Thema des Tages: Der Trugschluss vom schnellen Frieden mit Putin
DER STANDARD 8/28/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript
Dieser Podcast wird unterstützt von Donauversicherung. Ich bin Tobias Holub,
das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Seit 1,5 Jahren führt Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Doch während sich die ukrainische Bevölkerung mit aller Kraft wert und international viel
Hilfe erhält, scheint in Österreich die Solidarität mit den UkrainerInnen zu schwinden. Denn laut
einer aktuellen Umfrage von Standard und dem Market-Institut steht nicht einmal mehr jede
zweite Person in Österreich hinter dem ukrainischen Abwehrkampf. Ein Drittel unseres Landes will
ein schnelles Ende des Krieges, selbst wenn man damit Vladimir Putins Überfall durch
Zugeständnisse belohnen würde. Und besonders verbreitet ist diese Meinung in der FPÖ-Wählerschaft.
Tatsächlich stimmt nun auch der ukrainische Präsident Volodymy Selensky ungewohnte Töne an.
In Interviews spricht er plötzlich über die Möglichkeit, eine politische Lösung für die
besonders umstrittene Krim-Halbinsel zu finden. Wir sprechen heute darüber, wie realistisch
eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg noch ist und welche Folgen die zunehmende Kriegsmüdigkeit
haben könnte. Konrad Seidel, der Standard hat vor kurzem die österreichische Bevölkerung befragen
lassen, wie die Stimmungslage zum Ukraine-Krieg hierzulande aussieht. Du hast ausführlich
darüber berichtet. Was war denn dein größtes Take-Away bei dieser Befragung?
Also das wirklich Interessante ist, dass in der österreichischen Bevölkerung es keine absolute
Mehrheit gibt dafür, dass die Ukraine sich verteidigen soll. Wir haben gefragt, soll die
Ukraine kämpfen, um ihr Staatsgebiet wieder zurück zu gewinnen? Oder ist es besser Frieden,
um jeden Preis zu machen, auch um den Preis, dass Russland letztlich mit Gebietsgewinnern
diesen Krieg beendet? Und das sagen 37 Prozent. Den Russen kann man ruhig so nachgeben. Nur 42
Prozent sagen, die Ukraine soll sich verteidigen und ihr Staatsgebiet zurückgewinnen. Was eigentlich
völkerrechtlich okay wäre. Dass wir das gleich noch mal klarstellen können. Diesen einen Aspekt,
dass Menschen wollen, dass der Krieg schnell zu Ende geht, dass es weniger Blutvergießen gibt,
dass es sehr nachvollziehbar, aber diese Zugeständnisse in Russland in der Form, das wäre
einfach völkerrechtswidrig, oder? Ja, und es ist auch so, dass solche Dinge im Wandel sind. Also
die Wahrnehmung, die wir hatten vor eineinhalb Jahren, wo die Leute gesagt haben, oh Gott,
das will in Russland, überfällt die Ukraine, das darf man nicht zulassen. Das geht nach und
nach zurück und wird also mehr verstanden. Jetzt muss er mal Frieden sein. Und dieser Frieden wäre
in dem Fall einer zu schweren Nachteil der Ukraine. Also wenn ich das richtig verstehe, hat sich die
Stimmungslage über die Zeit auch verändert. Was denkst du, sind die Gründe dafür? Das ist
Müdigkeit. Das ist etwas, was wir immer wieder gesehen haben bei allen möglichen Kriegen,
aber auch anderen katastrophalen Bedingungen. Da wird Namkrieg je länger gedauert hat,
desto mehr sind die westlichen Staaten nicht nur die USA, die halt sehr, sehr stark involviert
war mit der eigenen Truppen, aber an der Meinung besser rot als tot. Und diese Erhaltung hat sich
in der Friedensbewegung und in vielen anderen Bewegungen einfach festgesetzt, besser Frieden
als dass noch mehr menschliches Leid entsteht. Ignorierend, dass menschliches Leid dadurch entsteht,
wenn Aggressoren recht bekommen. Und wenn wir jetzt konkret nach Österreich schauen,
dann wird wahrscheinlich auch die hohe Teuerung, die Probleme bei der Energieversorgung, eine
Rolle spielen, dass ein schnelleres Ende des Krieges gewünscht wird, oder? Also ob das
mitgedacht wird, weiß ich nicht, aber es sind einfach andere Themen, die wichtig sind. Und wir
werden seit eineinhalb Jahren mit Nachrichten konfrontiert aus der Ukraine, die nicht sehr
erfreulich sind. Und das führt eben zu dieser Ermüdung, dass man jetzt so ist damit endlich
einmal aussen, wie immer dieses Aussendern tatsächlich sich in der Realität darstellt.
