Input: Epiliert, gewaxt, gezupft: Warum müssen Körperhaare weg?
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 6/14/23 - 29m - PDF Transcript
Eine Frau vorne auf einem Dampfschiff, sie lernt eine Drehling, ihre langen braunen Haare
wenden zurück, sie schaut das Ufer zu einem geliebten Mensch und winkt langsam und sehnsüchtig,
unter ihren Ehren jetzt gut sichtbar, ein Büschchenli Achselhaar.
Ich war eine Teenagerin, die ich diese Filmszene im Schulzimmer geschaut habe, 100 Jahre Einsamkeit
war es glaube ich, ein Film aus den 80ern.
Ich dachte also, eine Frau, die lange Achselhaare hat und die auch noch völlig unbefangen in die Filmkamera hebt.
Das ist schon ein paar Optionen.
Bis dort ane, habe ich das noch nie gesehen.
Diese Filmszene kommt mir seit 20 Jahren immer wieder in Sinn.
Immer dann, wenn mit steigenden Temperaturen die Hosen kurze und Shirts ärmellos werden.
Ich frage mich dann, wieso stutzen wir Menschen unseres Körperhaarkollektiv?
Männer wie Frauen, Frauen nach Leih exzessiv, verdunkt sie mich?
Ist das seit den 80ern einmal Mode?
Und bis dort ane, hat die Menschheit ihre Körperhaar stahlen?
Falls Sie euch jetzt fragen, was ist denn das für ein oberflächliches Thema?
Das ist es, aber nur im Wortzinn.
Die Haare wachsen halt von unserer Körperoberfläche.
Tatsächlich werden diese kleinen, kurzen, manchmal kriselten Körperhaare
mit enorm viel Bedeutung aufgeladen.
Sie sind ein wichtiger sozialer Marker.
Und die Körperhaare sind politisch.
Wir schauen ane in dem Input, dort, wo für viele von uns die Scham hockt.
Mein Name ist Julia Lüscher.
Hocken Sie schon in den Bad ein?
Ich kann noch nicht.
Der Winter war lang.
Und so sind auch meine Haare der Wädle.
Ich bin darum, auf dem Weg zu den Kosmetikern, um zu wechseln.
Und vor allem über das wechseln reden.
Und ich habe Angst.
Ich gehe nicht gerne.
Mir wechselt das mega weh.
Aber ich habe das Gefühl, ich muss.
Ich spüre sehr einen grossen gesellschaftlichen Druck,
dass ich mich als Frau durch Bitte schön enthaare.
Am besten Kopfhaaransatz abwärts.
Oder die Haare mindestens in Rei und Gleit bringen.
Die Margrettheit führt ein Kosmetiksalat in Zürich am Goldbrunnenplatz.
Eine Freundin hat sie mir empfohlen,
hell eingerichtet ist es.
Sehr sauber, sehr freundlich.
Wir rocken aufs rote Sofa und machen Dutzis.
Und ich entspann mich langsam.
Auch weil die Margrettheit nicht nur sehr herzlich,
sondern als Kosmetikerin wahnsinnig erfahrene und routiniert ist.
Wenn man 23 Jahre mit 10 Kunden im Pro Tag hübt,
dann irgendwann bist du eine Wax Queen, wie sie mich nennen in Zürich.
Ich wäre lieber eine andere Queen, aber ich bin der Wax Queen jetzt.
Die Margrettheit bietet Haarempferdungen an mit Laser und Wax.
Eigentlich alles, ganze Köpfe.
Es ist manchmal auch so, dass sie vielleicht für Gesichtenthaarung kommen.
Dann sagen sie, ich habe die Ohren.
Ohren ist etwas, was ich sehr lustig finde.
Das habe ich schon Ohren gemacht.
Wenn Sie sagen Stören, ich denke,
wir haben die Möglichkeit, diese Probleme zu lösen.
Wieso nicht?
Wer kommt hierher?
Ich habe ganz verschiedene Gruppen von Menschen,
Jazz-Sängerin, Ärztin, alle Berufe, alle Schichten.
