasts gibt.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.

Erstens. Gleich mehrere hochrangige EU-Politiker

innen sind aktuell in China zu Besuch.

Sowohl die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

als auch der französische Präsident Emmanuel Macron.

Deren Positionen waren im Vorfeld aber sehr unterschiedlich.

Von der Leyen hat China wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert

und fordert mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Macron auf der anderen Seite zeigt Interesse

für Chinas Friedensplan für den Ukraine-Krieg,

bei dem die ukrainische Seite aber benachteiligt wäre.

Passend dazu wird es heute am Donnerstag

einen Dreiergipfel zwischen beiden europäischen Politikerinnen

und Chinas Präsident Xi Jinping geben.

Macron und Xi werden darüber hinaus auch noch ein Zweiergespräch führen.

Von der Leyen dürfte diese Möglichkeit aber nicht bekommen.

Zweitens. Wir bleiben noch beim Thema China,

denn die beliebte Bilderki mit Sherny

hat zuletzt strenge Einschränkungen eingeführt,

was die Darstellung von Chinas Präsident Xi Jinping,

wir haben heute schon von ihm gehört, angeht.

Normalerweise kann man dieser KI hier auftragen,

einen gewissen Politiker in einem bestimmten Kunststil darzustellen.

Eingaben mit Xi Jinping werden jetzt aber von der Software blockiert.

Die Begründung der Mitscherny-Entwicklerinnen,

man müsse den strengen Sensorregeln in China entgegenkommen,

damit die Software dort nicht komplett gesperrt wird.

Andere Politikerinnen werden auf Mitscherny bisher nicht blockiert

und auch bei Xi kann man die Sperre durch Formulierungen

wie chinesischer Präsident teilweise umgehen.

Und drittens. RFK.

Diese Initialen sollte man sich womöglich merken,

denn Robert F. Kennedy will zum nächsten Präsidenten der USA werden.

Er ist ein Neffe des berühmten Ex-Präsidenten John F. Kennedy, kurz JFK.

Ob er die politisch großen Fußstapfen seines Onkels aber füllen kann,

ist fraglich.

Denn bisher ist er mit seiner Politik noch kaum aufgefallen,

sehr wohl aber mit falschen Behauptungen über die Corona-Impfung.

Fürs Erste will RFK jetzt mal im Rennen um die Vorwahl

bei den Demokraten antreten.

Und dafür hat Amtsinhaber Joe Biden zwar noch nicht offiziell kandidiert,

wird das aber wohl noch tun und dürfte den Kennedy-Nachwand dann wohl abhängen.

Was ich auf jeden Fall schon mal sagen kann,

ist, dass RFK ein bisschen schlechter von der Zunge geht als JFK.

Aber mehr über den Politiker können Sie trotzdem auf der Standardpunkte T nachlesen.

Dort finden Sie auch alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen.

Wenn Sie dann noch ein bisschen mehr Zeit für Standard-Podcasts haben,

dann hören Sie sich doch die neue Folge unseres Schwester-Podcasts besser Leben an.

Da geht es darum, wie man sich in nur 10 Minuten so richtig entspannen kann

und ob man dafür neumodische Techniken aus dem Silicon Valley braucht.

Große Hör-Empfehlung, besser Leben finden Sie überall, wo es Podcasts gibt.

Versieren Sie jetzt noch irgendwas sagen möchten,

dann schicken Sie uns gerne eine E-Mail an podcastederstandert.at.

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Also vielen Dank dafür.

Ich bin Tobias Holub. Danke auch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin.

Und wir wollen besser Leben.

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Ist das Großraumbüro wirklich so schlecht wie sein Ruf?

Spoiler Ja, bringt zwar das Intervall zu Fasten.

Wir fragen die, die es wirklich wissen und probieren es auch gleich selber aus.

Wir wollen besser Leben. Jeden Donnerstag eine neue Folge.

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Bis Anfang April verbraucht Österreich Ressourcen für ein ganzes Jahr. Doch eine Aktivistin, die sich für Klimaschutz ausspricht, wird möglicherweise des Landes verwiesen

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