Thema des Tages: Der Nahost-Konflikt, erklärt
DER STANDARD 10/20/23 - Episode Page - 35m - PDF Transcript
Dieser Podcast wird unterstützt von A1. Ich bin Margit Ehrenhöfer, das ist Thema des Tages,
der Nachrichten-Podcast vom Standard. Seit dem Einfall der Terrororganisation Hamas
in Israel am 7. Oktober herrscht im Nahen Osten wieder Krieg. Mehrere Tausend Menschen sind
seither ums Leben gekommen. Hunderte werden vermisst oder befinden sich in Geiselhaft. Wie
konnte es so weit kommen? Natürlich geht es in dem Konflikt darum, dass zwei Völker das selbe Land
beanspruchen. Und mit jeder neuen Eskalation tritt die Geschichte in den Hintergrund. Warum bekämpfen
sich Israelis und Palästinenser immer und immer wieder ohne Aussicht auf Frieden?
Die Hamas hat diesen Friedensprozess nie mitgemacht, immer abgelehnt, immer gesagt, nein, keine Anerkennung
Israelis. Wir sprechen heute über den Nah-Ost-Konflikt. Wie alles angefangen hat und darüber,
wieso die Gewalt kein Ende nimmt. Gudrun Harad, du bist leitzende Redakteurin hier beim Standard
und Nah-Ostexpertin. Wenn du jetzt den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern jemanden
erklären müsstest, der noch nie davon gehört hat, in drei Sätzen, wie würdest du das machen?
Es ist natürlich sehr schwierig. Es greift immer zu kurz. Aber natürlich geht es in dem Konflikt
darum, dass zwei Völker das selbe Land beanspruchen. Wobei schon allein der Ausdruck Volk wahrscheinlich
von einer der beiden Seiten in Frage gestellt würde, ob die Palästinenser wirklich ein Volk sind,
ob das Volk Israels, das aus der ganzen Welt zugewandert ist, wirklich dort ein Heimatrecht hat. Aber
wenn es um Land geht, geht es natürlich immer auch um Grenzen. Es geht um Nation, es geht um Identität
und einfach um einen Staat. Warum hat denn gerade dieses Gebiet so eine starke Bedeutung für Juden,
für Christen auch, aber für Muslime im Spezialen? Für Juden und Juden natürlich eine ganz große
historische und religiöse Bedeutung. Natürlich auch für Muslime, die auch in Jerusalem und
Christen, die auch in Jerusalem sich auf heilige Städten beziehen. Aber man muss dazu sagen und
ich glaube, das ist wichtig, dass Religion in diesem Konflikt eigentlich erst in den letzten Jahrzehnten
so eine große Rolle spielt. Also weder war der Frühjahrzionismus, also die Einwanderung, die
jüdische Nachisrael, die Wiedereinwanderung, muss man sagen, so sehr religiös geprägt und auch der
palästinensische Kampf gegen diese Einwanderung war am Anfang nicht religiös geprägt. Also die
ganze PLO, die palästinensische Befreiungsbewegung, war durchaus sekulare. Darauf kommen wir später
dann auch nochmal in Detail zu sprechen. Machen wir erstmal einen großen Schritt zurück in der
Geschichte. Wer hat denn ursprünglich auf diesem Gebiet Palästina gelebt und wann beginnt es da
zwischen den einzelnen Gruppierungen zu kriseln? Also man muss natürlich wissen, dass das ganze
Gebiet zum osmanischen Reich gehört hat, wie ja große Teile des Nahen Ostens und dieses Gebiet
der Vorderorient und die Levante. Und man hat relativ früh Ende des 19. Jahrhunderts gewusst,
dass dieses osmanische Reich in dieser Form nicht überleben wird. Wir dürfen auch nicht vergessen,
wir leben im 19. Jahrhundert in der Zeit des aufkommenden Nationalismus. Also es gibt auch einen
türkischen Nationalismus innerhalb des osmanischen Reichs und es gibt zu dieser Zeit auch einen
arabischen Nationalismus dann, der antitürkisch ist und die zionistische Bewegung ist letztlich
auch eine nationale Bewegung, eben des jüdischen Volkes, das eben in Israel wieder einen Staat