Und was sehr interessant ist, ist der Gruppenmänner.
Es ist spannend, dass so sehr, wie das wächst,
Männergruppen für Wax.
Mein Eindruck bestätigt sich also insofern,
dass Körperhaare uns alle eint.
Es ist etwas, das die allermeisten auf irgendeinem Ort beschäftigt.
Auch jede dritte Person, die in ihrem Kosmetik-Salon kommt,
identifiziert sich als Mann, sagt Margrettheit.
Unterdessen.
Das hat sich sehr gewandelt.
Vor fünf, sechs Jahren kam noch kein einziger Mann.
Und nachvorher, so Ende 90er-Jahre,
war bei kleinen Zonen Wax auch unter Frauen
ein totales Tabu in der Schweiz,
anders als in ihrem Heimatland Brasilien.
Vor 23 Jahren war das eine Schande fest.
Ich lerne also, welche Haare für uns Menschen okay sind.
Weil ich aber tremmt oder kontrolliert werde.
Und welche Haare gar nicht gehen.
Der Umgang mit Körperhaaren
hat sich in der Geschichte immer wieder gewandelt.
Wir zuholen später in diesem Podcast
noch weiter raus aus dem heutigen Zeitgeist
und schauen unter anderem in altegyptische Gräber.
Jetzt gerade, es ist Juni 2023,
hier bei Margrettheit im Studio,
geht es für mich aber als eingemacht.
Ich habe schließlich meine Körperhaare dabei
und an denen hängt ein sehr starkes Gefühl.
Ich muss dir direkt etwas gestehen.
Ich habe meine Haare den ganzen Winter nicht entfernt.
An den Beinen.
Wie hältest du das aus?
Man könnte eine Söpfchen machen.
Nein, du übertreibst.
Wir sind lang und es war mir total egal,
weil es war ein Winter.
Aber jetzt passiert etwas mit mir.
Ich ernte Blicke und Freundinnen von mir sagen,
das an deinen Beinen, das ist unhygienisch.
Und dann stehe ich mich.
Interessant ist die Frage,
wieso es dir jetzt stört plötzlich.
Aber eine sage ich jede Frau, die ich gerne wende.
Du entscheidest für Haare entfernt.
Du machst das in erster Linie für dich.
Ich fühle mich besser ohne Haare.
Nicht für die Gesellschaft.
Nicht für deine Partner.
Nicht, weil jemand das von dir erwartet.
Das klingt schön.
Aber es ist auch ein bisschen leicht gesagt.
Ich möchte gerne in einem Salon sehen.
Wir gehen über ins Zimmer,
wo die Margarete in drei Töpfe schon wachswarm gemacht hat.
Es schmeckt fein. Es ist Bienenwachs.
Und sie kann es kaum erwarten.
Ich kann die Schmerzhaftprozedur
nur noch ganz knapp herauszögern
mit ein paar letzten Fragen nach dem Warum.
Und warum sind diese Körperhaare so wichtig,
dass wir sie entfernen?
Wie alles in Leben, ich denke, es ist das Resultat.
Was passiert nach den Schmerzen?
Nach einer Schmerze kommt meistens etwas Gutes.
Und das Gute ist diese feine Haut.
Man fühlt sich vielmehr in einer Haut ohne Haare.
Es ist ästhetisch. Es ist schön.
Auch ein hygienischer Grund.
Es gibt viele Faktoren zusammen.
So.
Ich habe immer noch komplett angelegt,
dass es im Kosmetiksalon der Margarete ist.
Und an dieser Stelle halten wir die Zähne mal an.
Wir kommen am Schluss von diesem Podcast
noch einmal zurück.
Als Nächstes hangeln wir uns den Schlagwort nach.
Gesellschaftlicher Druck.
Die Frage der Hygiene.
Der Ekel.
Ich will von anderen wissen,
wieso machen wir das?