Vielleicht ganz kurz, weil du sagst, andere Themen sind auf dem Paket in Österreicher,
habt auch andere Themen bei dieser Umfrage angesprochen, zum Beispiel die Neutralität
in Österreich und dieses Verteidigungsprojekt Sky Shield. Was für Meinungen habt ihr dazu noch
gehört? Ja, was man da sieht bei Sky Shield, das war ja auch etwas, was durch den Ukraine-Krieg
letztlich aufs Tabee gekommen ist, auch ein Umdenken der österreichischen Bundesregierung in
Richtung wir müssen mehr für die Verteidigung Österreichs tun. Und da hat sich dieses Fenster
aufgedan, dass auch andere europäische Länder gesagt haben, Raketenabwehr ist etwas extrem
teures, wenn man es aber koordiniert macht, wenn man sagt, na ja, Österreich kann da ziemlich
viel an seinem Radarsystem einbringen, während andere Länder aktive Komponenten einbringen
können, dann sparen wir alle an Kosten und Gewinnensicherheit. Das war das Grundkonzept,
das ist das Konzept, das die Bundesregierung verfolgt. Es ist die Hälfte der Bevölkerung
gesagt, ja, das ist gescheit. Aber es sagt ein starkes Drittel, na ja, eher nicht, weil
wir sind doch neutral und coast vielleicht was. Wir haben ja eine Menge von Vorbehalten
dagegen, dass Österreich auch nur seine Souveränität, nicht einmal die Neutralität zu verteidigen
hätte. Also auch da schwingt vielleicht diese Stimmungslage mit. Pro-Neutralität, Anti-Alles,
was mit Verteidigung mit Krieg zu tun hat, auch wegen dieser Kriegsmöglichkeit. Kann
man denn bei diesen Ergebnissen, die ihr da sehen konntet, auch Rückschlüsse auf
die Parteien ziehen, die hinter diesen Meinungen stehen, also zum Beispiel dieser Wunsch nach
einem schnellen Ende des Ukrainekrieges, ist das bei Wählerinnen einer bestimmten Partei
besonders verbreitet? Also was man ganz deutlich sieht, ist, dass Wähler der freiheitlichen
Partei ganz anders die Welt sehen. Das betrifft alle möglichen Fragen, ob das wirtschaftliche
soziale, aber eben auch Sicherheitsfragen betrifft. Die Zunahme, die wir sehen über
die letzten Jahrzehnte, dass die Neutralität, von der wir geglaubt haben, ab 89 hätte
sich keine Bedeutung mehr, hat eigentlich im Bewusstsein viel Österreicher zugenommen,
wenn man genauer schaut, sind es die freiheitlichen. Wenn man schaut, was wollen die freiheitlichen
in vielen Dingen, wollen sie einfach nicht das, was derzeit passiert. Das ist eine Ablehnung,
die weit hineingeht in eine Systemkritik. In der gesagt wird, so wie das System Österreich,
vielleicht das System EU, das System Westen, das System Kapitalismus. Hier kommt eine starke,
rechte Kapitalismuskritik dazu. Wie das funktioniert, das gefällt uns nicht, weil das bringt Zuwanderung,
das bringt technologischen Fortschritt, den wir eigentlich nicht wollen, weil der nimmt
uns vielleicht Arbeitsplätze weg, der verändert unsere Welt. Das sind Dinge, die sehr stark
von der freiheitlichen Partei bedient werden und die verfangen bei vielen Leuten, die dann
eben auch sagen, da sind wir lieber neutral, weil dann gehen wir zurück in eine angeblich
gute alte Zeit. Die Neutralität war ursprünglich auch
ein Zugeständnis an Russland, hat also diese ganze Stimmungslage bei der FPÖ auch etwas
zu tun mit dieser Russlandfreundlichkeit, die man bei den Freiheitlichen in den letzten
Jahren und Jahrzehnten beobachten konnte? Das ist ein Teil dessen, aber ich würde das
nicht überbewerten. Ich glaube nicht, dass der Österreicher der FPÖ-Welt sagt, okay,
ich bin ja eigentlich auf der Seite von Herrn Putin. Das ist viel zu kurz gedacht. Die Leute
sagen, keine Putin verstehe, sondern es sind Aussagen und Ideen, die zunächst von der
linken Seite gekommen sind. Ich habe den Vietnamkrieg erwähnt, die Friedensbewegung.