errichten will. Heißt das, dass erst durch diese zionistische Bewegung Jüdinnen und Juden in
das Gebiet Palästina eingewandert sind, um dort eben einen jüdischen Staat zu gründen? Es hat
natürlich immer jüdische Gemeinden gegeben, alte Gemeinden, also es war nie so, dass die Juden
alle weg waren, aber natürlich im Laufe der Zeit haben mehr Araber dort gelebt ohne Zweifel,
die dann den Namen aus dem Gebiet Palästina, also Palästinenser bezogen haben. Aber Ende des
19. Jahrhunderts hat eben diese jüdische Einwanderung an Fahrt aufgenommen, wobei man betonen muss,
dass das alles ohne europäischen Antisemitismus nicht so gewesen wäre. Und besonders Ende des
19. Jahrhunderts auch das Antisemitismus im Zahnreich, wo es ja wirklich Pogrome gegeben hat
gegen Juden und Dörferzerstörungen und wirklich grausamst. Also diese Einwanderung, die jüdische
hat an Fahrt aufgenommen, die haben auch dort teilweise völlig regulär ein Land gekauft von
den Arabern. Und dann kam natürlich diese furchtbare Katastrophe für die Juden und Jüdinnen mit dem
Holocaust, das natürlich diese jüdische Emigration nach und der Anfangszeichen Palästina sehr
verstärkt hat. Das heißt, wir haben einmal das arabische Volk bzw. dass eben den Namen des
Gebiets übernommen hat, die Palästinenser und dann Jüdinnen und Juden, die zwar auch immer
vereinzelt dort geliebt haben, aber erst verstärkt durch den Antisemitismus in Europa, durch die
aktive Verfolgung von Juden und Jüdinnen vermehrt nach Palästina ausgewandert sind und gleichzeitig
auch den Wunsch entwickelt haben, dort einen eigenen jüdischen Staat zu gründen. Und an dieser Idee
war Österreich bzw. ein Österreicher gar nicht so unbeteilig. Das war Theodor Herzl, ein ungerisch-
österreichischer Schriftsteller, der 1896. Ein Buch verfasst hat, indem er diese Idee des
jüdischen Staates ausgearbeitet hat.
Aber es war damals auch die Idee, dort einen Staat zu errichten, der sozusagen alle umfasst und über
den sich die Araber sogar freuen. Ich meine, das war natürlich eine sehr naive Kalkulation. Und
drüben steht auch in der Balfur Erklärung. Also der Briten zugunsten eine National Homes für Juden
drinnen, dass die Rechte der arabischen Bevölkerung nicht darunter leiden dürfen. Also auch das
sein völlig unmögliches Unterfangen. Wie soll das gehen?
So Wort zur Situation um 1900. In den nächsten 50 Jahren folgen zwei Weltkriege. In wiefern
beeinflusst diese Zeit den aufkeimenden Konflikt in Palästina?
Also im ersten Weltkrieg haben in dem Gebiet die Briten Großbritannien eben den Krieg angeführt
gegen das Osmanisch Reich, gegen die Türken. Und haben eben im Laufe dieser Kriegsführung auch
unterschiedliche Versprechen an unterschiedliche Adressaten gerichtet. Zum Beispiel eben ab
1915 gibt es eine Korrespondenz mit der damaligen Scharifenfamilie in Meckar, wo die Briten ihnen
versprechen, wenn ihr gegen die Türken revoltiert, dann kriegt ihr nachher einen arabischen Staat,
einen unabhängigen. Natürlich die Nuancen, darüber kann man streiten. Das war ein Versprechen. Das
zweite Versprechen war später 1917 an die Zionisten, dass Großbritannien es positiv sehen
würde und dabei helfen wird, eine Heimstätte, eine nationale Heimstätte für die Juden dort zu
errichten. Also es ist noch keine Rede von einem Staat Israel, aber eben, dass eben die Juden dort
zuziehen können. Und dann gibt es natürlich noch das dritte, das war ein bisschen vorher,
1916, das eigentlich sich auch parallel die Briten und die Franzosen die Region aufgeteilt haben im
Saix-Picot-Abkommen. Also was sind unsere Einflusszonen, was sind unsere Kontrollzonen?