Was motiviert uns genau
zum Wechsel, Lasern, Rasieren,
zum Geld ausgeben,
zum Zeit und eigentlich Arbeit auf uns nehmen?
Was für Gefühle und Assoziationen
hangt an diesen menschlichen Körperhaare?
Zum Daseusen finden, gehe ich in die Body.
Das fängt im Teenager-Alter an.
Alle fangen sich an zu rasieren,
weil es dazu gehört,
z.B. Achseln.
Irgendwie ist es schon sozial nicht so akzeptiert,
Achseln zu haben.
Es ist mehr aus einem ästhetischen und praktisch.
Ich finde es angenehmer vom Schweizer.
Ich habe das Gefühl, es schmeckt weniger.
Es gibt einem einfach so ein reines, hygienisches Gefühl.
Ich finde es sehr anstrengend, ehrlich gesagt.
Ich finde die Haare mega anstrengend.
Ich lasse dann auch immer ein bisschen schleifen im Winter.
Was findest du anstrengend daran?
Ich mache so einen Mix,
ich gehe mal wieder wachsen
und dann mache ich wieder selber.
Ich kann nicht angefangen,
vor zwei Jahren meine Beine selber repilieren,
aber wenn ich es wieder schleifen lande,
ist alles ein bisschen anstrengend.
Vor zwei Jahren habe ich die Tosenabzogene gefunden,
auch ich habe die Bandsetter vergessen.
Dass Zupfen wachsen,
Schmieden von Körperhaaren,
das scheint mir ein ständiger Versuch,
Ordnung zu halten am eigenen Körper.
Krumm hat man es rasiert,
recken die ersten Achselhaare
aber schon wieder in ihre Spitzen aus der Haut
und zwingen um Chaos und Ordnung
gerade wieder von vorne los.
Wann hat eigentlich der Kampf angefangen?
Ich erhoffe mir Antwort auf diese Frage
und habe darum in der Debatte mit Historikerin
Robertas Pano abgemacht.
Eine Woche vorher schon
beim Recherchieren im Internet
habe ich ein Artikel von ihr gefunden,
menschliche Beharrung und Ordnungen,
heisst er,
erschienen im Schweizerischen Archiv für Volksgrund.
Körperhaarempfernung
sind gar kein neues Phänomen
aus den 80er-Jahren,
sondern gehen sehr weit zurück.
Das interessiert mich,
darum frage ich sie an für ein Interview
und schon hocken wir hier
im lauten Badi-Restaurant.
Was ist denn eigentlich für sie
das Spannende am Körperhaar,
möchte ich als Erstes von einer Wisse?
Ich glaube schon,
Körperhaar sind wie so von vielen Gegensätzen
irgendwie geprägt.
Ich meine, wenn man denkt,
dass ein typisches Gegensatzpaar
irgendwie angeschaut wird
und man kann schon sagen,
wenn man so historisch angeschaut,
wie man mit Körperhaar umgegangen ist,
dass das schon wirklich
auch ein Tool ist,
zum ganz klar markieren,
welche Körper sind normal,
welche sind abnormal,
welche sind männlich, welche sind weiblich,
welche sind gesund, welche sind krank
und welche sind weiss,
welche sind nicht weiss.
Körperhaar als Tool
oder als Kommunikationsmittel,
das geht in der Geschichte
des Menschen sehr weit zurück.
Die kulturelle Bedeutung
von Körperhaar, so wie wir sie heute wahrnehmen,
war auch schon völlig anders.
Roberto Spano macht ein Beispiel
aus dem Jahr 1450,
wo ein spezielles Ding
erfunden wurde.
Es gab so Schamharberg,
also gibt es glaube ich immer noch,
und über 1450
wurde das erfunden.
Und zwar, weil es sich Frauen,
die z.B. Läuse hatten,
dann mussten sie
ganz rasieren
oder auch aufgrund von sexuellen Krankheiten
oft halt prostituierte
und dann hat man so einen Schamharberg
angelegt, um die Worte
wirklich die Scham zu verdecken.