Das war ja eigentlich eine linke Bewegung. Heute sind das Denkfiguren, die sehr stark
von den Rechten aufgegriffen werden, auch die Kapitalismuskritik, die eine Kritik am
System ist. Und die FPÖ hat gerade in den letzten drei, vier Jahren sehr, sehr stark
auf das System geschimpft, auf das System. Das heißt, nicht nur Regierung, kurz Nähammer,
sondern das heißt auch, diese ganze parlamentarische Demokratie, die wollen ja lieber Volksabstimmungen
haben. Das sind Dinge, die alle ineinandergreifen und die mit der FPÖ sehr, sehr stark verbunden
sind und die irgendwie auch in der Bevölkerung Resonanz finden.
Wenn wir jetzt nochmal auf die konkrete Frage zurückkommen, dass Menschen in Österreich
weniger hinter dem Abwehrkampf der Ukraine stehen, denkst du, dass das auch konkrete
Folgen haben könnte, dass es weniger Unterstützung für die Ukraine oder auch für geflüchtete
Ukraine-Rennen und Ukraine geben könnte in nächster Zeit?
Ich glaube nicht, dass sich die Regierung sehr danach richten wird. Aber die Tatsache
ist, dass Unterstützung für die Ukraine nicht sehr populär ist, weil es eben nur 42
Prozent sagen, das ist gut, was die machen. Aber das ist halt eine schwache, relative
Mehrheit. Wenn sich das wiederum in den nächsten Monaten verstärkt, dann kann das sein, dass
das sogar ein Wahlkampf Thema wird im nächsten Jahr. Ich hoffe, dass das nicht so ist. Aber
von der Hoffnung allein gibt es weder Frieden noch Siege, noch eine politische Entwicklung,
die wir wollen, an der muss man arbeiten.
Und angesichts der guten Umfragewerte der FPÖ würde es dann auch sehr interessant
zu sehen, wie sich eine FPÖ-geführte Regierung in Bezug auf die Ukraine positionieren würde
langfristig.
Und im europäischen Kontext natürlich, weil wir machen ja keine aktive Hilfe für die
Ukraine, außer ein paar humanitären einsetzen. Aber das, was tatsächlich interessant ist,
wie würde eine FPÖ-geführte Regierung im Konzert der europäischen Regierungen in
der Europäischen Union agieren? Weil das könnte natürlich auch dazu führen, dass
innerhalb Europas manche Kräfte sich bestärkt fühlen, die ja zumindest ein neutrales Verhältnis
zu diesem Krieg suchen.
Und es gibt ja auch in ganz Europa Parteien und Regierungen, die sich weniger unterstützend
zeigen für die Ukraine. Wir schauen jetzt gleich noch über die Grenzen von Österreich
hinaus und sprechen darüber, warum es Anzeichen gibt, dass eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg
auch für die Ukraine denkbar sein könnte. Wir sind gleich zurück.
Wie wir Mensch behandelt werden, nicht wie ein Schadensfall.
Keine Ahnung, was ich will. Was gibt's denn alles?
Ich will eine Versicherung, die mich versteht und ich auch verstehe.
Ich will zu Donau, zu Donau. Ich will zu Donau.
Mehr auf donauversicherung.at
Wie können wir die Erderhitzung stoppen?
Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?
Und wann wird nachhaltiges Reisen endlich einfacher?
Um diese und viele weitere Themen geht es im Podcast
Edition Zukunft und Edition Zukunft Klimafragen.
Ich bin Alicia Prager.
Und ich bin Jula Bayra.
Wir sprechen über Lösungen für das Leben und die Welt von morgen.
Jeden Freitag gibt es eine neue Folge, überall, wo es Podcasts gibt.
Wie ist die Stimmung in der Ukraine?
Fabian Sommer-Willer, du beobachtest für die Standard-Außenpolitik
die Stimmungslage, vor allem auch in der Ukraine zum laufenden Krieg.
Jetzt haben wir schon gehört, dass viele Menschen in Österreich
sich ein schnelleres Ende des Ukrainekriegs wünschen,
auch wenn das Zugeständnisse an Russland bedeuten würde.