Dieses Saix-Picot-Abkommen wurde zwar nie genauso implementiert, wie es vorgesehen war, aber es stimmt
natürlich, dass nach dem Ersten Weltkrieg Großbritannien und Frankreich eben diese Region
zumindest indirekt zu Regieren versucht haben. Es gab zwar nicht mehr die direkte Kontrolle,
also den direkten Kolonialismus, sondern es gab Mandate durch den Völkerbund, die eben an
diese Staaten vergeben wurden, zum Beispiel für die Franzosen in Syrien. Und die Briten hatten eben
dieses Palästina-Mandat vom Völkerbund. Dieses Palästina-Mandat wurde geteilt eben in Palästina
und in das, was wir dann später als das Königreich Jordanien sehen, also damals Zizjordanien. Und
erst 1947 hat eben Großbritannien gesagt, also wir wollen damit nichts mehr zu tun haben, wir
geben das zurück, also wir sind da raus, weil eben durch die jüdische Zuwanderung klar war,
dass das in eine israelische Staatlichkeit münden wird, was ja dann auch 1948 der Fall war.
Das heißt, Großbritannien hat beiden Seiten, also sowohl den Arabern, den Palästinensern,
als auch den Zionisten ein Gebiet oder zum Teil sogar einen eigenen Staat versprochen und hat
dann aber selber indirekt über diese Mandatsherrschaft bis nach dem Zweiten Weltkrieg mitregiert. Weil es
für Österreich, denke ich, besonders wichtig ist es nochmal zu bezonen, im Zweiten Weltkrieg sind
über 6 Millionen Jüdinnen und Juden getötet worden. Welche Bedeutung hat der Holocaust in der
Entstehungsgeschichte Israels? Also die Einwanderung in das Gebiet hat schon früher eingesetzt,
schon vor dem Holocaust. Also man darf ja nicht vergessen, was Deutschland damals für militärische
Erfolge gehabt hat, auch in Westeuropa, wurde natürlich der Druck für Juden und Juden aus Europa
wegzuziehen und zu Flüchten immer immer größer und diese Zahlen an Zuwanderinnen ist eben gigantisch
gestiegen und natürlich auch die Idee, dass man einen eigenen Staat unbedingt braucht als einzigen
Hort der Sicherheit, als einzigen Platz, in dem man sicher sein kann, in den alle Juden und Juden
entgehen kann, wenn sie woanders verfolgt werden. Und wie läuft dann die tatsächliche
Staatengründung ab? Also schon 1947, nachdem die Briten gesagt haben, wir sind daraus, hat die UNO,
damals die UNO-Generalversammlung, den Sicherheitsrat gab es noch nicht, eine Resolution
verabschiedet. Die Resolution 181, die eben einen Teilungsplan für das Gebiet vorsah. Die Juden
hätten etwas mehr Land bekommen, aber man muss dazu sagen, auch wenn die Araber mehr Land bekommen
hätten als dieser UNO-Teilungsplan vorsah, sie hätten abgelehnt. Also die arabische Seite hat das
völlig abgelehnt. 1948 hat Israel die Unabhängigkeit erklärt und diese arabischen Staaten, also die
Nachbarstaaten, haben sofort angegriffen. Und dieser Krieg 1948, 49 ist so ausgegangen, dass
nachher Israel mit mehr Territoriumdarstand als es 1947 von der UNO zugesprochen bekommen hätte.
Also das sind die ersten territorialen Gewinne Israels. Die Palästinenser sind teilweise
geflüchtet, heute wissen wir natürlich auch, sie sind vertrieben worden, es hat vereinzelte
Massaker gegeben und das wird eben von den Palästinensern als nackbar als Katastrophe bezeichnet.