Dort geht es um Hygiene,
aber dort geht es auch um etwas anderes,
denn das waren die Bedingungen um 1450,
die Körper anders umgehen,
als wir das heute machen.
Dort sieht man wie auch
die Haare übernehmen, die ganz andere Funktion.
Das ist ein Beispiel
für genau verkehrte Standards,
wie wir es heute kennen.
Ich schließe Folgen aus dem,
wo die Historikerin sagt,
der beharte Intimbereich
der Frau,
der könnte im 15. Jahrhundert also
als Beweis für ihre
Sauberkeit und Gesundheit gelassen werden.
Wer
im Intimbereich hingegen kahl war,
könnte die Lüse gehabt haben.
Ein Hygieneverständnis genau umgekehrt,
wie es heute gibt.
Das tauchen wir noch etwas weiter
in der Geschichte der Körperhaare.
Das, was ich recherchiere im Internet
und in der Literatur zum Thema,
rührt meine bisherige Vorstellung
nämlich völlig über den Haufen.
Vor 4'000 Jahren in der ägyptischen Hochkultur
haben die Menschen
ihre Körperhaare entfernt.
Zum Beispiel mit Harz.
Was ja auch schon mal sehr schmerzhaft
klingt, oder mit geschliffenen Muscheln.
Schon auf
Gradmalereien aus dieser Zeit
sind Frauen mit entharten
Intimbereich abgebildet.
In islamischen Kulturen gehört Haarempfernung
zu den religiösen Reinlichkeitsbepflichten,
und zwar für beide Geschlechter.
Im Europa des 18. Jahrhunderts
gilt eine entharte Intinzone
bei Frauen als
Jungfräulichkeit, Jugendlichkeit
und Hingabebereitschaft.
Und noch ein letztes Beispiel aus der Geschichte
der Körperbehaarung.
Eines aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
vom Evolutionstheoretiker
Charles Darwin.
Ich hatte das Gefühl,
Frauen müssen ganz entharten
und glatt, dann werden sie von der Evolution bevorzugt.
So in der deutschen Übersetzung
hat er gesagt, beharte Frauen sind lächerlich hässlich.
Ich weiss nicht, was er im Englisch vorhin angesagt hat.
Ein hochproblematischer Hintergrund
hat die These von Charles Darwin.
Er hat sich bezogen auf den Unterschied
zwischen den schwarzen Frauen,
die das Körperhaar kann kräftiger sein,
dichter und dünkler
und weisse Frauen,
mit tendenziell finneren,
helleren oder weniger Haare.
Frauen mit weniger Körperbehaarung,
so den Charles Darwin
vor ca. 170 Jahren,
würden von der Evolution
also bevorzugt werden.
Eine These, die nicht nur
an den Haare beizugen,
sondern rassistisch ist.
Kommen wir zurück
zur Frage der Geschlechter
und dem Umgang mit Körperhaar.
Was kommt dir in den Sinn,
wenn du an Körperhaar denkst?
Ich hätte gerne einen Bart.
Nein.
Das finde ich einfach
eine herrliche Aussage.
Die erste, wenn ich ein Mann
nach Körperbehaarung frage,
ist, ich will mehr Körperbehaarung
und bitte an prominenter Lage
im Gesicht.
Der Bart, nur ganz kurz,
ist in diesem Podcast ausklammert.
Zudem empfiehle ich euch
einen eigenen Input
von meiner Kollegin Marielle Kreis.
Ich verlinke euch in den Show Notes.
Er heisst
der Bart, die letzte Bastion der Männlichkeit.
So geschwimmbig.
Haben die irgendeinen Bezug
zu euren Körperhaar?
Ich habe brutale Bezüge.
Nein, ich habe einfach zu viel Haar
am Körper,
als dass mich das hier schiessen
um mir das irgendwie zuständig zu entfernen.
Und ich bin zu wenig eitel
um das zu machen.
Ich habe es ja schon ein paar Mal gemacht,
ehrlich gesagt, aber
mit so viel Aufwand
und zu wenig Wichtung für mich.