Viel wichtig ist in dem Kontext wohl, was die Ukraine dazu sagt.
Und auch da haben wir jetzt ungewohnte Töne
vom ukrainischen Präsidenten Volodymy Selensky gehört,
der tatsächlich über Zugeständnisse gesprochen hat in einem Interview.
Was hat er da genau gesagt?
Ja, es wird oft von Zugeständnissen an Russland in Sachen Grimm gesprochen,
aber wenn wir uns den Wortlaut einmal genau anschauen,
dann sagte er, Zitat, wenn wir die administrativen Grenzen der Grimm erreichen,
wird es möglich sein, politisch eine Demilitarisierung Russlands
auf der Halbinsel Grimm voranzutreiben.
Und er argumentiert es auch mit einer Vermeidung von weiteren Blutvergießen.
Aber im Endeffekt ist es eigentlich fast mehr eine Drohung, finde ich,
als ein Eingeständnis, weil es erstens mal einbeinhaltet,
die Drohung, wir werden an die administrativen Grenzen der Grimm vorücken.
Wir werden auch, wenn diese Gegenoffensive etwas langsamer ist,
als das vielfach erwartet wurde, ist es quasi überzeugend,
wir werden dort sein und wir werden dort stehen.
Und wir werden dann diejenigen sein, die die Möglichkeit haben,
potenziell die Grimm zurückzuobern.
Und natürlich geht es da auch um großes Blutvergießen auf der ukrainischen Seite.
Man weiß immer, dass der Angreifer in einem Krieg,
oder in dem Fall jetzt die Rückkehroberer einen höheren Blutzoll leisten müssten,
als die Verteidiger.
Aber es ist schon auch eben interessant zu sagen,
okay, wir können dann über das politische reden,
aber das ist schon nicht so zu sagen, wir geben jetzt die Grimm ab.
Also das ist in keiner Weise Teil dieser Aussage,
sondern es war eher okay, wir können über eine zukünftige Demilitarisierung
der Grimm verhandeln.
Und es ist auch interessant, dass Selensky auch schon im Mai gesagt hat,
wenn wir die Grimm erreichen, wird Buttins Rückhalt einbrechen.
Und es hangt ganz viel damit zusammen,
dass die Grimm einfach das große prestige-Projekt
Vladimir Buttins und seiner Präsidentschaft ist.
Und eben deswegen, was für meine Ohren jetzt doch überraschend zu hören,
dass Selensky überhaupt diese Option einer politischen Einigung anspricht,
gibt es dafür irgendeinen Grund,
läuft es militärisch für die Ukraine dementsprechend schlecht?
Ja, man darf nicht vergessen, dass durchaus auch die zögerliche Haltung Europas
und des Westens auch dafür gesaugt hat,
dass sich die Russen jetzt den ganzen Sommer über Monate hinweg eingraben haben können.
Die haben die Defensivlinien stark aufgebaut.
Es ist wahnsinnig viel schwieriger jetzt diese Gebiete zurückzuobern,
als es zum Beispiel damals war, Kharkiv im Norden zurückzuobern
oder Kherson im Süden zurückzuobern,
weil es einfach diese Defensivlinien noch nicht gegeben hatte.
Und eben die Ukraine hat mit dieser Gegenoffensive gewartet,
bis ausreichend Ausrüstung, Material, Panzer, etc. da waren.
Und dennoch schreitet die ukrainische Gegenoffensive, wie gesagt, langsam,
aber schon auch stetig voran.
Heute haben wir wieder die Meldung bekommen,
dass im Süden das Dorf Robotin erobert wurde.
Ich meine, es geht jetzt um ein Dorf,
aber es ist durchaus strategisch sehr wichtig,
weil es in Richtung dieses Assoffschen-Meeres geht,
wo man versucht, diesen Keil hereinzutreiben
und die russische Front, die jetzt eine ist quasi im Süden der Ukraine,
im Südosten der Ukraine, diese zu trennen.
Und da darf man auch nicht vergessen,
dass es nicht unbedingt vielleicht sagen jetzt mittlerweile einige,
man muss gar nicht bis zum Meer direkt durchstoßen,
man muss einfach mal in Artillerie-Distanz kommen
und dann ist es schaffen, die Versorgungswege auf die Grimm hinzudurchbrechen.