Dann 1949 gab es einen Waffenstillstand und diese Waffenstillstandslinie von 1949 ist das,
was wir sehr oft als die Grenzen von 1967 bezeichnen. Also diese Waffenstillstandslinie hat bis
1967 gegolten und gehalten. Und 1967 im Sextagekrieg hat dann Israel noch viel mehr Territorium erobert,
nämlich alle Gebiete, wo Palästinenser leben, also das Westjordanland und den Gaserstreifen,
der aber zu Ägypten eigentlich gehörte, dann auch die ganze Halbinsel Sinai und einen Teil
des syrischen Golan. Und darum spricht man heute, wenn es einen palästinensischen Staat geben sollte,
dass der zumindest auf der Basis dieser 1967er, also in Wirklichkeit der Waffenstillstandslinie von
1949, Grenzen fußen sollte. Das hat zum Beispiel auch noch der Präsident Barack Obama gesagt.
Immer auf der Basis, das heißt natürlich, es werden nicht genau diese Grenzen sein,
während die Arabische Liga 2002 eine Erklärung verabschiedet hat, die Israel genau das anbietet.
Also ihr gebt den Palästinensern einen Staat innerhalb dieser Grenzen, 49 oder 67, das ist das
gleiche und wir bieten euch vollen Frieden. Wir machen eine kurze Pause und sind gleich zurück.
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Standard-Podcasts gibt es ja wirklich schon zu jedem Thema. Also fast jedem True Crime.
Thema des Tages lohnt sich das. Insight Austria. Serienreif. Besser Leben. Rätsel der Wissenschaft.
Edition Zukunft. Und und und. Aber nicht jede hat die Zeit, das alles zu hören. Und manchmal
möchte man sich einfach nur ein paar Minuten bescheiden lassen. Ich bin Schold Wilhelm und ich
bin Margit Ehrenhöfer. Ab sofort bringen wir auch Highlights unserer Podcasts. Für zwischendurch,
wenn mal weniger Zeit ist. Diese kurzen Ausschnitte nennen wir Shorts. So wie eine kurze Hose. Oder
eine kurze Geschichte. Okay. Und Shorts vom Standard finden sie jetzt überall, wo es Podcasts gibt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es also einen Teilungsplan der UNO und Israel verkündet dann
seine Unabhängigkeit. Und die Palästinenser greifen darauf in Israel an. Es gibt mehrere Kriege,
in denen jeweils Israel Land gewinnt. Wir befinden uns da jetzt Ende der 60er Jahre,
aber die Kämpfe hören ja danach auch nicht auf. Na es gab einen Krieg nach dem anderen. Also es
gab ja auch schon vor 67 die Suez-Krise und nachher eben den Yom Kippur Krieg. Am 6. Oktober wird
der Kampf in der Ost wieder auf das Schlachtfeld verlegt. Wenn Waffenstillstand das Ende eines
Waffenganges kennzeichnet, dann begann der siebente Palästiner Krieg zu Yom Kippur. An dem jetzt
besonders viel gedacht wird, weil auch der Yom Kippur Krieg ja mit einem unglaublichen Versagen
der israelischen Geheimdienste begonnen hat. Schon vorher gab es Abnützungskrieg und dann die Krieger,
die den Libanon involviert haben 1982 bis eben 2006 und eben seit die Hamas den Gaserstreifen
beherrscht. Just a few short weeks ago, the Palestinians chose the Arab world's first
democratically elected Islamist government. It's called the Islamic resistance movement, Hamas.