Ja, sicher
wenn der Sommer abhängt,
aber auch mehr geht,
Zeit und Lust und
wenn man sich gefühlt.
Ich bin eben auch ein wenig fuhl bis zum Schluss.
Je mehr Aufwand es gibt,
desto weniger Wut sich das machen.
Darum bin ich eigentlich froh,
dass alle auf meine Beine schauen,
weil ich nicht mehr behaart bin.
Darum
mir ist es egal.
Du kannst schön entspannt deine Beine hart tragen.
Ich habe auch nicht das Gefühl,
dass ich irgendwie völlig ausgestellt werde.
Ich glaube, für Frauen ist es schwieriger,
eben auch mit so den gesellschaftlichen Erwartungen.
Ich glaube, wenn ich jetzt
am ganzen Körper mega viel Haar hätte,
würde es mich vielleicht eher stressen.
Aber so finde ich,
dass ich plötzlich im Frühling
die Haare sehen,
wie ich den Body aussehe.
Machst du irgendetwas mit deinen Körperhaaren?
Einfach rasieren in deinem Bereich,
Achsel und Beine,
lasse ich alles.
Sonst Armhaare und so.
Viele Männer rasieren ja auch die Beine
über den Sommer,
oder über das ganze Jahr.
Wieso hast du deine Achsel Haare rasieren?
Weil ich es schöner finde.
Angenehmer,
wenn man eine Sache trägt,
wenn man die Männer fragt.
Sehr stark behaartige Körper,
blitze Blanke in die Harte
und alles dazwischen.
Die Körperbeharrung ist,
wenn man eine Männer dazu befragt,
eine An-Aff-Beziehung,
eine Wahl.
Viele sagen auch, ich mache es mal so
und mal so je nach Lust.
Wichtig ist Haareempfernung
für viele Männer offenbar
in Kombination mit Sport.
Bei Fahrern wegen eingewachsenen Haare
nach Verletzungen,
weil es bei Sportmassagen weniger reist
und zupft und aus ästhetischen Gründen.
Damit die Muskeln sichtbarer werden.
Ein Aussag,
das ich außerdem sehr bemerkenswert finde,
weil ich sie bei einer Frau nie gehört habe,
ist diese.
Du, du hast schon mal Gedanken gemacht
über Körperhaare?
Ich finde es nicht,
dass ich plötzlich im Frühling finde,
wie sehe ich dann irgendwie die Badei aus?
Alle Gleichgültigkeiten
in Bezug auf Körperhaare,
das macht mich ehrlich gesagt nidisch.
Und ich merke mir das
als potenzielle Haltung für mich selber.
Vergleichen wir mal
nonbinäre Personen,
der Einfachheit halber ausklammert.
Vergleichen wir mal Zissmannen
und Zissfrauen.
Noch mal mit Historikerin Roberto Spano.
Es gibt glaube ich einen ganz klaren Unterschied.
Ich finde schon heute
merke mir auch schon,
dass sich auch mehr Männer enttaren.
Ich finde, das sieht man z.B.
in den Werbungen, dass es immer mehr Werbungen gibt
für ein Produkt, das extra für den Männerkörper ist.
Aber ich glaube,
es ist immer noch so,
dass bei Mann ist das Enttaren
eigentlich eine Möglichkeit.
Und bei der Frau
ist es wirklich eine Erwartung und ein Zwang.
Und ich glaube,
das hängt auch viel damit zu tun,
dass ein Mann,
der etwas in seinem Körper macht
und bei der Frau
ist so eine Frau,
die sich enttagt, ist schön,
ist begehrenswert.
Und dort sieht man halt,
dass es wirklich darum geht,
um den weiblichen Körper
unter den Malegays zu unterwerfen.
Mit den Malegays
meint Historikerin
den Begriff aus der Soziologie
und den Gender Studies.
Den Malegays bezeichnet die Art und Weise,
die man anstellt und sieht
in Werbungen,
Filmen, Literaturen,
Pornografie, Videogames
oder in der Body.