Da ist natürlich diese Taktik von zwei Seiten,
einerseits die Grimmbrücke zerstören,
die wird irgendwann wieder hochfliegen,
glaube ich, wenn sie dann sagen, okay, wir wollen die Grimm einfach so isolieren
und es wird dann vermutlich eine erste Phase
in einer Grimm-Rücker-Erhuberung sein,
wo man sagt, okay, wir haben auch jetzt die Versorgungswege abgeschnitten
und jetzt lasst uns politisch darüber reden,
was wir auf der Grimm wirklich machen wollen.
Und man darf ja auch nicht vergessen,
also letzte Woche, am Donnerstag, am ukrainischen Unabhängigkeitsdag,
ist es zu Gefechten am Kaptachankut im äußersten Westen,
der Halbinsel Grimm nahe der Ortschaft Mayak gekommen
und es war offenbar eine Spezialoperation der ukrainischen Navy
und des ukrainischen Militärnachrichtendienstes
und die Russen streiten es natürlich alles ab,
aber es gibt schon auch überzeugende Berichte
und sie haben das auch selber dokumentiert mit Videos,
diese Landungsoperation mit Schiffen,
ist einerseits schon mal extrem peinlich für die russische Verteidigung an sich,
aber es liegt eben auch daran,
sie haben bei dieser Operation anscheinend ein weiteres Radarsystem
auf der Halbinsel ausgeschalten
und es passt auch zu den Aussagen des ukrainischen Geheimdienstchefs
Kirilo Budanov, wonach man mittlerweile auf der Grimm jedes Ziel treffen könnte.
Also die sind mittlerweile schon recht selbstbewusst, was die Grimm angeht.
Aber wenn die Ukraine jetzt tatsächlich immer näher langsam an die Grimm heranrückt,
wie könnte denn dann diese hypothetische politische Lösung,
die auch Zelensky angesprochen hat, aussehen?
Also bleibt dann die Grimm russisch besetzt,
aber es gibt kein russisches Militär mehr dort?
Was passiert mit den Gebieten im Osten der Ukraine?
Was könnte da passieren?
Ich möchte hier vorwegschicken, dass nicht der Westen entscheidet,
ob die Ukraine kämpfen möchte
und schon gar nicht Österreich da ein großes oder gewichtiges Wort mitzusprechen hat,
ob die Ukraine weiterkämpft oder nicht.
Und ich bin auch recht froh drum,
weil ich sage mal umgekehrt würden,
wir auch nicht wollen, dass sich die Ukraine einmischt
in irgendeiner Auseinandersetzung, ob Österreich jetzt kämpfen sollte oder nicht.
Und ich möchte auch noch vorausschicken,
dass Kriege ja prinzipiell nicht, wie es oft heißt,
einfach durch Diplomatie irgendwann befriedet werden,
sondern meistens gibt es einen militärischen Grund dafür,
dass entweder beide Seiten nicht mehr vorankommen,
dass es irgendeine Art-Bad-Situation gibt
oder dass für eine Seite, sagen wir mal,
die Kosten so hoch geworden sind, dass sie sagen,
okay, wir sind jetzt nicht mehr bereit, weiter zu kämpfen,
weil möglicherweise so viele Menschenleben verloren gegangen sind.
Auch danach schaut es nicht aus.
Die Motivation bei der Ukraine ist immer noch wahnsinnig hoch,
die umfragen, sie sind extrem hinter der Ukraine,
hinter der Regierung, hinter dem Militär.
Und in Russland ist es wiederum der andere Fall,
dass Vladimir Putin einfach darauf pfeift,
wieviel russische Menschenleben in der Ukraine verloren gehen.
Aber zurück zu dem Punkt, wie kann es ausschauen,
es gibt natürlich mehrere wirklich theoretische Optionen.
Theoretisch könnte wohl die Ukraine heute sagen,
wir hören auf zu kämpfen.
Sie könnten die annektierten Regionen in Russland abgehen
und Russland wäre damit wohl aktuell zufrieden.
Aber das hat absolut null Rückhalt in der ukrainischen Bevölkerung.
Wenn das die Regierung Solensky macht,
dann ist die Regierung morgen weg, weggeputzt,
wahrscheinlich vom Militär oder irgendetwas.
Man hätte auch sagen können,
vielleicht sind die zwei Oblasten,
Cherson und Saporizia nur Verhandlungsmasse für die beiden Oblasten,
Donetsk und Luhansk im Osten der Ukraine,
wo der Krieg schon seit 2014 dobt.
Das hätte ich kurz nach Kriegsbeginn vielleicht noch unterschrieben.