Also wo sie 2006 Wahlen gewonnen hat, 2007 die Macht übernommen hat, gibt es eben in regelmäßiger
Runde eben Gaser Kriege auch, zum Beispiel 2014 mit einer Bodenoffensive Israels. Aber nicht
vergleichbar mit dem, was jetzt angedacht ist. Gab es dann eigentlich jemals auch den Versuch,
Frieden zu schließen? 1964 wurde die PLO gegründet. Also die, wie du vorhin schon gesagt hast,
palästinensische Befreiungsorganisation. 1967 hat dann Israel das Territorium eben
Gaserstreifen, der vorher von Ägypten verwaltet wurde, Westerner Land das vorher von Jordanien
verwaltet wurde erobert. Und nachher kommt eben die Zeit, in der sich die PLO wirklich
das Terrorismus bedient, um ihre politischen Mittel zu verfolgen. Es gibt natürlich nicht nur die PLO,
sondern viele andere Gruppen, also Splittergruppen, teilweise Gruppen, denen die PLO dann nicht radikal
genug ist und so weiter. 20 Jahre später sehen wir dann einsetzen den Beginn des Umdenkens eines
teils der PLO-Führerschaft in Richtung Anerkennung, zumindest des Existenzrechts Israel in einem
israelischen Kernland-Teritorium. Das Ganze wird dann beschleunigt historisch durch den
Golfkrieg 1991 gegen Saddam Hussein, der ja Kuwait überfallen hat. Mit der Niederlage Saddam Hussein
verlieren die Palästinens einfach einen ganz, ganz wichtigen Unterstützer und sind sehr,
sehr schwach und gehen in Verhandlungen mit Israel. Und auch Israel ist zu der Zeit sozusagen
verpflichtet und wird von den USA getränkt, etwas dafür zu tun, dass es im Golfkrieg 1991 eben
arabische Unterstützung gegen den Saddam Hussein gegeben hat. Also es kommt zu einem Friedensprozess,
wir dürfen auch nicht vergessen, es ist das Ende der Sowjetunion, die all das möglich macht und
all das neu aufstellt die ganze Region. Und es kommt zum sogenannten Oslo Friedensprozess.
Throughout this century, bitterness between the Palestinian and Jewish people has robbed the entire
region of its resources, its potential, and too many of its sons and daughters. This brave gamble that
the future can be better than the past must endure.
Und dieser Oslo Friedensprozess sollte eben führen und hat auch geführt zu einer
teilweise Selbstverwaltung der Palästinenser in ihren Gebieten. Nur es wurde dann das
Territorium so aufgeteilt in Zonen, dass es eigentlich die Lebenssituation auch in den
Palästinenser Gebieten noch einmal verschlechtert hat für die Palästinenser und viele andere Sachen.
Also ein sehr unklares Verhältnis zu Terrorismus. Es gab dann in den 90er Jahren eine unglaubliche
Terrorwelle der Hamas gegen Israel. Könntest du an der Stelle kurz erklären, was denn die Hamas
eigentlich ist, wo die herkommt, weil es ja auch für die aktuelle Situation bedeutend ist?
Also die Hamas ist gegründet in den späten 80er Jahren als palästinensischer Zweig der
ägyptischen Muslimbruderschaft mit einer aber auch sehr nationalistischen palästinensischen
Agenda. Und es war von Anfang an angelegt, dass sie eben die Existenz Israels ablehnt und in
diesem Sinne agiert. Also es ist eine lange Geschichte, eine Terrororganisation, die ja auch
von vielen Ländern als solche eingestuft wird. Und das heißt, die Hamas waren dann wahrscheinlich
auch an diesem Friedensprozess, den du vorhin erklärt hast, nicht wirklich interessiert.
Die Hamas hat diesen Friedensprozess nie mitgemacht, immer abgelehnt, immer gesagt,
nein, keine Anerkennung Israels. Aber das hat zu dem geführt, was wir jetzt haben. Also einen
Gaserstreifen, wo Israel draußen sitzt und ein Westjordanland, das völlig zersplittert ist
zwischen palästinensischer Vollerkontrolle, zwischen palästinensischer Zivilerkontrolle und
militärischer Kontrolle Israels und Kontrolle Israels dort, wo die Siedlungen sind und natürlich
über auch noch anderes Land. Wie erfolgreich würdest du dann diesen Friedensprozess bewerten?