Es ist ein männlichen,
weissen, heterosexuellen Blick auf die Welt.
Auf Körper
und den Malegays
greift natürlich auch
in Bezug auf Körperhaar.
Man erwartet,
dass Haar an einem Körper
oder das Fehler von Haar an einem Körper
ein Ordnungssystem,
also das binäre, patriarchale Ordnungssystem
aufrecht erhalten
und wenn sich jemandem natürlich nicht fügt,
also wenn jetzt ein weiblich gelassener Körper
Haar an den Beinen hat oder unter den Armen,
dann ist das natürlich eine Störung der Ordnung.
Das heisst, der Körper wird bestraft,
also man sagt, du bist grusig,
du bist unhygienisch, du bist umflaggt,
du bist ein Mann.
Mit dem Ziel, dass sich der Körper
natürlich wieder der Ordnung unterwirft
und kann sich das aufrecht erhalten.
Für mich war es bei den Männer
weniger ein Ding
und immer noch weniger ein Ding,
dass man den Bestrafungsmechanismus
nicht so stark hat.
Beim recherchieren
finde ich ein besonders krasses Beispiel
des Bestrafungsmechanismus,
wo die Historikerin
Spano hier beschreibt.
Der berühmte Sportmarke
hat mit dem schwedischen Model
Arvida Bistrom
eine Werbekampagne gemacht.
Das möchte ich auch noch erinnern.
Sie im Zart-Rosa-Spitzekleid
Tourschuhe und mit beharten Scheinbeinen.
Diese Kampagne
hat im Netz ein Schützdurm
gegen sie als Person ausgelöst.
Ihren Posteingang
wurde geflutet mit Hasskommentär
und Gewaltadrohungen.
Wegen ihrem beharten Bein.
Anti-Rassistische Aktivistinnen
und Vertreterinnen von POC Communitys
berichtet von einem noch stärkeren Druck
dem entharten Schönheitsideal zu genügen.
Wenn schon weisse, junge,
nur am schöne Frauen dem Hass ausgesetzt sind,
kann man sich den Hass,
der auf Minoritäten in der Brassel zu denken.
Ungestört Beihart tragen.
Das ist ein Privileg.
Es ist ein männliches,
weissen Privileg.
Ihr mögen euch erinnern
am Anfang der Sendung.
Ich sitze bei der Magarete
auf dem Behandlungstisch
und zögere ein Waxing aus,
weil es so schmerzhaft ist.
Wir gehen bald dort zurück.
Zuerst würde ich noch ein letzter Argument
einen Faktencheck unterziehen.
Das Argument der Hygiene.
Man ist ja nicht unhygienisch,
wenn man eine Körperberaharung hat.
Das sagt nicht irgendeiner,
sondern ein Hautärztin.
Zabinen kurz in dem
verkehrt es für Dermatologie
in Lenzburg und Zürich.
Jeder gepflegte Mensch,
der sich regelmäßig duscht,
ist ja auch hygienisch.
Es ist tatsächlich immer nur das,
was die Patienten von außen
immer so denken,
dass derjenige, der weniger behaart ist,
hygienischer ist.
Aber das hat nichts damit zu tun.
Hätten wir mit diesem Mythos aufgehäumt.
Ihr seid nicht weniger hygienisch,
wenn ihr aufhört euch in die Haare.
Dann kommen wir uns jetzt
den Körperhaar Fanfekt zu widmen.
Nur an den Handflächen,
an den Fusssohlen und an den Schleimhütten
haben die Menschen kein Haar.
Auf dem Kopf sind es
nicht 100.000 bis 150.000,
und am Rest
von dem Körper
5 Mio.
Die haben wir kaum um eine Sust.
Nimm ich an.
Bei der logischen Funktion
von Körperhaaren
mit der Dermatologin Sabine Kurze
fangen wir zur Oberstadt
bei den Augenbrauen.