Mittlerweile aber auch nicht mehr,
weil spätestens seit Russland diese offiziell annektiert
oder auch eingegliedert haben in die russische Verfassung
und gesagt haben, das ist jetzt unser Land,
wird Putin nicht mehr dieser Schmach nachgeben,
etwas, das schon russisch ist,
in der russischen Sichtweise wieder abzugeben.
Also wenn der jetzt noch Teile der Ostukraine verliert,
die eigentlich schon de facto kontrolliert hat,
das ist höchst peinlich für Putin
und dann ist auch die Frage, ob Putin als politische Person,
die es überhaupt überstehen wird
und deshalb ist es eben genau die Taktik der Ukraine, glaube ich auch,
die Menschen auf der Krim so weit zu terrorisieren,
muss man sagen, zu verängstigen,
dass die selbst an Putins Zweifeln
und an der Fähigkeit Putins Zweifeln,
die Krim überhaupt verteidigen zu können
und das ist genau das Ziel der Ukraine,
eben Putin so weit zu schwächen,
vielleicht das System Putin sogar ins Wanken zu bringen,
wenn es sein großes Prestigeobjekt,
die Heimholung, sagen wir mal, der Krim,
wie er es immer bezeichnet hat in die russische Föderation,
wenn das bröckelt, dann wird es interessant.
Aber Fabian und vielleicht auch Konrad,
was ist so neuer Fazit abgesehen von diesen Formalitäten?
Was für ein symbolisches Signal würde,
senden Russland und Putin diese Zugeständnisse zu machen?
Ich muss sagen, es wäre ein verheirendes Symbol.
Es würde eben bedeuten, dass sich ein Angriffskrieg
auch heutzutage immer noch lohnt,
dass es sich immer noch lohnt,
mit Gewalt, Grenzen zu verschieben
unter der Berücksichtigung, dass es einem egal ist,
als Autokratik-Dater, was auch immer,
wie viele eigene Menschen leben, dabei draufgehen.
Und ich möchte nur da daran erinnern,
diese alte Regel, es hat ja früher geheißen,
Utiposititis, Utipositiatis, das ist so ein altes Gesetz,
was du im Krieg erobert hast,
das gehört ja nachher bei Kriegsende.
Dieses Gesetz ist irgendwann,
vor allem bei der Decolonialisierung, auch wieder angewendet worden,
dass man gesagt hat, okay, zum Beispiel in Afrika,
die europäischen Mächte ziehen sich jetzt zurück,
aber an den Grenzen machen wir jetzt nicht mehr,
also was ihr besitzt, sollt ihr auch weiterhin besitzen.
Das bedeutet dieser lateinische Satz,
hat man da noch mal angewendet, um zu sagen,
okay, wir können einfach nicht dauernd Grenzen neu ziehen.
Das öffnet die Büchse der Pandora sozusagen,
wenn jeder anfängt, an den Grenzen wieder herumzuwickeln
und vor allem militärisch anzugreifen.
Und jetzt sind wir in einem Dauerkriegszustand.
Und deshalb verstehe ich auch nicht ganz die
Nichtunterstützung der Ukraine
in weiten Teilen des globalen Südens jetzt,
weil auch wenn sie vielleicht nicht damit einverstanden sind,
dass der Westen jetzt sagt, das ist ein Krieg der Demokratie
oder für die Demokratie und gegen Autokratie,
dass sie damit nicht alle was anfangen können,
okay, so soll es sein.
Aber mit dieser Unversehrbarkeit von Grenzen,
auf die wir uns eigentlich geeinigt haben
und die territoriale Unversehrtheit,
wenn es nicht diplomatische Wege gibt,
wie wir etwas ändern, gibt es ja irgendein.
Man kann nicht darüber verhandeln, aber nicht mit Militärgewalt
und deshalb ist, finde ich, auch dieser Krieg,
der einfach ein klassischer Alter territorial Krieg ist.
Das ist so brandgefährlich.
Ich glaube, was man auch bedenken muss,
ist, wie kommt das in den Köpfen der Menschen hier im Westen an?
Der Westen geht, und das ist jetzt Österreich, Deutschland,
das ist aber auch USA davon aus.
Unsere eigenen Grenzen sind relativ sicher,
was gar nicht so sicher ist,
wie man bedenkt, wie schlecht manche Länder
militärisch aufgestellt sind.