Der Friedensprozess, muss man sagen, ist, also schon vorher ist er schlecht gelaufen, aber ob 2000
ist er gescheitert. Die Idee war schon, einen Palästinenserstaat zu schaffen. Also alle haben
mit diesen Enden gerechnet, aber dazu kam es eben nie. Du hast vorhin schon über Gaserstreifen
und Westbank, also Westjordanland gesprochen, wenn wir jetzt langsam zu den aktuellen Ereignissen
aufschließen. Wie sah denn die Lage dort vor der aktuellen Eskalation aus? Für das Westjordanland
gilt eigentlich eine Teilung zwischen israelischer und palästinensischer Kontrolle, wobei die
palästinensische Behörde in den letzten Jahren immer schwächer geworden ist. Und diese Regierung
von Benjamin Netanyahu mit rechter Beteiligung, wollte ganz klar eben Fakten schaffen und Teile
des Westjordanlands Israel zuschlagen. Also der Terminus ist die israelische Souveränität
ausdehnen. Und die Lage im Westjordanland war immer explosiver. Wir haben auch Gruppen gesehen,
neue Gruppen, die anti-israelisch waren, also Israel bekämpft haben, aber auch eigentlich die
palästinenser Behörde, also Chaos. Und man muss sagen, dass diese israelische Regierung natürlich
auch teilweise Siedlergewalt gegen Palästinenser ermutigt hat. Also die Situation war sehr,
sehr schlecht. Und im Gaserstreifen? Im Gaserstreifen haben wir eben diese Schreckensherrschaft der
Hamas. Also es ist wirklich eine Diktatur mit religiösen Zügen. Die Menschen haben dort
wirklich sehr, sehr schlecht gelebt. Aus dem Gaserstreifen ist Israel 2005 unilateral abgezogen.
Unilateral bedeutet, dass es keine Verhandlungen und kein Agreement mit palästinensischen Stellen gab.
Also sie sind dort einfach raus und haben auch dort Siedlungen aufgegeben. Und von Anfang an hat
sich diese Lage im Gaserstreifen eben einfach nur in schlechtere entwickelt für Israel, weil eben die
Bedrohung, wie wir jetzt wissen, immer mehr gestiegen ist, von Israel ignoriert, dass vielleicht viel
zu sehr sich aufs Westjordanland konzentriert hat. Und natürlich auch die iranische Unterstützung für
die Hamas ist immer mehr angestiegen. Man muss also immer auch bedenken, dass dieser Konflikt
zwischen Israelis und Palästinensern auch Teil eines internationalen Gefüges ist und sicher nicht
unabhängig davon stehen kann, was im Rest der Welt passiert. Dann kommen wir zu den aktuellen
Ereignissen. Wir haben jetzt im Oktober den schlimmsten Angriff auf jüdisches Leben seit dem
Holocaust erlebt. Wir haben auch in den letzten Tagen viel darüber gesprochen, was seit dem
Terrorangriff der Hamas alles passiert ist. Was würdest du sagen, wie kam es denn gerade jetzt dazu?
Erstens einmal stand am Anfang wirklich die israelische Aufmerksamkeit, die einfach dem
Westjordanland gegolten hat. Die Hamas hatte wirklich offenbar ein Jahr lang Zeit, das unbeobachtet
vorzubereiten und es ist schon sehr schwer zu verstehen, weil es gibt wohl kein Gebiet, das
besser überwacht ist und von dem man gemeint hat, dass eben auch technologisch besser unter
Kontrolle ist als den Gaserstreifen. Warum die Hamas das gemacht hat? Also ich glaube,
das fragen sich eigentlich noch alle Experten und Expertinnen. In dem Sinn, was sind am Ende
die strategischen Ziele der Hamas? Gestern von einem israelischen Intellektuellen, die Theorie gehört,
dass sie nicht damit gerechnet haben, vielleicht auch wie ungehindert sie vorgehen können. Also,
dass sie überhaupt niemand stoppt. Also so eine Art grauenvoller Oversuccess. Weil das, was sie
gemacht haben, ist natürlich so, dass sie einfach wissen mussten und wissen müssen, dass es ihre
Ausschaltung bedeutet. Also, dass Israel alles versuchen wird, um diese Hamas Führung und die
Hamas Kontrolle im Gaserstreifen zu beenden.