Wenn wir die Schwitzen im Stirn bereichen,
dass der Schweiss
dann auch aufgefangen werden kann
und uns dann auch nicht in die Augen läuft.
Die Augenbrauen, falls ihr schon mal auf die Idee seht,
sollten krass sein.
Bitte nicht ganz entfernen.
Das träbt euch in Sicht.
Zu den Achselhaar.
Statt dass die dann in das T-Shirt laufen.
Achselhaar und in Teambehaarung
schützen die Haut vor Keim,
Krankheitserreger
oder Insektenstich.
Besonders wichtig an diesen Stellen,
weil die Haut dort so dünn und sensibel ist.
Genau, die halten dann so Keime auf.
Die schützen uns vor
Parasiten wie z.B.
Zäcken oder Mücken.
Aber gerade an bestimmten Körperstellen,
wo die Haut auch dicker ist,
da reagiert ja auch nach einem Stich,
die Haut nicht so sensibel wie
wenn es z.B.
in der Achselregion ist.
Punkt auf Geruch.
Wenn es an den Achselen
und in meinem Teambereich Haar hat,
dann können die tatsächlich
mehr schmücken.
Unhygienisch sagt das aber nicht per se,
wenn man sich regelmässig pflegt
und duscht.
Schon gar nicht an den Beinen,
so der Matologin.
Ganz grundsätzlich funktioniert Haar
und Haarfolikel,
also die winzig mikroskopisch
kleine Grüeblei,
wo die Haare draus ausgewachsen.
Die Haarfolikel funktionieren
wie eine körpereigente Klimaanlage.
Generell die Körperbehaarung
bei uns hat auch die Funktion,
unseren Wärme- und Kälterhaushalt
zu steuern.
Die Haare sind ja an die Haarfolikel gebunden.
Da ist ja eine Muskulatur.
Wenn uns kalt ist,
wird die Muskulatur zusammengezogen
durch Blutung in den Bereich gedrosselt
und dadurch wird vermindert Wärme
abgegeben.
Umgekehrt ist das aber auch,
wenn es draußen heiß ist,
dass diese Funktion nicht stattfindet
und der Körper die gestauten Wärme
besser ableiten kann.
Und da ist Vorsicht,
dass beim Rasieren, Epilieren
und Wägsen, dass die Folikel verletzt werden
oder sich entzündet.
Tipp der Matologin,
wenn man die Körper haben will,
soll man Rasierklingen immer schliessen
oder auswechseln.
Und Rasierschaum
braucht ohne Duft und Konserverungsstoff.
So, es schmückt wieder nach Bienenwachs.
Ich bin im gemütlichen
Behandlungszimmer der Margarete
und ich halte sie immer noch
ein bisschen heim mit Fragen.
Was denn sie glaubt, was die Funktion
sei von Körperhaar?
Herr Waren hatte eine Wichtigkeit
früher.
Aber ich denke heute,
wir brauchen nicht Haare für was.
Wir müssen uns von Bakterien
nicht mehr so schützen in den Teambereich,
weil wir haben Seife zu Hause.
Wir haben genug Waschen,
wir haben saubere Unterwäsche.
Wir leben ganz anders
als woher.
Du hast ganz am Anfang gesagt,
wenn du die Haare entfernen willst,
dann mach das
für dich und nicht für die Gesellschaft.
Und ich mache das nicht
für mich.
Ui, für wen machst du das?
Ich mache das,
weil ich das Gefühl habe, ich sollte.
Ich nehme meine Haare wieder mit.
Ich bin sehr enttäuscht
jetzt.
Ich habe mich so gefreut
auf diese Momente.
Aber jetzt frage ich dich,
wieso nicht?
Wieso ich nicht wachsen will?
Ich bin voll im Frieden
und du bist jederzeit willkommen.
Danke vielmals.
Darf ich das abstellen?
Ja, du darfst.
Ich darf das Wachstöpfchen abstellen.
Das wird das Ende sein.
Schön.
Und jetzt gebe ich
das Mikrofon weiter an
meine Input-Kollegin Beatrice Kmünder.