Das hat aber eben auch zur Konsequenz,
dass man sagt, uns betrifft es nicht
und was kümmert es mich,
wenn wir hinten in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen.
Das ist ein durchaus seit der Klassik verständlicher Zugang,
dass man sagt, die fremden Kriege gehen uns nichts an.
Heutzutage gehen sie uns was an.
Wenn es Kraftverschiebungen in Korea gibt,
dann ist das etwas, was die ganze Welt betrifft.
Wenn es Kraftverschiebungen zwischen Festland, China und Taiwan gibt,
ist das etwas, was die ganze Welt angeht.
Das ist wirklich auf der anderen Seite unserer Erdkugel.
Das ist etwas, was sehr wenig verstanden wird.
Wir sind als Standard ein Medium,
das zumindest versucht, den Menschen diese Zusammenhänge nahezubringen.
Aber wenn ich mir anschaue, wie Medien,
nicht nur in Österreich, in England, in Irland,
in den USA zum Teil berichten über diese Konflikte,
diese möglicherweise ganz ausblenden,
dann sieht man, dass das Bewusstsein für das, was wir haben
und dass das verteidigungswert ist,
im Westen immer schwächer ausgeprägt ist.
Da hilft in Wirklichkeit nur gute,
durch Hintergründe erhellende Informationen.
Man muss auf jeden Fall sagen,
dass der Krieg in der Ukraine hier in Europa und in Österreich
uns diese Situation näher gebracht hat,
als es sehr lange gewohnt war.
Danke, dass ihr beide auch mit eurer objektiven Berichterstattung
uns geholfen habt, die Stimmungslage in der Ukraine
und in Österreich besser einzuordnen.
Danke, Konrad Seidl.
Gerne.
Und Fabian Sommerwiller.
Sehr gerne, vielen Dank.
Wir machen jetzt dann gleich noch weiter mit unserer Meldungsübersicht.
Sprechen unter anderem über die Bestätigung des Todes
von Jef Geni Prigoshin und darüber,
wie sich SPÖ-Chef Andreas Barble eine Erbschaftssteuer vorstellt.
Wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages bis hierhin schon gefallen hat,
dann abonnieren Sie uns am besten,
den Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine weitere Folge mehr.
Bei der Gelegenheit freuen wir uns auch sehr über gute Bewertungen
oder nette Kommentare.
Vielen Dank dafür.
Wir sind gleich wieder da.
Wie wir Mensch behandelt werden,
nicht wie ein Schadensfall.
Keine Ahnung, was ich will.
Was gibt's denn alles?
Ich will eine Versicherung, die mich versteht
und ich auch verstehe.
Ich will zu Donau.
Ich will zu Donau.
Mehr auf donauversicherung.at
Wie viel Geld macht eigentlich glücklich?
Werde ich mit Day Trading reich
und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren?
Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel
vom Standard Podcast lohnt sich das an.
Wir, das sind Davina Brumbauer,
Alexander Amon und Michael Wendisch.
Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten
fragen wir uns, wie ein Büromidenspiel funktioniert.
Was eigentlich ein Baby kostet
und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.
Lohnt sich das?
Der Standard Podcast über Geld
findet wir jeden Dienstag auf allen gängigen Podcast-Plattformen.
Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.
Erstens.
DNA-Tests haben nun den Tod von Wagner-Chef
wie Evgeni Prigoshin bestätigt.
Vergangene Woche war ein Privatflugzeug abgestürzt,
auf dessen Passagierliste neben Prigoshin
noch mehrere andere Wagnermitglieder standen.
Neben Prigoshin wurde jetzt auch der Tod von
Mitbegründer Dimitri Utkin sowie des Logistikchefs
und mehrerer Offiziere von Wagner bestätigt.
Warum das Flugzeug abgestürzt war,
wollte oder konnte Moskau aber weiterhin nicht öffentlich machen.
Die Gerüchte reichen von einer Flugabwehrrakete
bis hin zu einer Bombe
und auch über eine Verwicklung von Vladimir Putin selbst
wird spekuliert.
Zweitens.
Seit dem Amtsantritt des neuen SPÖ-Chefs,
Andreas Babler, fordert die Partei
wieder vehement eine Erbschaftssteuer
und nun wurden auch die Grundzüge des sogenannten
Bablamodells dafür bekannt,
wie die Tiroler Tageszeitung berichtet hat.