Und dass sie in Kauf nehmen, dass unendliche Leid, der Zivilbevölkerung in Gaza, ist natürlich
keine große Überraschung. Das ist immer Teil des Kalküls auch. Das ist natürlich immer dieses
große Dilemma und auch eine Falle, in die dann Israel offenen Auges gehen muss, weil was sie
immer tun sozusagen. Dass es eben Bilder gibt, die eben die Bevölkerung in Gaza zeigen, wie sie
unendlich unter dieser Situation leidet. Und das sind wirklich nicht alles Hamasanhänger. Wie gesagt,
die Hamas ist eine Diktatur und wir können nur schätzen, wie viele wirklich genau diese Sachen,
die die Hamas macht, unterschreiben. Ein Faktor ist auch, dass in den letzten Jahren zu beobachten
war, dass immer mehr arabische Staaten in Richtung Normalisierung mit Israel gehen, ohne auf die
Anliegen der Palästinien-Enzer-Rücksicht zu nehmen. Also 2020 haben die Vereinigten Arabischen
Emirate einen Normalisierungsvertrag unterschrieben und das große Ding war jetzt, dass Saudi-Arabien
offensichtlich kurz der Vorstand diesen Vertrag auch mit Israel zu unterschreiben. Jetzt haben
natürlich die Hamas-Vorbereitungen viel früher begonnen, als eben jetzt diese gerade aktuelle
saudisch-israelische Annäherung. Aber es war natürlich schon ein langer Prozess in der Region,
wo die Hamas gesehen hat, die Palästinienzer sind einfach nicht mehr auf der Agenda der arabischen
Staaten und die arabischen Staaten verfolgen eine Zukunft, bei der die Palästinienzer-Frage
einfach nicht mehr die Hauptrolle spielt. Und in schrecklicher Weise kann man sagen,
ist es der Hamas gelungen, das umzutreten. Also jetzt sind alle wieder dabei und sagen,
wir müssen etwas tun, es muss eine sichere Zukunft geben für die Palästinienzer und auch
politische Perspektiven. Gut und Harrah, vielen Dank für das Gespräch. Gerne.
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Lohnt sich das? Der Standard Podcast über Geld findet jeden Dienstag auf
allgängigen Podcast-Plattformen. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.
Erstens, wir bleiben noch kurz beim Nah-Ost-Konflikt. Hier steht israeles Militär vor einer geplanten
Bodenoffensive in Gaza. Mehr als eine Million Menschen wurden zuvor aufgefordert, vom Norden
in den Süden zu flüchten. Um humanitäre Hilfe zu ermöglichen, wurde von den geplanten Kampfhandlungen
am Freitag der Grenzübergangraffer zum Gaserstreifen geöffnet. Nach der ferrenden Explosion vor
einem Krankenhaus in Gaza kommen nun immer mehr Details dazu an die Öffentlichkeit. Laut US-Geheimbericht
gibt es keine Hinweise dafür, dass die Verantwortung bei Israel liegt. Die Hamas hatte Israel für die
Katastrophe verantwortlich gemacht, bei der hunderte Menschen verletzt oder getötet worden
sein sollen. Internationale Experten gehen mittlerweile aber davon aus, dass es sich um eine
fehlgeleitete Rakete der Hamas selbst gehandelt haben dürfte. Und noch eine traurige Nachricht aus
Gaza unter den rund 200 israelischen Geiseln der Hamas befinden sich laut Angaben des israelischen
Militärs rund 30 Kinder und Jugendliche. Etwa 20 der Geiseln sollen älter als 60 Jahre alt sein.
Die Hamas setzt die entführten Personen für Erpressungen ein und als menschliche Schutzschilde,
um Israelis Gegenanschlag zu erschweren. Zweitens, am Donnerstagabend ist in Oberösterreich ein
Bundesheer-Hubschrauber im Zuge einer Zwischenlandung verunglückt und ausgebrannt. Die Besatzung konnte
die Maschine aber noch rechtzeitig verlassen, das hat das Verteidigungsministerium bekannt
gegeben. Laut Polizei erlitt eine Person dabei schwere Verletzungen, fünf weitere wurden leicht
verletzt. Es ist bereits der zweite Unfall beim österreichischen Bundesheer innerhalb von nur
wenigen Tagen. Am Montagnachmittag hat ein Unfall mit einem Kampfpanzer, Leopard, auf dem Truppenübungsplatz
allen steig ein Todesopfer gefordert. Das Kettenfahrzeug sei von der Straße abgekommen und über
eine Bärschung gestürzt. Drittens, wenn Sie das nächste Mal etwas per Münzwurf entscheiden
wollen, müssen Sie sich über eins bewusst sein. Die Chancen, ob Kopf oder Zahl gewinnt, liegen
nicht bei 50-50. 48 Nachwuchsforschende haben nach 250.000 Münzwürfen Folgendes herausgefunden.