Wir sind seit zwei Jahren
in der Pandemie.
Also auch die Freundschaft
zwischen Corona-Skeptik und Brunnen
und mehr,
die die Massnahmen nachvollziehen können.
Du bist doch keine Wissenschaft, Landi?
Das ist genau da,
wo ich vielleicht ...
Vielleicht bin ich ein bisschen ...
Wie sagen wir das?
Naiv.
Besser wissern.
Auf der Input-Kollegin haben wir uns geschrieben,
ob wir das sehen wie der Brunnen
oder wie ich.
Oder wir haben euch in dieser mühsamen Situation
wiedererkennt.
Corona hat den Graben der Gesellschaft gerissen,
unabhängig davon,
wie über das Tret-Covid-Reverendum abgestimmt wird.
Dieser Glaubenskrieg, den wir da hatten
mit dem Covid,
lässt sich nicht lösen,
indem jemand Recht oder nicht Unrecht hat,
sondern dadurch,
dass man diese Person anerkennt,
in ihrer Weise die Welt gelesen zu haben
und dass der Soziologe Sandro Gattacin
im nächsten Input,
wo der Brunnen und ich
uns bei einer Lasagne und einem Glas
wie wieder treffend.
Soviel vorweg.
Die Emotionen sind tossend
und sie haben einen Zugeständnisplatz gemacht.
Kann man die Stoße nochmal an?
Auf.
Auf uns?
Auf uns.
Die ganze Begegnung
und Gedanken dazu von uns
ist nach der Pandemie
am Anfang der nächsten Woche.
Mein Name ist Beatrice Gmünder
und dem gleichen Namen auch auf Instagram.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Bei der Körperbehaarung gibt es für viele kein Pardon. Oft sind schon die kleinsten Stoppeln zu viel. Warum eigentlich? Was lässt sich am unliebsamen Körperhaar ablesen?
Input-Redaktorin Julia Lüscher reist vom Freibad ins Kosmetikstudio, entdeckt im Kleinen die Funktion der Haarfollikel und im Grossen Muster einer patriarchal geprägten Gesellschaftsordnung.
_
(00:00) Intro
(01:50) Im Kosmetikstudio
(07:20) In der Badi: Warum enthaaren Frauen?
(08:55) Körperhaare im Laufe der Menschheitsgeschichte: Mit Historikerin Roberta Spano
(14:28) In der Badi II: Wie stehen Männer zu Körperhaaren?
(17:58) Historikerin zu Ordnungssystem in der Gesellschaft und Bestrafungsmechanismus behaarter Körper
(21:40) Bei der Dermatologin: Sind Körperhaare unhygienisch?
(22:27) Funktion der Körperhaare & Funfacts
_
Zu hören in diesem Podcast:
- Margarete Heid, Kosmetikerin / Geschäftsführerin "Beijaflor", Zürich
- Roberta Spano, Historikerin
- Sabine Kurzidem, Fachärztin für Dermatologie / Skinmed Lenzburg und Zürich
_
Feedback und Themenvorschläge nehmen wir gerne entgegen, via input@srf3.ch. Wir freuen uns, wenn ihr die Folge mit Freundinnen und Kollegen teilt.
_
Mehr zum Thema:
- Input: Der Bart, die letzte Bastion der Männlichkeit? srf.ch/audio/input/input-kompakt-der-bart-die-letzte-bastion-der-maennlichkeit?id=11300623 <https://www.srf.ch/audio/input/input-kompakt-der-bart-die-letzte-bastion-der-maennlichkeit?id=11300623>
- Input: Sexualisiert, verboten, zensiert: Warum Nippel nicht gleich Nippel sind srf.ch/audio/input/sexualisiert-verboten-zensiert-warum-nippel-nicht-gleich-nippel-sind?id=12250363 <https://www.srf.ch/audio/input/sexualisiert-verboten-zensiert-warum-nippel-nicht-gleich-nippel-sind?id=12250363>
_
Autorin: Julia Lüscher