Demnach, wie ein Erbschaften bis zu 1 Million Euro steuerfrei,
danach fällt ein Steuersatz von 25 Prozent an,
ab 5 Millionen Euro steckt der Steuersatz auf 30 Prozent
und ab 10 Millionen Euro Erbschaft geht der
Höchststeuersatz von 35 Prozent.
Das Ganze soll in Form eines sogenannten
Lebensfreibetrags umgesetzt werden.
Das heißt, sämtliches Erbe wird über einen Zeitraum
von 30 Jahren zusammengerechnet
und für die gesamte Summe gelten dann
die bereits erwähnten Grenzwerte.
Laut der SPÖ würde dieses System
nur die höchsten 2 Prozent aller Erbschaften
in Österreich betreffen.
Zusätzlich soll es Erleichterungen bei der Grunderwerbsteuer geben,
was laut Babler ebenfalls kleinere Erbschaften
begünstigen würde.
Und drittens.
Durch die Debatte um die Klimakrise sieht man
in den letzten Jahren eines immer öfter,
nämlich Strohhalme aus Papier und anderen Materialien,
die angeblich umweltfreundlicher als Plastik sein sollen.
Allerdings, wie eine neue Untersuchung herausgefunden hat,
ist das nicht unbedingt so, wie man es sich vorstellt.
Denn bei den meisten Strohhalmen aus alternativen Materialien
werden sogenannte Ewigkeitschemikalien verwendet.
Die sollen die Strohhalme widerstandsfähiger
gegen Wasser und Öl machen.
Sie sind allerdings auch besonders schädlich
für die Umwelt und für Menschen.
Konkret wurden etwa bei 18 von 20 getesteten
Papierstrohhalmen solche Chemikalien gefunden
und auch bei sehr vielen Bambus- und Glasstrohhalmen.
Das einzige Material, das im Test
ohne schädliche Chemikalien ausgekommen ist,
waren Metallhalme.
Mehr dazu und alles Weitere zum aktuellen Weltgeschehen
können Sie auf der Standard.at nachlesen.
Falls Sie Feedback oder Anregungen
für das Standard-Podcast-Team haben,
dann schicken Sie die gerne an
podcast.at der Standard.at.
Und wenn Sie unsere journalistische Arbeit unterstützen möchten,
dann geht das zum Beispiel, indem Sie ein Abo abschließen,
egal ob für die Zeitung, für die Website
oder wenn Sie Thema des Tages über Apple-Podcasts hören,
dann haben Sie dort einige Euro-Fans
sogenanntes Premium-Abo-Zahlen
und sind in Zukunft ohne Werbung hören und sehr unterstützen.
Also vielen Dank dafür.
Ich bin Tobias Holop und an dieser Folge haben
außerdem Schold Wilhelm und Antonia Raut mitgearbeitet.
Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Wie wir Mensch behandelt werden,
nicht wie ein Schadensfall.
Was gibt es denn alles?
Ich will eine Versicherung, die mich versteht
und ich auch verstehe.
Ich will zu Donau, zu Donau.
Ich will zu Donau.
Mehr auf donauversicherung.at
Bei besser leben, jeden Donnerstag eine neue Folge.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Immer mehr Menschen in Österreich sprechen sich gegen die Verteidigung der Ukraine aus. Selbst der ukrainische Präsident spricht über Kompromisse. Warum?
Seit eineinhalb Jahren führt Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch während sich die ukrainische Bevölkerung mit aller Kraft wehrt und international viel Hilfe erhält, scheint in Österreich die Solidarität mit der Ukraine zu schwinden.
Denn laut einer aktuellen Umfrage von STANDARD und Market-Institut steht nicht einmal mehr jede zweite Person in Österreich hinter dem ukrainischen Abwehrkampf. Ein Drittel will ein schnelles Ende des Krieges – selbst wenn man damit Wladimir Putins Überfall durch Zugeständnisse belohnen würde. Besonders verbreitet ist diese Meinung in der FPÖ-Wählerschaft.
Tatsächlich stimmt nun auch der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj ungewohnte Töne an. In Interviews spricht er plötzlich über die Möglichkeit, eine politische Lösung für die besonders umstrittene Krim-Halbinsel zu finden.
Im Podcast spricht STANDARD-Außenpolitikredakteur Fabian Sommavilla darüber, wie realistisch eine Verhandlungslösung im Ukrainekrieg ist. Sein Kollege Conrad Seidl erklärt, welche Folgen die zunehmende Kriegsmüdigkeit haben könnte.
Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at