Jene Seite, die vor dem Münzwurf oben liegt, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, auch nach dem
Aufwangen oben zu liegen. Der Hauptgrund dafür liegt in der sogenannten Präzision. Die geworfenen
Münzen rotieren nicht nur entlang der Drehachse, sondern meist auch seitlich. Das führt dazu,
dass die Oberseite auch während des Flugs etwas öfter oben liegt. Magier oder Trickbetrüger
schaffen es im Extremfall sogar, Münzen beim Wurf nur seitlich wackeling zu lassen,
ohne dass sie überhaupt rotieren. Ähnlich einer Pizzateigscheibe, die in die Luft geworfen wird.
Aber selbst wenn der Münzwurf korrekt ausgeführt wird, liegt die Wahrscheinlichkeit eben bei 51%,
dass die Oberseite auch noch am Ende des Wurfs oben liegt. Ein kleiner, aber bis vor kurzem eben
nicht bewiesener Vorteil. Und viertens noch ein kleiner Hinweis. Heute Freitag findet der
zweite Prozesttag im Verfahren um die Falschaussage von Exkanzler Sebastian Kurz statt in der
heutigen Verhandlung soll Sebastian Kurz das erste Mal auch selbst einvernommen werden. Derzeit
befinden sich unsere Kolleginnen noch im Gericht. Wir werden aber heute Abend noch eine Sonderfolge
Thema des Tages zum heutigen Prozesttag veröffentlichen. Wen das interessiert, also gerne
später noch einmal einschalten. Und wer jetzt gleich weiter hören will, für den habe ich noch
einen Hörtipp. Unsere Kolleginnen von Edition Zukunft Klimafragen haben sich diese Woche mit
Fleischkonsum und Nutztierhaltung beschäftigt und sprechen mit einer Expertin darüber,
wie es denn Kühn, Schafen und Co. in Zukunft besser gehen könnte. Also, wie die Nutztierhaltung
der Zukunft aussehen sollte. Edition Zukunft Klimafragen hören sie überall, wo es Podcasts
gibt und natürlich auch auf der Standard.at. Dort finden sie auch alles weitere zum aktuellen
Weltgeschehen. Falls Sie noch ein Thema haben, über das wir einmal sprechen sollten oder
sonstiges Feedback, dann schreiben Sie uns gerne eine Mail an Podcast.at der Standard.at. Und wenn
Sie unsere journalistische Arbeit unterstützen möchten, dann geht das am einfachsten mit einem
Standard-Abo. Und wer jetzt noch schnell zuschlägt, der kann noch eins unserer Jubel-Abus
abstauben, denn wir feiern aktuell 35-jähriges bestehende Standard. Alle Infos gibt es unter
Abo-Punkt, der Standard.at. Ich bin Margit Ehrenhöfer und an dieser Folge haben außerdem Tobias
Hohlub und Schold Wilhelm mitgearbeitet. Vielen Dank fürs Zuhören. Papa und bis dem nächsten Mal.
Im Business besser abschneiden. Mit dem stabilen und verlässlichen High-Speed Internet von A1. Auf
Wunsch mit A1 Payment. Jetzt in Aktion A1. Ich bin Doris Priching und ich bin Michael Steingruber
und gemeinsam sind wir serienreif. Das ist der Standard-Podcast über die spannende Welt der
Serien. Genau bei uns erfahren sie faszinierende Details über House of the Dragon und die Ringe der
Macht. Und restlos alles über satanische Spiele in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen
von Obi-Wan Kenobi bis zu RuPaul und zerlegen die neueste Marvel-Serie. Serienreif, euer Streaming-Podcast
jeden zweiten Donnerstag, eine neue Folge.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Frieden zwischen Israel und Palästina scheint heute unvorstellbarer denn je. Wie es dazu kam und wo wir heute stehen erzählt Nahost-Expertin Gudrun Harrer
Seit dem Einfall der Terrororganisation Hamas in Israel am 7. Oktober herrscht im Nahen Osten wieder Krieg. Mehrere Tausend Menschen sind seither ums Leben gekommen, Hunderte werden vermisst oder befinden sich in Geiselhaft. Wie konnte es so weit kommen?
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